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Gotteshaus wurde vielen zur Heimat: Evangelische Friedenskirche feiert ihren 50 + 2-Geburtstag

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Von: Volker Nies

In Vorfreude (von links): Pfarrer Edwin Röder, Kirchenältester Heinrich Kalhöfer, Pfarrerin Ulrike Röder, Kirchenvorstand Hans Reinhard, Pfarrer Jonas Failing.
In Vorfreude (von links): Pfarrer Edwin Röder, Kirchenältester Heinrich Kalhöfer, Pfarrerin Ulrike Röder, Kirchenvorstand Hans Reinhard, Pfarrer Jonas Failing. © Volker Nies

Der Landeskirche in Kassel ging alles zu schnell. Aber mit ihrer Begeisterung für eine eigene Kirche in Bronnzell rissen die Protestanten im Süden der Stadtregion dann auch den Bischof mit. Den 50. Geburtstag des Gebäudes feiert die Gemeinde am Sonntag mit ihrer Bischöfin. Und mit zwei Jahren Corona-Verspätung

Bronnzell - Nach dem Krieg wuchs die Zahl der Protestanten im Raum Fulda stark an. Im März 1960 organisierte die Evangelische Gemeinde Fulda ihre Strukturen im Raum Fulda-Süd und Neuhof-Nord neu: Sie schuf die evangelische Kirchengemeinde Bronnzell. Zu ihr gehörten damals 26 Ortschaften. Erster Pfarrer wurde Dr. Siegfried Schauer.

„Ein Grundstück am Röhlingswald fand sich schnell. Die Evangelische Kirche zu Kurhessen-Waldeck sagte zu, den Kauf der 10.000 Quadratmeter zu finanzieren. Bis dahin waren aber zähe Verhandlungen notwendig“, erinnert sich Kirchenältester Heinrich Kalhöfer (81). Dekan Dr. Willi Schuster, der Unternehmer Christian Wirth und der Kaufmann Alwin Schwan unterstützten die Pläne nach Kräften.

Fulda: Evangelische Friedenskirche feiert ihren 50 + 2-Geburtstag

Im Mai 1969 begann der Bau der Kirche, am vierten Advent 1970 wurde die Friedenskirche feierlich eingeweiht. Entstanden war ein Gebäude im Pueblo-Stil. Dabei sind die einzelnen Gebäudeteile versetzt angeordnet. 1972 bekam die Kirche ihre Glocken. Nicht zuletzt dank eines eigenen Förderkreises, der Spenden für das Gebäude sammelt, wurde die Kirche wiederholt saniert. (Lesen Sie hier: 40 Jahre lang verschollen: Gestohlene Statue aus Florenbergkirche taucht bei Auktion auf)

„Die Friedenskirche ist heute eines der besterhaltenen Gotteshäuser im Kirchenkreis“, berichtet Pfarrer Edwin Röder (63), seit 1999 Leiter des Pfarrbezirks Eichenzell. Die Gemeinde Bronnzell-Eichenzell besteht aus zwei Pfarrbezirken: In Eichenzell wirkt Edwin Röder gemeinsam mit seiner Frau, Pfarrerin Ulrike Röder (56). Ulrike Röder, Schulpfarrerin in Bad Hersfeld, hat in Eichenzell einen Predigtauftrag. Im Pfarrbezirk Bronnzell wirkt seit August 2020 Pfarrer Jonas Failing (36).

Fest

Sonntag, 10. Juli in der Friedenskirche Bronnzell

10 Uhr Festgottesdienst mit Bischöfin Dr. Beate Hofmann

11.30 Uhr Mittagessen

13.30 Uhr Talk mit Zeitzeugen

14 Uhr Kaffee

15.30 Uhr Musik

16 Uhr Abschlusssegen

Nach Dr. Schauer war Ulrich Kling-Böhm von 1993 bis 2007 Pfarrer der Friedenskirchengemeinde. Auf ihn folgten im Pfarramt Prof. Dr. Karl-Heinrich Ostmeyer und Helge Abel. Weil die Gemeinde weiter gewachsen war, entstand 1991 eine Kirche in Eichenzell, die Trinitatiskirche. Die Sonntagsgottesdienste für die Gemeinde finden gemeinsam und abwechselnd in Bronnzell und Eichenzell statt.

„Unser Kirchengebäude ist erst 50 Jahre alt. Aber es ist schon vielen zur Heimat geworden. Sie haben zu ihrer Kirche eine enge persönliche Beziehung entwickelt“, berichtet Edwin Röder. Der Pfarrbezirk ist groß. 23 Orte gehören zur Gemeinde – von Oberrode bis Hattenhof und von Giesel bis Pilgerzell.

„Unser Kirchengebäude ist erst 50 Jahre alt. Aber es ist schon vielen zur Heimat geworden“

Das Gebäude zeichnet sich durch drei Besonderheiten aus: An vielen Stellen sind Flächen mit Sichtbeton gestaltet, der die Struktur des Schalungsholzes sichtbar macht. Inspirierend ist die Lichtführung im Gottesdienstraum. Durch die Oberlichter aus buntem Glas fällt das Licht je nach Jahreszeit unterschiedlich in die Kircheschiff und füllt den Gottesdienstraum mit besonderen Farben.

Und: Vor 50 Jahren wurde nicht nur ein Gottesdienstraum gebaut, sondern ein Gemeindezentrum. Dazu gehören kleine und größere Räume etwa für den Kindergottesdienst und Versammlungen. Dort gewährte die Kirchengemeinde in den vergangenen Jahren insgesamt zwölf Menschen – unter anderem aus Syrien, Eritrea und dem Iran – Kirchenasyl. „Zu fünf dieser Personen haben wir noch regelmäßigen Kontakt, und sie nehmen auch am kirchengemeindlichen Leben teil“, berichtet Edwin Röder.

„Jetzt, wo das Bronnzeller Bürgerhaus umgebaut wird, ist der Gemeindesaal der Friedenskirche auch ein Ausweichquartier für viele Veranstaltungen aus dem Ort geworden“, erzählt Kirchenvorsteher Hans Reinhard (60).

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