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Wer übernimmt die Enzianhütte? Gespräche in „finaler Phase“

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Von: Jessica Baier

Enzianhütte
Die Enzianhütte ist weit über die Kreisgrenzen hinaus bekannt und beliebt, beinahe genauso wie ihr Hüttenwirt Georg „Schorsch“ Koch (Foto), der in zwei Monaten aufhört. © Of Shots - Drohnenfotografie

Nur noch zwei Monate, dann wird sich Hüttenwirt Georg „Schorsch“ Koch nach 34 Jahren von der Enzianhütte verabschieden. Fans des Ausflugslokals befürchten, dass ein Nachfolger nicht rechtzeitig gefunden wird. Der DAV-Vorstand spricht unterdessen von „finalen Gesprächen“. 

Dietges - Seit bekanntgeworden ist, dass Georg Koch nach 34 Pächter-Jahren aufhört, gibt es Diskussionen um die Zukunft der Enzianhütte. Je näher das Jahresende und damit das Ende des Pacht-Verhältnisses rückt, umso hitziger wird diskutiert – und umso mehr wird spekuliert.

Im Juli hatte die Deutsche Alpenverein (DAV)–Sektion Fulda das Ausschreibungsverfahren für einen neuen Pächter gestartet. Die Bewerbungsfrist war bis zum 15. August angesetzt. Bis zum Herbst sollte ein Nachfolger für Hüttenwirt Schorsch präsentiert werden – doch bislang gibt es nichts Spruchreifes. (Lesen Sie auch: „Ernstzunehmende Interessenten“ für Groenhoff-Areal auf der Wasserkuppe)

Rhön: Pächter für Enzianhütte gesucht - Alpenverein zuversichtlich

Auf Nachfrage erklärt Vorsitzender Michael Rutkowski, dass die Gespräche mit Bewerbern laufen, dass es nicht „morgen oder übermorgen eine Entscheidung gibt“, aber dass man in der finalen Phase sei. Wie viele Interessenten es gebe, dazu werde der DAV Fulda, dem die Hütte gehört, aktuell keine Angaben machen. Wird die Enzianhütte „pünktlich“ – sprich ab 1. Januar 2023 – weiterbetrieben? Dazu erklärt der Vorsitzende Rutkowski: „Ich bin zuversichtlich.“

Dass die Nachfolge noch nicht geklärt ist, wird von dem scheidenden Pächter Georg Koch kritisiert. „Wir hängen in der Luft. Die Gäste fragen uns, wie es weitergeht, und wir wissen gar nichts.“ Große Teile des Hütten-Inventars habe Koch selbst angeschafft, die Küche, Kühlräume, Stühle, Betten. „Anfangs gab’s hier nicht viel mehr als einen Holzofen“, beschreibt der Wirt die Anfänge vor 34 Jahren in dem Gebäude, das 1949 als Vereinsheim für den Deutschen Alpenverein Fulda auf dem 760 Höhenmetern gelegenen Weiherberg gebaut worden war. Inwiefern der DAV eine Ablöse für Kochs Eigentum zahle, darüber werde gestritten.

Neben der Frage um eine Nachfolge gibt es bei den Gästen außerdem Diskussionen um das künftige Konzept des Ausflugslokals. Der DAV habe angedeutet, dass auf der Hütte keine Partys mehr veranstaltet werden sollen. Dazu gibt es reichlich Aufregung – unter anderem in den Sozialen Medien. DAV-Vorsitzender Rutkowski sagt dazu nur so viel: „Es soll keine Partyhütte sein, sondern ein Ausflugslokal. Es soll eine Hütte für alle sein, den rustikalen Charakter wollen wir aber auf jeden Fall beibehalten.“ Pächter „Schorsch“ hält davon nichts: Ohne die Partys könne man dort oben finanziell nicht überleben, meint er.

Enzianhütte sucht neuen Pächter - „Schorsch“ hört zum Jahresende auf

Das finale Konzept für die Enzianhütte werde letztendlich mit einem neuen Pächter entwickelt, sagte der DAV im Pressegespräch im Juli. Angedacht seien aber Modernisierungen – sowohl baulich, zum Beispiel bei den sanitären Anlagen, als auch kulinarisch, was vegetarische oder auch vegane Gerichte auf der Speisekarte angeht. (Lesen Sie auch: Frischer Wind für den „Dachsbau“: Gürkan und Deniz Caliskan übernehmen Traditionsrestaurant)

Während der Alpenverein finale Gespräche über eine Nachfolge führt, wird Hüttenwirt „Schorsch“ auf der Enzianhütte bereits verabschiedet: „Die sagen mir alle, es ist ganz schlimm, dass wir aufhören. Manche kommen deshalb extra nochmal hoch. Andere machen sogar noch ein Foto mit mir“, erzählt der 64-Jährige. Auch wenn die Wehmut groß sei, für ihn und seine Frau Birgit wird es keine weitere Verlängerung mehr geben – zweimal hatten sie das geplante Pacht-Ende schon verschoben. „Die Hütte zu betreiben, ist sehr zeitintensiv. Die Birgit und ich, wir wollen nicht mehr.“

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Eine große Abschiedsparty sei nicht geplant – dafür würden die Kapazitäten der Hütte bestimmt gar nicht ausreichen, erklärt Koch und lacht. „Die Abschiedsparty geht jetzt hier oben quasi noch zwei Monate lang“, sagt er. Sein letzter Tag wird der 31. Dezember sein. Danach geht die Ära Schorsch zu Ende. (Von Jessica Baier)

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