Fuldas Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld hob in seinem Grußwort insbesondere die Rolle Riethmüllers bei der zweiten Bibliotheksfusion ihrer Dienstzeit hervor: Im März 2011 wurde die Stadtbücherei – Centralbücherei des Büchereiverbundes Fulda e.V. – in die Hochschul- und Landesbibliothek integriert. Damit war der Startschuss für das Projekt „Hochschul-, Landes- und Stadtbibliothek Fulda“ gegeben.
„Diese auch bundesweit wohl einmalige Verbindung ist mit Unterstützung der Landesregierung, der Hochschulverwaltung und den städtischen Gremien vor allem dem guten fachlichen Zusammenwirken zwischen Dr. Marianne Riethmüller und dem früheren Kulturamtsleiter Dr. Werner Kirchhoff zu verdanken“, so der Oberbürgermeister. Die gelungene Zusammenführung wurde 2015 mit dem Hessischen Bibliothekspreis ausgezeichnet.
Dr. Marianne Riethmüller studierte Geschichte, Biologie und Pädagogik an der Universität Düsseldorf. Dort promovierte sie 1992 im Fach mittelalterliche Geschichte. Von 1989 bis 1994 arbeitete sie als verantwortliche Mitarbeiterin im Projekt „Handschriftencensus Rheinland“, das an der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf angesiedelt war. Von 1994 bis November 2000 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf tätig und fungierte ab Mai 1994 als Leiterin der Abteilung Alte Drucke sowie stellvertretende Leiterin der Handschriftenabteilung. Zusätzlich übernahm sie ab 1998 die Leitung der Abteilung Bestandspflege und Bestandserhaltung.
In ihrer Zeit in Fulda war sie auch ehrenamtlich in bundes- und landesweiten Fachgremien tätig. Dazu zählte unter anderem die AG Regionalbibliotheken des Deutschen Bibliotheksverbands, deren Vorsitz sie auch von 2015 -2016 inne hatte, oder die AG Bestandserhaltung im Rahmen der Hessischen Direktorenkonferenz.
Besonders erwähnte Wingenfeld auch Riethmüllers fachliche Expertise bei der Sicherung der Fuldaer Franziskanerbibliothek: „Ich danke Ihnen und Ihrem Team für Ihre Bereitschaft, einen historisch bedeutsamen Teil dieses Bestandes zu übernehmen und ihn innerhalb kürzester Zeit der Öffentlichkeit digital zur Verfügung zu stellen.“ Aus Sicht Wingenfelds wandelte sich die Bibliothek zu einer modernen Dienstleistungseinrichtung. „Dr. Riethmüller sah in der HLB ganz selbstverständlich auch einen wichtigen Baustein des städtischen Kultur- und Bildungslebens und arbeitete daher eng mit dem Stadtarchiv, der Volkshochschule, der Kinderakademie sowie zahlreichen Schulen zusammen.“
Nach dem Festvortrag von Dr. Peter Reuter, leitender Bibliotheksdirektor der Universitätsbibliothek Gießen, zum Thema „Zukunft braucht Herkunft oder: Gelassenheit und andere bibliothekarische Tugenden“ ging Berthold Weiß, stellvertretender Leiter der HLB Fulda, noch einmal auf die Arbeit seiner langjährigen Vorgesetzten ein.
„Trotz des sich in den letzten Jahrzehnten stark wandelnden Berufsbildes waren Frau Dr. Riethmüller nach wie vor auch die klassischen Kernaufgaben bibliothekarischer Arbeit wichtig. Ihr Engagement und die Liebe zum wertvollen Altbestand der Bibliothek spiegeln sich auch in ihrer mehrjährigen überregionalen Gremienarbeit wider“, sagte Weiß. Mit Blick auf die Beschäftigten der Bibliothek sei Marianne Riethmüllers besonderes Verdienst, „dass sie Mitarbeitende aus drei unterschiedlichen Bibliothekstypen und -kulturen zusammengeführt und diese aus den ehemals eigenständigen Einrichtungen in eine Bibliothek integrierte und so etwas neues Gemeinsames geschaffen hat“, so Weiß.
Für Marianne Riethmüller war durch die bewegende Feier das Abschiednehmen „schwieriger als gedacht“, wie sie sagte. Neben einem ausdrücklichen Dank an die Stadt Fulda für die finanzielle und ideelle Unterstützung der Bibliothek wandte sie sich an das Hochschulpräsidium, ihr Team und ihren Stellvertreter. „Unerlässlich war in all den Jahren, dass die Hochschulpräsidenten der Bibliothek, dem gesamten Team und auch mir stets Raum, Zeit und die Geduld gegeben haben, die Bibliothek mit ihren beiden Standorten und den sehr unterschiedlichen Aufgaben weiter zu entwickeln und sie an die vielen neuen, zusätzlichen Anforderungen heranzuführen. Dies ist ganz sicher nicht selbstverständlich und daher möchte ich mich an dieser Stelle für das über Jahre gegebene Vertrauen bedanken.“
Am meisten zu verdanken habe sie jedoch ihren Kolleginnen und Kollegen in der Bibliothek. Die scheidende Direktorin betonte: „Sie haben mit Ihren je eigenen Kenntnissen und Fähigkeiten, Aufgaben und Ideen dazu beigetragen, dass die Bibliothek gewachsen, attraktiv und gut gerüstet ist. In den fast 23 Jahren wusste ich immer, dass ich Sie alles fragen konnte, was mir neu oder unbekannt oder schlicht rätselhaft war. Ich glaube, Sie haben Verständnis dafür, dass ich stellvertretend für Sie alle Herrn Weiß nenne, der mir 22 Jahre ein fachlich versierter, geduldiger, ausgleichender, unterstützender Counterpart war.“