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Emotionale Debatte um Gewerbegebiet in Dipperz: Bürgermeister wird Lobbyismus vorgeworfen

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Von: Rainer Ickler

Wie viel Fläche soll für die Ausweisung von Gewerbegebieten ausgewiesen werden? Bei dieser Frage stimmten die Dipperzer Gemeindevertreter gegen einen Antrag aus dem Rathaus.
Wie viel Fläche soll für die Ausweisung von Gewerbegebieten ausgewiesen werden? Bei dieser Frage stimmten die Dipperzer Gemeindevertreter gegen einen Antrag aus dem Rathaus. © Rainer Ickler

Die Mitglieder der Dipperzer Gemeindevertretung haben mit großer Mehrheit die Erweiterung des Gewerbegebietes im Bereich Haidacker abgelehnt. Die Diskussion war sehr emotional.

Dipperz - Dipperz, die Gemeinde, die sich selbst das Tor zur Rhön nennt, ist aufgrund der Nähe zu Fulda und zur Autobahn-Anschlussstelle Fulda-Mitte für potenzielle Häuslebauer und Gewerbebetriebe sehr attraktiv. Deshalb wollte sich die Verwaltung für die Erweiterung des Gewerbegebietes in der Gemarkung Haidacker (nordöstlich der B458) grünes Licht geben lassen.

Bürgermeister Klaus-Dieter Vogler (parteilos) berichtete von Gewerbebetrieben, die nach Grundstücken fragen. Deshalb wollte er die Genehmigung der Gemeindevertretung, Verhandlungen mit dem Grundbesitzer aufzunehmen, um dort ein kleines Gebiet zu entwickeln. (Lesen Sie hier: 20 Jahre Diskussion: Eltern, Lehrer und Gemeinde freuen sich über Zebrastreifen)

Fulda: Debatte um Gewerbegebiet - Bürgermeister wird Lobbyismus vorgeworfen

Christoph Schäfer (Bürgerliste) lehnte dies ab, wies darauf hin, dass in den vergangenen 10 bis 15 Jahren mehr als 40 Hektar Fläche für Wohnbebauung, die Ortsumgehung und das Gewerbegebiet versiegelt worden seien. „Das sind zehn Prozent der landwirtschaftlichen Fläche“, rechnete er vor. Wenn dies so weitergehe, dann habe die Gemeinde in 100 Jahren keine Flächen mehr für die Landwirte.

Zudem schade die Versiegelung dem Klimaschutz und sei nicht nachhaltig. „So können wir nicht weitermachen“, stellte er fest. Dies sei nicht generationenverträglich. Fraktionskollege Matthias Friedrich fragte, was der Bürger davon habe: „Ist das für uns positiv?“ Auch die Landwirte bräuchten Flächen, um auch künftig arbeiten zu können, betonte er. Dem Bürgermeister warf er vor, ein Lobbyist zu sein.

Gewerbegebiet

Im neuen Gewerbegebiet an der Bundesstraße entsteht aktuell das Mehrgenerationenzentrum mit Senioreneinrichtungen, Bäckerei, Apotheke sowie einer Arztpraxis. Die Fuldaer Zentrale der Firma Bickhardt-Bau wird von Dietershan nach Dipperz umziehen. Das Gebäude ist fertiggestellt. Drei weitere Firmen aus der Region werden in der Nachbarschaft bauen. Für 5200 Quadratmeter gibt es weitere Interessenten. Die Flächen werden demnächst vergeben. Frei ist dann noch ein Streifen von 7000 Quadratmetern direkt an der Bundesstraße.

Die Entwicklung der Gemeinde sei wichtig, erklärte Sebastian Heitz (CDU). Dabei müssten alle Interessen berücksichtigt werden, also Betriebe, junge Familien, aber auch die Landwirte. Er sprach sich für ein gesundes Wachstum aus. Zudem sollten die verfügbaren Flächen im vorhandenen Gewerbegebiet vergeben werden. (Lesen Sie auch: Neues Gewerbegebiet für Fulda: Stadt kauft Flächen an der A7-Auffahrt Nord)

Darauf ging Daniel Siewert (FDP) ein und stellte fest: „Es ist absurd, neue Flächen auszuweisen, wenn im vorhandenen Gewerbegebiet noch Grundstücke frei sind. Ich halte dies im Moment nicht für notwendig.“ Kerstin Nagel (CDU) sagte, dass noch 5000 Quadratmeter im Gewerbegebiet am Kreisel frei seien. Im potenziellen neuen Gebiet gehe es lediglich um 1400 Quadratmeter.

Kontroverse Diskussion in Gemeindevertretung in Dipperz

Patrick Kümmel (Bürgerliste) könnte sich vorstellen, dass die Gemeinde die Fläche kauft, aber erst einmal „liegen lässt“, so lange, bis attraktive Firmen kommen. Man solle die Flächen, die die Gemeinde habe, „nicht verramschen, denn Dipperz ist ein Top-Standort“.

Bürgermeister Vogler konnte die Argumentation der Gemeindevertreter, die einen Kauf ablehnen, nicht nachvollziehen. „Wir haben uns in den vergangenen 10 bis 15 Jahren maßvoll entwickelt“, stellte er fest. Eine maßvolle Entwicklung solle auch in den kommenden Jahren angestrebt werden. Das sei im Sinne der Gemeinde.

Die von Christoph Schäfer genannte Zahl von 40 Hektar zweifelte er an. Es seien nicht einmal 20 Hektar Fläche, die versiegelt worden seien. Den Vorwurf von Kümmel, dass Flächen verramscht werden, wies der Bürgermeister ebenfalls zurück. Es gehe auch nicht nur um die Gewerbesteuereinnahmen, sondern um Arbeitsplätze in Dipperz.

Scharf wies er den Vorwurf von Friedrich zurück, er sei ein Lobbyist: „Das ist eine Frechheit.“ Es gehe ihm darum, Dipperz behutsam zu entwickeln und nicht darum, bedenkenlos zu wachsen, sagte er. Am Ende stimmten zwei Vertreter für einen Erwerb der potenziellen Gewerbefläche, zehn lehnten dies ab.

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