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Bernhard Diel arbeitete 51 Jahre für die Deutsche Bahn - Neuhofer Lokführer im Ruhestand

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Von: Jasmin Herzberg

Fulda: Bernhard Diel
Bernhard Diel fuhr die ICEs nicht nur, er war auch Systembediener der Simulatoren, mit denen andere Lokführer das Bedienen der Züge lernten. © privat

Mehr als ein halbes Jahrhundert hat der Neuhofer Bernhard Diel (65) bei der Deutsche Bahn AG gearbeitet. Er hat sich weitergebildet und immer neue Aufgaben wahrgenommen, aber das Unternehmen für ein anderes verlassen – das kam für ihn nie infrage.

Neuhof - Gemeinsam mit 20 weiteren Lehrlingen begann Bernhard Diel am 1. September 1971 die Maschinenschlosser-Lehre bei der Deutsche Bahn AG, damals noch Deutsche Bundesbahn. Seine Lehrjahre verbrachte er im Ausbesserungswerk in Fulda. Als er 1975 seine Gesellenprüfung bestand, hoffte er, in Fulda übernommen zu werden und hier bleiben zu können. Das Ausbesserungswerk hatte damals an diesem Standort jedoch keine freien Stellen.

Fulda: Bernhard Diel arbeitete 51 Jahre lang für die Deutsche Bahn 

Diel und seine Kollegen hatten nun die Wahl: „Entweder wir machten die Weiterbildung zum Lokführer in Frankfurt oder wir mussten woanders nach einer Stelle suchen.“ Die Entscheidung fiel auf Frankfurt. Nach anderthalb Jahren schloss Diel 1976 die Ausbildung zum Lokführer im Betriebswerk (BW) 2 in Frankfurt ab.

Bis Juni 1984 arbeitete Diel als Lokführer im regelmäßigen Fahrdienst des BW 2 in Frankfurt. Während dieser Jahre reichte der heute 65-Jährige mehrmals Anträge auf eine Versetzung nach Fulda ein. Am 4. Juni 1984 erfüllte sich sein Wunsch und „ich wurde Lokführer und Ausbilder im regelmäßigen Fahrdienst im BW hier in Fulda“.

Und dort blieb er – für weitere 38 Jahre. Nach seiner Ausbildung wurde er verbeamtet und verlor nie den Spaß und die Freude an seiner Arbeit. „Urlaub hätte ich teilweise gar nicht gebraucht, so toll war es für mich“, erinnert er sich. Auch der Wunsch, im Laufe der Jahre vielleicht einmal den Arbeitgeber zu wechseln, kam Diel nie. Bis 1996 bediente er unter anderem die Arbeitszüge, auf denen sich Fahrzeuge befanden, die für Reparatur oder Überprüfungsarbeiten an den Gleisen oder in Tunneln gebraucht wurden.

Deutsche Bahn: Diel bildete Lokführer am ICE-Simulator aus

Als in den 90er Jahren der Intercity-Express (ICE) in den Bahnbetrieb aufgenommen wurde, bedeutete das, dass die Lokführer für deren Betrieb geschult werden mussten. „1996 kam der erste ICE-Simulator nach Fulda, und seit dem haben wir Lehrgänge angeboten“, sagt Diel. Für ihn änderte sich seine Arbeit dahingehend, dass er seit dem 7. Mai 1996 – bis zu seinem Eintritt in die Rente am 31. Oktober diesen Jahres – Systembediener am Simulator und Ausbilder und Prüfer auf der ICE-Fahrzeugflotte gewesen ist.

Die Teilnehmer der Simulatorenlehrgänge kommen laut dem ehemaligen Systembediener aus ganz Deutschland – obwohl es mittlerweile noch in anderen Städten Simulatorentrainingscenter gibt. Bis heute sei Fulda jedoch das größte. „Aktuell haben wir vier Simulatoren. Bald bekommen wir aber auch noch das neueste ICE-Modell der Baureihe 408“, berichtet Diel. Wer nach Fulda zum Training mit Diel und seinen Kollegen gekommen sei, „hat sich immer sehr gefreut, wenn wir die Kurse leiteten“, sagt Diel freudig.

Mithilfe der Lehrgänge sollen Lokführer in ihrem jeweiligen Aufgabenfeld lernen, mit gewissen Situationen umzugehen. „Es werden Unregelmäßigkeiten und Situationen simuliert, die einem jeden Tag während einer Fahrt passieren könnten“, so Diel. Dazu zählen der Umgang mit Witterungsverhältnissen oder energiesparendes Zugfahren. „Wir lassen die Teilnehmer einen Streckenabschnitt so fahren, wie sie es aus dem Bauch heraus machen würden. Danach schauen wir gemeinsam, was verbessert werden könnte.“ (Lesen Sie auch: Tagung in Fulda: Pro Bahn kritisiert Preiserhöhungen der Deutschen Bahn im Fernverkehr)

In den vielen Jahren, die Diel für die heutige Deutsche Bahn AG gearbeitet hat, hat sich einiges verändert und weiterentwickelt – besonders die Technik. „Früher konnten Lokführer bei ihren Fahrzeugen noch einiges selbst überprüfen, wie etwa den Ölstand, oder kleinere Reparaturen vornehmen. Inzwischen wird eine Störung nur noch auf dem Display angezeigt und es gibt Tasten, teilweise auch schon Touch-Bildschirme, mit denen Fehlermeldungen noch während der Fahrt behoben werden können“, erklärt Diel.

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Am liebsten würde er auch jetzt noch weiterarbeiten „vielleicht auf 450-Euro-Basis“. Der Aufwand für den Arbeitgeber sei dafür jedoch zu groß, bedauert Diel.

Die nun freie Zeit werde Diel jedoch nicht mit Rumsitzen verbringen. „Ich habe ein Grundstück, ein Haus und Enkel, sie halten mich auf Trab“, ist er sich sicher. Außerdem werde er ab und zu noch einmal bei seinem alten Arbeitsplatz vorbeischauen. „Meine ehemaligen Kollegen freuen sich bestimmt über einen kleinen Besuch.“

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