Schüßler, der beruflich als Prozessingenieur arbeitet, liebt am Reparieren hier in der Erneuer:Bar vor allem die Recherche, also die Suche nach dem Fehler. Dass die Geräte, die vor ihm auf dem Tisch landen, immer andere sind, macht sein Ehrenamt abwechslungsreich und die Tätigkeit spannend. Gerade wird am Reparaturtisch nebenan eine eher neuwertige Stereoanlage aufgestellt. „Zwischen dieser und dem Plattenspieler liegen bestimmt zwei Jahrzehnte“, sagt Schüßler und baut den Plattenspieler gemeinsam mit Unruh wieder zusammen.
Eigentlich sieht das Konzept der Erneuer:Bar vor, dass die „Kunden“ bei der Reparatur mit Hand anlegen und von den Helfern erklärt bekommen, wie sie es beim nächsten Mal selbst machen können. Quasi Hilfe zur Selbsthilfe – bei Geräten wie einer Stereoanlage oder einem Plattenspieler übernehmen sie viele Dinge aber lieber selbst. Im Prinzip sollen die Reparatur-Helfer in der Erneuer:Bar aber keine Dienstleister sein, die man im Nachgang für ihre Arbeitsstunden bezahlt.
Hier ist der Lohn eine Spende, das Aufkommen für die eingesetzten Materialkosten und ein glückliches Gesicht, wenn der gebrachte Gegenstand wieder heil ist. Und das bekommen die Helfer von Heidi Müller, als sie eine Probe-Platte auflegt und der Plattenteller beginnt, sich zu drehen. Schwierig sei die Reparatur für Schüßler nicht gewesen, gibt es zu. Aber umso schöner sei es, wenn sich der Kunde so freue.
Freudestrahlend klatscht Müller mit Schüßler ein und sagt: „Mensch, da freu ich mich!“ Sie sei in einem Plattenhaushalt großgeworden. Der Plattenspieler, der einst ihren Großeltern gehörte und nun wieder einwandfrei funktioniert, bekommt einen Platz in Müllers Wohnzimmer. Und was als erstes abgespielt wird, weiß die 50-Jährige schon genau: „Etwas von den Dire Straits“, sagt sie. Einen Tipp gibt es gratis: „Die Nadel vom Plattenspieler sollte mal vom Fachmann getestet werden. Die muss ab und zu mal ausgetauscht werden.“
Mit ihrem Plattenspieler im Arm geht Müller raus auf den Gehweg in der Lindenstraße, wo junge Erwachsene auf Holzmöbeln sitzen und sich lachend mit Limonade oder Bier zuprosten. Einige essen Waffeln, die drinnen gebacken werden. Die Erneuer:Bar ist nämlich nicht nur ein Ort, an dem Dinge repariert werden, sondern auch ein alternativer Platz in der Innenstadt, an dem sich Menschen treffen und austauschen.
Der Raum, der sich in dem großen Gebäude hinter ihnen befindet, bietet eine wichtige Alternative zum Wegwerfen. Als das Projekt von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Fulda ins Leben gerufen wurde, war der Grundgedanke dabei, dass die Erneuer:Bar nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel der „Kunden“ schont.