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Rezeptfrei auf Droge? Debatte und Umfragen zu Cannabis zeigen Uneinigkeit

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Von: Marcus Lotz

Cannabis-Legalisierung
Soll Cannabis legalisiert werden und wenn ja, welche Regeln sollen dabei gelten? In dieser Frage sind die Menschen in Fulda geteilter Meinung. (Symbolbild) © Fabian Sommer/dpa

Soll Cannabis legalisiert werden und wenn ja, welche Regeln sollen dabei gelten? In dieser Frage sind die Menschen in Fulda geteilter Meinung. Das wurde kürzlich nicht nur während einer Podiumsdiskussion im Kulturkeller deutlich. 

Fulda - Die Redner, die sich die veranstaltende SPD für die Diskussion unter dem Titel „Rezeptfrei high?“ ausgesucht hatte, vertraten ein breites Meinungsspektrum: Als „absolute Katastrophe“ bezeichnete Strafverteidiger Hans J. Hauschild die Pläne im durchgestochenen Eckpunktepapier zur Legalisierung. „Ich hätte mir gewünscht, dass Cannabis insgesamt freigegeben und legalisiert wird.“

Fulda: Debatte um Cannabis-Legalisierung zeigt Uneinigkeit

Kiffen, so Hauschild, gehöre für viele Menschen in Deutschland zu ihrem Lebensgefühl, ähnlich wie für andere das Feierabendbier. Auch für die Justiz ergäben sich Vorteile: Dadurch, dass die Polizei keine Cannabis-Delikte mehr verfolgen müsse, hätte sie „Zeit, vernünftige Dinge zu tun. Zum Beispiel Streife zu fahren und aufzupassen, dass niemand einbricht.“

Der ehemalige Staatsanwalt Harry Wilke erhob den Vorwurf, das Papier sei „mit heißer Nadel gestrickt“, um die entsprechende Klausel im Koalitionsvertrag umzusetzen. Wilke vermutete zudem, dass die Kosten für Anbau, Herstellung und Vertrieb einen Preis in der Apotheke zur Folge hätte, den kaum jemand bereit wäre, zu zahlen, wenn es illegal vermutlich preiswerter wäre. „Wie soll denn so der Schwarzmarkt ausgetrocknet werden?“, fragte Wilke.

Große Bedenken hatte der Psychiater Dr. Bernhard Kießling. „Langzeitkonsum kann Psychosen auslösen, mit sehr ernsten Folgen.“ Auch das Argument, eine legale Abgabe unter Aufklärung der Konsumentinnen und Konsumenten sei unproblematischer, ließ Kießling nicht gelten: „Wie gut das Prinzip Eigenverantwortung funktioniert, sieht man beim Alkohol“, meinte er ironisch.

Umfragewerte

Nicht nur die Diskussionsteilnehmer und das Publikum, auch unsere Leserschaft ist geteilter Meinung:

Auf unserer Website sprachen sich 30,29 Prozent (146 Personen) für eine Legalisierung aus – 69,71 Prozent (336 Personen) waren dagegen.

Auf Instagram fiel die Abstimmung knapper aus: Hier waren 52 Prozent (361 Personen) dafür und 48 Prozent (337 Personen) dagegen.

Und wie sieht es in den Apotheken aus? „Die Herausgabe über ein Rezept ist bereits möglich und erfolgt unter strenger Aufsicht und hohen Auflagen“, erklärt Dr. Ansgar Wieschollek von der Fuldaer Engel-Apotheke. Er hält die bisher geltende gesetzliche Regelung für ausreichend. (Lesen Sie hier: Podiumsdiskussion zur Cannabis-Legalisierung: Jetzt ist Ihre Meinung gefragt!)

Die kontrollierte Abgabe per Rezept sei „eine extrem sinnvolle Geschichte“, so Wieschollek. „Der Wirkstoff wird seit vielen Jahren im Schmerz- und Palliativbereich eingesetzt. Wir sehen immer wieder, dass die Menschen eine große Schmerzlinderung und ein besseres Lebensgefühl erfahren.“ Die Apotheke versorge etwa das Hospiz am Frauenberg mehrmals wöchentlich mit Dronabinol (THC), dem Wirkstoff in Cannabis.

Eine Abgabe über die Apotheken, jedoch ohne Rezept, sieht er kritisch. „Zwar könnten wir auch dann über Dosierung und Nebenwirkungen aufklären. Klar ist aber, dass das nicht verhindert, dass erlaubte Mengen überschritten werden. Wer noch mehr davon möchte, holt es sich eben bei einer anderen Apotheke.“

Cannabis Legalisierung
Harry Wilke (von links), Szymon Mazur, Hans J. Hauschild und Bernhard Kießling diskutierten im fast vollbesetzten Kulturkeller über die Legalisierung von Cannabis. © Marcus Lotz

Christian Wetterich von der Fuldaer Rosen-Apotheke sagt, er befürworte eine unkompliziertere Verordnung von Cannabis für zum Beispiel Schmerzpatienten sowie eine einfachere Erstattung durch die Krankenkassen.

Angst vor Einbrüchen, sollte es dazu kommen, dass in seiner Apotheke auch Cannabis gelagert wird, hat er keine: „Wir haben bereits Betäubungsmittel in der Apotheke, die in einem Tresor gelagert werden. Es wäre auch bei Cannabis für Kriminelle sehr, sehr schwierig, das zu ergattern.“

Probleme gebe es eher bei der Lagerung: „Wir lagern immer mehr Betäubungsmittel ein, die gesichert aufbewahrt werden müssen. Entsprechend gestiegen ist der Platzverbrauch. Als wir die Apotheke übernommen haben, hatten wir einen Tresor in der Größe eines Aktenkoffers. Daraus ist ein ganzer Schrank geworden. Hätten wir den nicht und käme Cannabis noch hinzu, hätten wir ein Platzproblem.“

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