Wegen der hohen Preisausschläge sind diese Kautionen jetzt um ein Vielfaches höher als noch vor einem Jahr. Ohne die Zahlung der geforderten Kautionen hätten die Stadtwerke aber keinen Strom einkaufen können. Die Rettung für die Stadtwerke: Die Stadt Leipzig gewährte ihren Stadtwerken einen Kredit von 400 Millionen Euro.
Nicht alle Stadtwerke haben so starke Eigentümer – oder sind selbst so liquide, dass sie die geforderten Kautionen selbst aufbringen können. RhönEnergie-Geschäftsführer Dr. Arnt Meyer hatte in der jüngsten Sitzung des Kommunalen Trägerausschusses davon gesprochen, dass das Unternehmen jetzt sehr davon profitiere, dass es in den vergangenen Jahren Schulden abgebaut habe. In welcher Höhe die RhönEnergie jetzt Kautionen aufbringen muss, dazu nennt das Unternehmen keine Zahlen.
Die Lage vieler Stadtwerke ist ernst. Die Vereinigung der Kommunalen Unternehmen (VKU) und der Deutsche Städtetag haben deshalb Briefe an Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) geschrieben, in dem sie einen Schutz für Stadtwerke fordern. (Lesen Sie hier: Trotz Wegfall der Gasumlage: RhönEnergie Fulda rät Kunden von Abschlagssenkungen ab)
Markus Lewe (CDU), Oberbürgermeister von Münster und Präsident des Deutschen Städtetags, warnt, falls ein Stadtwerk tatsächlich in die Insolvenz gehe, habe das für die Infrastruktur der betroffenen Städte dramatische Folgen. „Wir brauchen für kommunale Energieversorger in Existenznot Liquiditätshilfen, Bürgschaft und eine befristete Aussetzung der Insolvenzantragspflicht“, fordert der Städtetagspräsident.
„Die Situation auf den Energiemärkten ist derzeit hoch volatil und unsicher“, bestätigt die Pressestelle der RhönEnergie in Fulda. Aber sie beruhigt:„Trotz des turbulenten Marktumfelds mit vielen Unsicherheiten und schwer abschätzbarer Risiken ist die RhönEnergie Fulda bilanziell gut aufgestellt. Durch einen klugen Mix verschiedener Beschaffungsmodelle habe sie Preisspitzen für ihre Bestandskunden abmildern können, etwa indem sie ihre Energie nicht nur am Spotmarkt einkauft, wo sie besonders teuer ist. Dennoch müssten Gas- und Stromkunden mit deutlich steigenden Energiekosten rechnen, die mittelfristig hoch blieben.
Die Stadtwerke machen sich jetzt aber nicht nur Sorgen, wenn sie an den Energieeinkauf denken, sondern auch beim Blick auf ihre Kunden. Viele Versorger fürchten, dass zahlreiche Kunden ihre Strom- und Gasrechnungen nicht mehr zahlen können – trotz der geplanten Strom- und Gaspreisbremsen. „Zahlungsausfälle in signifikanter Größenordnung sind ein großes und für uns schwer abschätzbares Risiko“, räumt die RhönEnergie ein. Deshalb habe sie schon seit vielen Jahren Prozesse eingeführt, mit denen sie versucht, frühzeitig mit den Kunden ins Gespräch zu kommen.
„So können wir pragmatische, individuelle Lösungen aufzeigen, etwa Prepaid-Zähler oder Ratenzahlungsmodelle. Wir bleiben auch mit den Sozialverbänden und -behörden vor Ort sowie den Verbraucherzentralen im Gespräch. Dieses Netzwerk ist für uns wertvoll und hilft gerade in schwierigen Einzelfällen.“ Es sei unbestritten, dass es in diesem und dem kommenden Jahr für viele Menschen schwieriger werden wird, ihre Energiekosten zu schultern. Die RhönEnergie unterstreicht: „Allerdings ist auch klar: Unsere wichtigste und zentrale Aufgabe ist und bleibt die Sicherung der Versorgungszuverlässigkeit. Dafür müssen uns die nötigen Mittel zur Verfügung stehen.“