Olympia-Starter im E-Sport hat 107 Länder bereist - Christopher Heil aus Hauswurz auf Tour

Ob Thailand, Antarktika oder Guatemala – Christopher Heil hat schon viel von der Welt gesehen. Sage und schreibe 107 Länder hat der 37-Jährige aus Hauswurz (Kreis Fulda) bereits bereist. Und es sollen noch mehr werden.
Hauswurz - Es ist der 30. September 2014. Christopher Heil wartet gerade auf den Aufruf seines Anschlussfliegers. Von Dublin aus will er auf direktem Wege nach St. John’s in Neufundland reisen. Denn dort soll ein neuer Lebensabschnitt beginnen: eine Weltreise.
Das Reisen hat den heute 37-Jährigen schon immer fasziniert. In Hauswurz, einem Ortsteil von Neuhof im Landkreis Fulda aufgewachsen, entwickelt er in seiner Jugend eine Leidenschaft für Computerspiele. Aus einer normalen „Zockerei“ wird schnell mehr. Er ist richtig gut.
Fulda: Christopher Heil aus Hauswurz hat schon 107 Länder bereist
Als 18-Jähriger nimmt er für Deutschland an den Olympischen Spielen des E-Sports in Südkorea teil. Vier Jahre lang zockt er auf hohem Niveau, bereist für verschiedene Wettbewerbe China und Teile Europas, danach ist Schluss. „Mit 25 ist man im E-Sport am Leistungslimit, denn die Hand-Augen-Koordination lässt nach“, weiß er.
Zunächst absolviert er aber eine Ausbildung zum Fachinformatiker und geht zum Arbeiten nach London. „Mir war es wichtig, in der Berufswelt zunächst Fuß zu fassen und mir eine finanzielle Grundlage zu schaffen“, erklärt er. Doch das Reisen lässt ihn nicht los. Seinen Urlaub verbringt er immer in fernen Ländern.
„Ich bin in der Zeit vielen verschiedenen Menschen und Kulturen begegnet. Das war spannend. Irgendwann habe ich mir zwei oder drei Monate am Stück unbezahlten Urlaub genommen, um zu reisen.“ Letztlich kündigt er. Drei Jahre lang ist Heil unterwegs – von Kanada über Guatemala bis zum Feuerland, dem südlichsten Zipfel Südamerikas.
Es folgen Antarktika, Teile Europas, schließlich fährt er mit dem Auto durch Südafrika. (Lesen Sie hier: Ein halbes Jahr Unterricht auf hoher See: 15-Jähriger aus Fulda segelt mit Schulschiff über Atlantik).Unterwegs ist er meist alleine, nur ab und zu kommen Freunde für wenige Wochen mit. Doch einsam fühlt er sich nie.
Zudem betreibt er meist Couchsurfing: Reisende nutzen das Internet, um einen kostenlosen Schlafplatz zu finden. Andersherum bieten viele Menschen ihre „Couch“ dort an. „Da sind so viele Eindrücke, die auf einen einprasseln. So viele verschiedene Menschen, Kulturen und Landschaften.“
Vor allem letztere haben es ihm als leidenschaftlichen Wanderer angetan. Dabei hat er lediglich einen 15 Kilogramm schweren Rucksack mit Zelt, Kleidung für alle Jahreszeiten, seine Wanderstiefel und einen Schlafsack. Mittlerweile hat er sage und schreibe 107 Länder bereist, manche sogar mehrfach.
Doch einen richtigen Lieblingsort kann er nicht festmachen. „Jedes Land ist auf seine eigene Art spannend“, sagt er. Seine Highlight-Liste sehe aber wie folgt aus: Antarktika, weil der Kontinent, auf dem der Südpol liegt, einfach einmalig sei; Guatemala, dort hat er nachts einen Vulkan ausbrechen sehen; in Island faszinierten ihn die Eishöhlen.
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Gerade befindet er sich auf seiner zweiten Weltreise, doch mittlerweile möchte er es ruhiger angehen und sich in Montenegro zunächst zur Ruhe setzen. Dort hat er ein 2500 Quadratmeter großes Grundstück gekauft, auf dem eine „recht gut erhaltene“ Burg aus dem Osmanischen Reich steht.
Diese plant er bis zum Sommer zu einem Hotel samt Bar und Restaurant mit Weinkeller, Pool und Dachterrasse umzubauen. „Das ist ein Lebenstraum von mir, und ich freue mich sehr, diesen nun verwirklichen zu können“, erzählt er. Läuft das Hotel, möchte er weiterhin kleinere Trips unternehmen, denn sein „Reisedurst ist noch lange nicht gestillt“.
Den Bezug zu seiner Heimat Hauswurz hat er dennoch nie verloren. Seine Mutter lebt weiterhin dort, zu ihr hält er regelmäßigen Kontakt. „Sie war von meinen Weltreiseplänen natürlich alles andere als begeistert“, erzählt er. Mit Fotos, Videos und Nachrichten hält er sie auf dem Laufenden, startete sogar seinen eigenen Blog „Chris on Tour“, auf dem er mittlerweile etliche Menschen aus aller Welt mitnimmt. Die Corona-Pandemie-Zeit nutzte er, um seiner „alten Heimat“ einen längeren Besuch abzustatten.