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„Studieren statt Frieren“: Demo an der Hochschule gegen kalte Hörsäle und steigende Kosten

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Von: Marcus Lotz

Fulda: „Studieren statt Frieren“ - Demo an der Hochschule
Auf dem Campus der Hochschule Fulda haben am Dienstag Studierende und Beschäftigte gegen die Schließung der Hörsäle und für gedeckelte Preise in Mensa und Wohnheimen demonstriert. © Marcus Lotz

130 Menschen haben sich am Dienstagmittag zu einer Kundgebung unter dem Slogan „Vom Hörsaal auf die Straße“ auf dem Campus der Hochschule Fulda zusammengefunden. Dazu aufgerufen hatte der AStA, der auf die prekäre Situation vieler Studierender aufmerksam machte.

Fulda - Steigende Lebenshaltungskosten, kalte Hörsäle, Inflation – die Folgen der Krisen belastet auch die Studierenden in Hessen. Landesweit fanden deshalb am Dienstag Kundgebungen statt, welche die hessischen Studierendenausschüsse organisiert hatten – so auch in Fulda. Dort stellte Alexander Wiegel, zweiter Vorsitzender des AStA (Allgemeiner Studierendenausschuss) der Hochschule Fulda, die Forderungen der Studierenden in Hessen vor. So sollen etwa keine Hochschulen aufgrund gestiegener Energiekosten geschlossen werden. „Das ist nicht selbstverständlich, auch wenn wir in Fulda zum Glück ein sehr studierendenfreundliches Präsidium haben, das dem entgegensteht“, sagte Wiegel.

Fulda: Demo an der Hochschule - Studierende fordern Preisdeckel

Wiegel forderte außerdem die Deckelung gestiegener Mensapreise und Mieten. „In meiner WG wurden in letzter Zeit monatlich die Nebenkosten erhöht, ebenso von den Strom- und Gasanbietern. Irgendwann ist auch mal Schluss.“ Auch ein kostenloses Bildungsticket für den Öffentlichen für den Nah- und Fernverkehr solle her.

„Wir kämpfen zudem für den akademischen Mittelbau“ – also die Gruppe der wissenschaftlichen und künstlerischen Mitarbeitenden an Hochschulen. „Hier ist das größte Problem die hohe Zahl der befristeten Stellen, die eine Zukunftsplanung beinahe unmöglich machen.“ Als letzten Punkt forderte Wiegel die Abschaffung des Verwaltungskostenbeitrags. (Lesen Sie auch: Campuserweiterung an der Hochschule Fulda: Ministerin Dorn eröffnet neue Gebäude)

Untermauert wurden diese Forderungen von Redebeiträgen einzelner Studierender. So trug etwa Felicitas Müller vom Fachschaftsrat Sozialwesen einen Bericht unter dem Titel „Aus dem Leben einer Studentin“ vor, schilderte Szenen vom Geldzählen an der Kasse und einem mit 80 Euro überzogenen Konto – zwei Wochen vor Monatsende. „Nicht nur mir geht es so – ein Drittel der Studierenden lebt in Armut“, stellte Müller fest.

Auch Lukas Rosenberger, der für die Studierenden im Verwaltungsrat des Studierendenwerks sitzt, berichtete von den schwierigen Bedingungen an der Hochschule, die an die „Lockdown-Zeit“ erinnerten: „Lernorte werden geschlossen, Treffpunkte wie die Mensa oder die Bibliothek bleiben ungeheizt, werden vorzeitig oder ganz geschlossen, Lehrräume sind über Stunden so kalt, dass sich Studierende eine Decke mitnehmen oder mehrere Hosen übereinander anziehen müssen.“

Rosenberger erinnerte an das Kultusministerium gerichtet an den Artikel 14 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union. „Das darin festgeschriebene Recht, dass Bildung allen zugänglich sein muss, findet sich in der Wirklichkeit nicht umgesetzt. Studieren ist nur Personen vorbehalten, die sich das leisten können“, urteilte Rosenberger. Im Flyer, der auf die Demo aufmerksam machte, heißt es auch: „Studieren statt frieren.“

„Ich bin dreifache Mutter, studiere und habe drei Jobs“, stellte sich Sarah Herzig, AStA-Referentin für Soziales, vor. „Hallo an alle, denen es egal zu sein scheint, dass wir noch mehr in den finanziellen Ruin rutschen“, grüßte Herzig. Sie berichtete von „Nebenkosten bis zum Gehtnichtmehr“, den Wegfall sozialer Kontaktmöglichkeiten durch eine geschlossene Mensa und der Schließung der Kita in den Räumen der Hochschule. (Lesen Sie auch: Studentenwerk Gießen hebt Preise an: Essen an Hochschule Fulda wird teurer)

Studierende in Hessen demonstrieren gegen kalte Räume und hohe Kosten

Daniel Wegfahrt, Vizepräsident des Studierendenparlaments, kritisierte, dass nicht nur der Krieg in der Ukraine für die derzeitige Situation verantwortlich sei, sondern vor allem der Kapitalismus. „Wir sollen für den Frieden frieren und hungern, während Konzerne Rekordgewinne einfahren und Preiserhöhungen mit dem Krieg begründen“, sagte Wegfahrt.

Gleichzeitig würden Studierendenwerke und Hochschulen in Hessen mit gerade einmal 13 Prozent vom Land finanziert. „Wir finanzieren das durch unsere Gebühren fast komplett selbst“, kritisierte Wegfahrt, der bilanzierte: „Dass das Studium die schönste Zeit unseres Lebens sein soll, sehe ich schon lange nicht mehr so. Wir haben großen Prüfungsstress und schuften derweil in Bars, Cafés und Supermärkten für einen sehr geringen Lohn. Wir haben keine Lust mehr auf Ausbeutung. Wir müssen uns wehren.“ An die Versammelten richtete er den Appell: „Seid kritisch, seid laut und seid verdammt noch mal wütend. Ihr habt jedes Recht dazu.“

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