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Corona trifft auf Energiekrise: Schüler müssen sich in diesem Winter besonders warm anziehen

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Von: Sabrina Mehler

Schule
Stoßlüften gilt als eine der wichtigsten Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Doch durch geöffnete Fenster entweicht Heizenergie nach draußen. © Christoph Schmidt/dpa/Archivbild/Symbolbild

In den Klassenzimmern bleibt die Heizung immer öfter aus: Auch die Schulen wollen Energie sparen. Doch die Möglichkeiten sind vielerorts beschränkt. Hinzu kommt die Gretchenfrage: Wie halten es Schulen mit energiefressenden Luftfiltern, die eigentlich vor dem Coronavirus schützen sollen?

Fulda - Schüler und Schülerinnen müssen sich wie schon in den Jahren zuvor auf einen Unterricht mit dicken Pullovern, Schals und Decken einstellen. Denn wegen der Energiekrise werden die Heizungen gedrosselt: auf 21 Grad in Schulen des Landkreises Fulda und auf etwa 20 Grad in den städtischen Schulen.

Gleichzeitig gilt Stoßlüften als eine der wichtigsten Maßnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Doch durch geöffnete Fenster entweicht Heizenergie nach draußen, und obendrein gelten mobile Luftfilteranlagen als enorme Stromfresser. Ein Dilemma.

Energiekrise: Schulen in Fulda drosseln Temperatur auf maximal 21 Grad

„Das ist natürlich ein Problem, weil es durch das Lüften noch kälter werden kann“, sagt Hubertus Reith, Leiter der Jahnschule in Hünfeld. Seine Lösung: wärmer anziehen. Aus seiner Sicht bewege sich die Senkung der Raumtemperatur „noch im erträglichen Rahmen“.

Der Beitrag der Schulen, die Auswirkungen der Energiekrise abzufedern, sei außerdem eine „zwingende Notwendigkeit“. Daher macht man sich an der Hünfelder Schule Gedanken, welche weiteren Maßnahmen möglich sind: So stehen zum Beispiel Computeranlagen, die sich lediglich im Standby-Modus befinden, auf dem Prüfstand. „Wir bitten außerdem alle, darauf zu achten, dass die Lichter nach Unterrichtsende beziehungsweise beim Verlassen des Raums ausgeschaltet werden.“

Ähnlich reagiert die Ferdinand-Braun-Schule in Fulda: Auch Leiterin Ulrike Vogler empfiehlt entsprechende Kleidung: dicke Socken, warme Schuhe. „Und wir wollen die Schüler- und Lehrerschaft sensibilisieren, damit sie einen Blick für das Problem bekommen – und zum Beispiel das Licht in Räumen ausschalten.“

Sie merke bereits jetzt, dass die Energiekrise und die kühleren Räume ein Thema bei den Schülern und Schülerinnen sei. „Sie fürchten, dass es frisch wird – vor allem wenn man den ganzen Tag in einem Raum sitzt.“ Dabei habe der Winter noch nicht begonnen: „Es wird spannend, wenn es richtig kalt wird.“ (Lesen Sie auch: 20 Jahre SMOG: Gründer kann sich Zukunft ohne Prävention an Schulen schwer vorstellen)

Kritik an den Maßnahmen habe er bisher noch nicht gehört, sagt Sven Müller, Leiter des Domgymnasiums in Fulda. „Das hat jeder akzeptiert, und mit dieser Temperatur kann man auch gut leben.“ Zudem hätten die Schüler und Schülerinnen in den Corona-Jahren bereits Erfahrungen mit kalten Temperaturen gemacht: „Viele haben sich schon darauf eingestellt, dass es in diesem Winter wieder kühler wird.“

Corona trifft auf Energiekrise: Schulen setzen Luftfilter weiterhin ein

Auch am Domgymnasium werde versucht, den Schülern die Notwendigkeit zum Energiesparen bewusst zu machen. Allerdings sei es aufgrund der Bauweise des Gebäudes nicht überall möglich, das Licht auszuschalten: „Wenn es in den Gängen, die keine Außenfenster haben, zu dunkel wird, ist es mit dem Energiesparen schwierig.“

Einige mobile Luftfilter seien in Räumen, in denen nicht optimal gelüftet werden kann, bereits jetzt zum Schutz vor Corona im Einsatz – trotz des relativ hohen Energieverbrauchs. „Aber sie geben ein Stück Sicherheit“, betont Müller. Viele Kommunen beziehungsweise Schulträger stehen aktuell vor der Frage, was wichtiger ist: Corona bekämpfen oder Energie sparen?

„Diese Frage stellt sich so nicht“, erklärt jedoch Johannes Heller, Pressesprecher der Stadt Fulda, die Träger von 23 Schulen ist. Beide Ziele würden weiterhin verfolgt. Mit einem verbesserten und kontrollierten Lüftungsverhalten könne einerseits Energie gespart und andererseits ein notwendiger Luftaustausch zur Minimierung der Übertragungsrisiken gewährleistet werden.

Die 125 mobilen Luftfilter, die die Stadt angeschafft hatte, könnten „unterstützend“ eingeschaltet werden. Allerdings verweist Heller auf Empfehlungen des Städtetags, der sich wiederum am Umweltbundesamt orientiert. Dieses hatte appelliert, die Nutzung von Luftfiltern auf das Nötigste zu beschränken.

Derweil heißt es vonseiten des Landkreises Fulda, Träger von 64 Schulen: „Ob die 368 Luftfilteranlagen im Winter zum Einsatz kommen, entscheiden die Schulen in eigener Verantwortung vor Ort.“ In Räumen ohne Filteranlage bleibe das Stoßlüften eine der wichtigsten Maßnahmen, um die Virusmenge in der Luft zu reduzieren, erklärt Kreissprecherin Lisa Laibach.

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Sie fügt hinzu: „Wichtig beim Lüften ist in diesem Winter ganz besonders, dass bei offenem Fenster die Heizungen ausgeschaltet werden müssen.“ (Lesen Sie auch: Energiesparen im Haushalt: Bei drei Geräten sollten Sie nicht den Stecker ziehen)

Und auch der Kreis unterstreicht, dass in ungenutzten Räumen oder schulischen Pausen die Beleuchtung ausgeschaltet werden soll. Die Außenbeleuchtung von Schulen und Turnhallen solle nach Unterrichtsschluss ebenfalls abgedreht werden – außer wenn Abendveranstaltungen stattfinden.

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