„Leider hat es auch auf dem Gelände der Landesgartenschau Einbrüche und Diebstähle gegeben. Insbesondere Material, aber auch kleinere Baugerätschaften wurden entwendet. Wir haben darauf mit verstärkten Sicherheitskontrollen reagiert. Mittlerweile sind die Areale der Gartenschau mit dauerhaften Zäunen, beziehungsweise Bauzäunen gesichert und auch der Aueweiher ist komplett eingezäunt“, sagt Pressesprecherin Patricia Bickert. Zusätzlich seien Videoanlagen zur Überwachung installiert worden. Leider haben wir immer noch mit Vandalismus und Sachbeschädigungen zu kämpfen. So wurden Bauzäune aufgebrochen oder verlegte Kabel rausgerissen und das Kupfer entfernt“, sagt Bickert.
Bauunternehmer Veit Küllmer unterstreicht diesen Eindruck: Kupfer, Stahl, teilweise sogar Gullideckel suchten sich die Diebe als Beute aus. „Im Tiefbau haben wir allerdings wenig bewegliche Sachen auf den Baustellen stehen. Aber fragen Sie mal die Kollegen, die im Hochbau tätig sind“, sagt Küllmer. (Lesen Sie auch: Dreiste Baustellen-Diebe klauen Solar-Module und Werkzeuge - im Wert von 13.500 Euro)
Die Bestätigung liefert Michael Wißler, Geschäftsführer der Firma Ullrich Bau, ohne Umschweife. Anders als die Stadt Fulda beobachtet er jedoch keine Zunahme wegen der Preisexplosionen in den vergangenen Monaten. „Das Problem haben wir schon seit bestimmt drei, vier Jahren. Es wird alles geklaut, was für die Täter transportfähig ist: Baumaterial, Schrott, Werkzeug, Maschinen. Erst kürzlich hat man mir eine Rüttelplatte in Darmstadt von einer Baustelle gestohlen“, berichtet er.
Im Gegensatz zur Stadt Fulda möchte das Polizeipräsidium Fulda keine Rückschlüsse auf eine etwaige Motivlage bei der Baupreisentwicklung ziehen. Diese müsse im Einzelfall betrachtet werden. Die Anzahl von Baustellendiebstählen in Osthessen für das Jahr 2022 unterliegt im Monatsvergleich gewissen Schwankungen und bewegt sich dabei jeweils im einstelligen bis sehr niedrigen zweistelligen Bereich.
Gleichwohl lässt sich sagen, dass die Zahl der Taten zur Jahreshälfte hin zugenommen hat, seitdem wieder rückläufig ist und bis Mitte Oktober insgesamt im untersten dreistelligen Bereich (Landkreis Fulda: mittlerer zweistelliger Bereich) liegt. Im Vergleich zum Vorjahr ist eine Steigerung der Anzahl von polizeilich angezeigten Baustellendiebstählen erkennbar.
Für die Straßenbaubehörde Hessen Mobil gelte dies nicht. Ein Sprecher spricht von Einzelfällen in der Vergangenheit. Trotzdem rät er – wie die Stadt Fulda –, der jeweiligen Bauherrschaft als auch den ausführenden Firmen Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, um Diebstähle zu unterbinden, „da nicht nur der Materialverlust, sondern auch ein eintretender Bauverzug große Kosten verursachen kann. Zudem ist die Neubeschaffung von Material derzeit mit zum Teil extremen Lieferzeiten und Teuerungsraten (Inflation) verbunden“, erklärt Heller.
In einigen Fällen, in denen städtische Baustellen zum Beispiel nicht gut einsichtig sind, setze die Stadt Bewachungssysteme oder Wachdienste ein. Bauunternehmer zäunen unterdessen ihre Baustellen ein oder stellen teures Material in gut ausgeleuchteten Zonen ab. „Diese Maßnahmen sind effektiv und zeigen in der Regel rasch Wirkung“, erklärt Heller.
Ein anderes Klagelied singt indes Michael Wißler: „Die Täter sind so dreist, das juckt die teilweise gar nicht.“ Trotz Sicherheitsdienst, Einzäunungen und Ausleuchtungen verschwinde Material und Gerät. Und Wißler hat ein besonders eindrückliches Beispiel parat: „In Wiesbaden haben sie mir trotz Beleuchtung, trotz Zäunen, trotz Pförtner und Bewachung einen Kleinbagger gestohlen – vom Gelände des dortigen Polizeipräsidiums.“