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Erfahrung trifft auf Tradition: Ehepaar Steimer übernimmt Bäckerei Neidhardt in Flieden

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Bernhard und Evelyn Leibold (von links) übergeben die Fliedener Bäckerei Neidhardt zum Jahresende an Gordana und Michael Steimer.
Bernhard und Evelyn Leibold (von links) übergeben die Fliedener Bäckerei Neidhardt zum Jahresende an Gordana und Michael Steimer. © Ulrich Schwind

Das ist zu einer Rarität geworden: Eine Bäckerei mit eigener Backstube, traditionellen Rezepten und echten Spezialitäten – und die im Jahre 2021 einen inhabergeführten Nachfolger findet. In der Bäckerei Neidhardt in Flieden wird das alles Realität.

Flieden - Deren Anfänge reichen vermutlich bis in das Jahr 1824 zurück. Damals gründete Eugen Neidhart die Bäckerei in der Schlüchterner Straße 8, Hausname „Eichens“. Fast zweihundert Jahre war sie im Familienbesitz, ging auf Franz und später Otto Neidhardt über, bevor am 1. Januar 1986 dessen Neffe Bernhard Leibold den Handwerksbetrieb mit Verkaufsladen in Flieden (Kreis Fulda) übernahm. Später stieg auch dessen Frau Evelyn in das Geschäft ein.

Nun geben sie dieses zum 1. Januar 2022 aus Altersgründen ab. Und haben tatsächlich einen Nachfolger gefunden, sogar quasi „vor der Haustür“, nämlich im Königreich: Bäckermeister Michael Steimer – gebürtig aus Hünfeld-Steinbach – und Ehefrau Gordana, die beide im Ortsteil Struth wohnen. Und das ging alles völlig reibungslos über die Bühne. Nachdem die Steimers von den Verkaufsabsichten erfahren hatten, waren sich beide Paare schnell handelseinig. (Lesen Sie hier: Bäckerei Müller in Crainfeld schließt - Inhaber nennt gesundheitliche Gründe)

Fulda: Ehepaar Steimer übernimmt Bäckerei Neidhardt in Flieden

Bei dem Besitzerwechsel werden nicht nur alle zehn Mitarbeiter übernommen, sondern auch die althergebrachten Rezepte weitergegeben, speziell natürlich das für das Bauernbrot, das Aushängeschild der Bäckerei im weiten Umkreis. Basis ist dabei ein reiner Natursauerteig mit Mehl aus der Region, ohne Zusatz von Hefe und in Ruhe gereift. Dieser selbstgezüchtete Natursauerteig wird heute noch meist von Altbäcker Otto Neidhardt – im unglaublichen Alter von 97 Jahren – zubereitet.

Auch die übrigen Backwaren wie Brötchen, Kuchen bis hin zu Stollen und Plätzchen werden nicht maschinell, sondern in frischer handwerklicher Qualität Nacht für Nacht hergestellt. Und da sind dann noch die Torten, vielfach ebenfalls nach althergebrachten Rezepten. Sie entstehen unter den Händen von Christine Hohmann, der Schwester von Bernhard Leibold. Vor drei Jahren hat sie sich mit „Inas Torten-Werkstatt“ selbstständig gemacht, verkauft ihre Produkte jedoch in erster Linie im Neidhardt’schen Laden, der übrigens bis heute in der Schlüchterner Straße 8 beheimatet ist.

Bei all dieser Geschichte ist es kein Wunder, wenn Michael Steimer seinen Einstieg unter das Motto „Erfahrung trifft auf Tradition“ stellt. Im Jahre 1971 hat er den Bäckerberuf erlernt, 1979 die Meisterprüfung erfolgreich abgelegt. Seitdem sammelte er in mehreren Betrieben Erfahrungen. Seine Frau Gordana ist gelernte Verkäuferin und hat schon in Bäckereifilialen gearbeitet.

Erfahrung trifft auf Tradition: Leibold übergibt Bäckerei nach 47 Jahren im Beruf

Bernhard Leibold ist übrigens in der Bäckerei groß geworden. Als kleiner Steppke half er regelmäßig dem Opa in der Backstube. Im Jahr 1974 machte er sein Hobby zum Beruf und eine Bäcker-, später eine Konditorenlehre und schließlich den Bäckermeister. Heute blickt er auf stolze 47 Berufsjahre zurück, davon 35 Jahre als Selbstständiger.

Das bedeutet: Weit über 10.000 Nächte hat er zum Tag gemacht, süße und salzige Leckereien gezaubert und das tägliche Brot für die Kunden hergestellt. Rund ein halbes Dutzend junger Menschen bildete er zum Bäcker aus, gab immer wieder Kindergartengruppen und Schulklassen einen Einblick in sein Handwerk. Bei der „Nacht des Backens“ zeigten sich sogar Erwachsene stets sehr interessiert an seiner Arbeit.

Nun der Wechsel in der Backstube: Michael Steimer ist es dabei besonders wichtig, die traditionelle Arbeit fortzusetzen und den Kunden „anständige, ehrliche Backwaren“ anzubieten. Und dabei ist es nicht ausgeschlossen, dass Bernhard Leibold – wenn Not am Mann ist – aushilfsweise gelegentlich wieder eine Nacht in der Backstube zubringt. Auch sonst wollen er und seine Frau den Nachfolgern weiterhin mit Rat und Tat zur Seite stehen. (von Ulrich Schwind)

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