„Essenz - Sterne der Rhön“: Fotograf setzt seiner Heimat mit besonderem Buch ein Denkmal

Mit „Essenz – Sterne der Rhön“ hat der Fotograf Frank Kayser seiner Heimat ein Denkmal gesetzt. Im Interview erklärt er, wie es zu dem Buch gekommen ist und was es von anderen Rhön-Werken unterscheidet.
Fulda/Rhön - Frank Kayser ist in Eichenzell im Landkreis Fulda aufgewachsen und heute einer der prägenden Fotografen im Bereich der Automobilfotografie in Deutschland. Ob für Porsche beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans, für Mercedes Benz an der Chinesischen Mauer oder für Lamborghini auf einem Flugzeugträger: Der 54-Jährige ist weltweit für seine spannenden Konzepte und besonderen Bilder gefragt.
Fulda: „Essenz der Rhön“ - ein neues, anderes Buch über die Rhön
Seine Arbeiten sind bereits in zahlreichen Ausstellungen, Büchern und Magazinen mit Awards bedacht worden. „Ich wollte eigentlich Maler werden, aber ich konnte nicht malen. Deswegen habe ich die Kamera in die Hand genommen, um mich auf diese Weise zu verwirklichen“, erklärt er augenzwinkernd seine Arbeit.
Die umfangreichen Texte hat ein Team renommierter Autoren geschrieben. Die beiden Münchnerinnen Daniela Gräfin v. Pfeil und Sela Miller sind Spezialistinnen für Literaturprojekte und haben selbst zahlreiche Bücher verfasst. Dazu kam der Fuldaer Journalist Bernd Loskant, der das Nachrichten- und Themenressort dieser Zeitung leitet.
Im Interview spricht Kayser über das Buch und die besondere Rolle, die Sternekoch Björn Leist in dem Projekt spielt. (Lesen Sie auch hier: „Guide Michelin“ 2022 - Stern für Björn Leist).

Wer nach Büchern mit dem Stichwort „Rhön“ sucht, landet beim Online-Händler Amazon mehrere Hundert Treffer. Warum also noch ein Buch über die Rhön?
(lacht) Genau das hat mich auch ein Wanderer aus Wüstensachsen gefragt, den ich bei einem Fotoshooting auf der Milseburg traf. Er sagte: „Was? Noch ein Buch über die Rhön? Ich hab doch schon 600 im Keller!“
Und was war die Antwort?
Bisher sind ja meist Wanderführer, Bildbände, Rezeptbücher oder historische Werke über die Rhön erschienen. „Essenz“ ist da völlig anders, weil es all die genannten Genres vereint und zusammenführt. Auf mehr als 300 Seiten fängt das Buch unsere Heimat in ihrer Wirklichkeit ein und extrahiert das, wofür das Mittelgebirge heute steht: Tradition und Moderne, Schwartenmagen und Kaviar, karge Böden und kulinarische Höchstleistungen. Die Rhön wird völlig neu erzählt und zeigt, wie viel Potential in unserer Heimat steckt. Es ist kein Buch nur für Rhöner, sondern hat überregionale Strahlkraft.
Wie aufwändig war es, die Rhön auf diese Art abzubilden?
Ich wollte ein völlig anderes, ein anspruchsvolles, kreatives Buch machen, einen neuen Blick auf die Rhön werfen, Dinge anders zeigen als andere vor mir. So bin ich immer und immer wieder an einzelne Orte gefahren, um das Bild zu machen, das ich vorher bereits im Kopf hatte –durch raue Nebelfelder und schwarzes Basaltgeröll, an Streuobstwiesen und Fischteichen vorbei, zu Bäuerinnen und Brauern, zu Lebensmittelhandwerkern mit Leidenschaft und zu kreativen Menschen, die ihre Ärmel hochkrempeln und ihre Heimat heute innovativ prägen. Der Aufwand war enorm: 80.000 Bilder habe ich mit der Kamera einfangen, 4000 Kilometer bin ich gefahren. Die umfangreichen Texte hat ein Team professioneller Autoren geschrieben und „Essenz“ gleichzeitig zu einem tollen Stück Literatur gemacht.
Wie ist die Idee dazu entstanden?
Ich habe schon seit meiner Jugend das Gefühl, dass die Rhön unter Wert verkauft wird und einmal ins rechte Licht gerückt werden muss. Den Stein ins Rollen brachte ein Treffen mit meinem Freund und Sternekoch Björn Leist. Zusammen wurde der Plan geschmiedet, unsere Heimat neu zu interpretieren und daraus ein Buch zu machen.
Hat sich der Blick auf die Rhön während des Entstehungsprozesses verändert?
Ich bin in dem, was ich fühlte, bestätigt worden. Die Rhön sehe ich als „Hidden Champion“, der mehr Beachtung verdient hat, als ihm gemeinhin zukommt. Ein Ort für Überraschungen, voller versteckter Talente und keineswegs rückständig, wie der Region manchmal nachgesagt wird. Hier ist Platz für Innovation, man kann noch Träume entwickeln, nicht jeder Winkel ist touristisch erschlossen und bereits professionell vermarktet. Und so ist auch das Buch: „Essenz“ kommt ganz ohne Sonnenschein-Hochglanz-Idylle daher, es ist rau, manchmal düster und spielt charmant mit Kontrasten.
Im Untertitel heißt das Buch „Sterne der Rhön“. Wer sind diese Sterne?
Das sind Menschen, die für etwas Besonderes stehen. Wir stellen ausgewählte Produzenten und Pioniere Rhöner Genussmittel vor, vom Kaffeeröster in Fulda über den Forellen- und Störzüchter an der Fulda bis zu den Bierbrauern am Kreuzberg und der Käserin mit eigener Landwirtschaft oder der als „Best Female Distiller“ ausgezeichneten Schnapsbrennerin mit schicker Destillathek – um nur einige zu nennen.

Wo ist das Buch erhältlich?
„Essenz – Sterne der Rhön“ ist im Eigenverlag erschienen. Erhältlich ist das hochwertig produzierte Buch mit mehr als 300 Seiten zum Preis von 80 Euro im Heimatliebe-Laden am Steinweg in Fulda sowie allen Geschäftsstellen unserer Zeitung – und im Internet auf der Seite www.sterne-der-rhoen.de, wo es viele Informationen rund um das Buch und auch ein Gewinnspiel gibt.
Welche Rolle spielt der Rhöner Sternekoch Björn Leist, dessen Bratenrezept das Cover des Buches ziert?
Das Bratenrezept ist nicht das Einzige, was Björn beigesteuert hat. Er war oft Impulsgeber und Berater. Es gibt einen ganzen Rezeptteil von ihm, und natürlich erzählen wir auch die Geschichte des einzigen Rhöner Sternekochs aus Dernbach. Er ist mit seiner „Rhöner Botschaft“ so etwas wie der Rote Faden des Buches, der im Zentrum steht mit seinen Genussmittelhandwerkern, die ihn mit außergewöhnlichen Lebensmitteln beliefern. „Essenz“ ist ja auch ein Genussbuch – oder wie ich gerne sage: „AugenSchmaus und MundArt“. (bt)