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Großer Erfolg im Naturmuseum in Tann - Ausstellung über Hexenverfolgung geht weiter

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Von: Rainer Ickler

Eine Station in der Ausstellung zeigt das sogenannte gütliche Verhör. Dabei wurden die Angeklagten dazu gedrängt, Namen angeblicher Hexen zu nennen.
Eine Station in der Ausstellung zeigt das sogenannte gütliche Verhör. Dabei wurden die Angeklagten dazu gedrängt, Namen angeblicher Hexen zu nennen. © Sophie Brosch

Aufgrund des großen Erfolges wird die Ausstellung zur Hexenverfolgung im Naturmuseum in Tann in der Rhön (Landkreis Fulda) seit Anfang April 2022 wieder gezeigt. Drei Experten halten dazu Vorträge.

Tann - Mit Exponaten wie einem nachgebauten Verhörzimmer, einem Scheiterhaufen, einem Hexenhemd, einem Kerker sowie zahlreichen Schau- und Infotafeln wird in der Ausstellung „Hexenverfolgung: gejagt – gepeinigt – verbrannt“ in Tann an das Schicksal von rund 60.000 Menschen erinnert, die zwischen 1500 und 1720 als Hexen verbrannt wurden. Darunter auch etwa 270 im Hochstift Fulda – und das in nur drei Jahren zwischen 1603 und 1606. 

Neu in diesem Jahr sind drei Vorträge, die überregional bekannte Historiker im Tanner Naturmuseum zu diesem Thema halten werden. Den Auftakt der Vorträge macht der Historiker Robert Meier. Er beschäftigt sich am Freitag, 22. April, um 19 Uhr mit der Hexenverfolgung im Hochstift Würzburg.

Fulda: Erfolg im Naturmuseum in Tann - Ausstellung über Hexenverfolgung geht weiter

Dazu gehörte damals auch das benachbarte Unterfranken. Auch dort wurden sehr viele Frauen unter unmenschlichen Bedingungen verurteilt und hingerichtet. Über die rund 270 Opfer im Hochstift Fulda und das Wirken von Zentgraf Balthasar Nuß, der viele Todesurteile aussprach, wird der Historiker Dr. Berthold Jäger am Donnerstag, 5. Mai, um 19 Uhr im Naturmuseum sprechen.  

Er wird auch auf die bekannteste in Fulda Verurteilte, Merga Bien, eingehen. Sie wurde beschuldigt, ihren zweiten Ehemann und ihre Kinder vergiftet, den Junckern von Schlitz eine üble Krankheit angehext, den Tod der Kühe des Michelsrombacher Schultheißen herbeigeführt und am Hexensabbat teilgenommen zu haben.

Nach 14 Wochen Haft gab sie schließlich unter der Folter alle Anschuldigungen zu mit den Worten: „… ach Gott, so will ich es getan haben“ und wurde im Herbst 1603 auf dem Gerichtsplatz in Fulda verbrannt. Mergas Mutter und deren Schwester waren einige Wochen vorher ebenfalls auf dem Scheiterhaufen hingerichtet worden.

Dr. Kai Lehmann, Direktor des Museums Schmalkalden, wird über die Hexenverfolgung in Südthüringen berichten. Dort wurden besonders viele Menschen unter grausamen Bedingungen gefoltert und danach auch verbrannt. Abertausende, in erster Linie Frauen, aber auch Männer und Kinder sind als Hexen verurteilt wurden – und dies von ordentlichen Gerichten und landeten am Scheiterhaufen.  

Sie wurden beschuldigt, Umgang mit dem Teufel gehabt zu haben und bösen Zauber verübt zu haben. Kai Lehmann wird am 19. Mai, um 19 Uhr, im Museum über das Thema Hexenverfolgung in Südthüringen referieren. Für die Vorträge wird eine Gebühr von drei Euro verlangt, die aber den Rundgang durch die Ausstellung einschließt.

Organisator der Ausstellung „Hexenverfolgung: gejagt – gepeinigt – verbrannt“ ist Manfred Dehler, der ehemalige Leiter der Tourist-Information Tann. Er hat sich zum Ziel gesetzt, an die Geschichte Tanns und der Umgebung zu erinnern. Nach einer Aufführung eines Theaterstücks über Merga Bien fiel die Entscheidung, die Hexenverbrennungen zu thematisieren. 

„Dieses Thema hat mich seitdem nicht mehr losgelassen. Es ist eines der dunkelsten Kapitel der Geschichte.“ Neben dem Rundgang durch die Ausstellung und den drei Vorträgen können Besucher noch Broschüren über Merga Bien und Lena Güntzlin aus Bernshausen erwerben (lesen Sie auch hier: Tann in der Rhön - eine Stadt mit vier Museen).

Video: Grausame Geschichte - die Hexenverfolgung in Rheinland-Pfalz

Eine in den Vorjahren „verbrannte Hexe“ hatte ausgesagt, dass die Güntzlin an einem Hexentanz teilgenommen hat. Daraufhin ist sie gefoltert und verbrannt worden.  Es ist nicht die einzige Ausstellung, die Besucher im Tanner Naturmuseum sich anschauen können. Vor allem für die jungen Besucher wird einiges geboten. Im Untergeschoss sind Tiere in Originalgröße ausgestellt, die es in der Eiszeit in der Rhön gegeben hat: ein Elch, Wisente, Auerochsen oder Rentiere. Kinder sind immer wieder erstaunt über die Größe der Tiere.

Überhaupt ist das Tanner Naturmuseum für Familien ein guter Ort, um Landschaften und Tiere der Rhön kennenzulernen – auch wenn sie nicht lebendig, sondern ausgestopft sind. In 26 Dioramen – Schaukästen, in denen Landschaften mit Tieren vor einem bemalten Hintergrund dargestellt sind – bietet sich den Besuchern ein beeindruckendes Bild. Zu sehen sind Wölfe, Birkhühner, Störche, Dachse, Hirsche, Luchse, Biber, die verschiedenen Greifvögel der Region und Bären.

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