Nun hat sich bei unserer Zeitung das Organisationsteam gemeldet. Lucian Hieret aus Hünfeld und Marcel Mertmann aus Petersberg berichten vom Ziel der kleinen Gruppe, deren Mitglieder allesamt karnevalistisch engagiert sind: „Wir fanden es schade, dass Fastnachtsumzüge nicht stattfinden sollten. Wir wollten aber auch in der Pandemie zeigen: Unsere Vereine gibt es noch, sie leben.“
Man habe mit dem Umzug durch Fulda die seit zwei Jahren ruhende Fastnacht wieder aufleben lassen wollen. Keiner der Beteiligten sei Impfgegner – ganz im Gegenteil. (Lesen Sie hier: Großer Friedensgottesdienst: Karnevalisten feiern in Fuldaer Stadtpfarrkirche)
Viele Karnevalsvereine der Region haben lange überlegt, ob sie ihre Romo-Umzüge durchführen. Die FKG beispielsweise hatte schließlich Mitte Januar in Absprache mit den Fuldaer Rand- und Bundesstaaten, der Stadt Fulda sowie Präsidium und Romo-Ausschuss entschieden, dass aufgrund der pandemischen Lage kein Umzug durchgeführt werden kann. Andere Vereine der Region trafen die gleiche Entscheidung. Stattdessen gibt es regionweit Alternativ-Veranstaltungen, etwa digitale Formate.
Hieret berichtet zudem von einem zunächst sehr positiven Feedback, das die Gruppe erhalten habe: „Viele Vereine aus dem Fuldaer und Hünfelder Land waren schon mit im Boot und haben sich über die Idee sehr gefreut.“ Auch Firmen hätten bereits angeboten, zum Beispiel mit Fahrzeugen für den Umzug auszuhelfen.
Die Aktion mit geschätzt 800 Beteiligten war bei der Stadt Fulda als Genehmigungsbehörde angemeldet. Laut Pressesprecher Johannes Heller habe es sich um eine „politische Kundgebung nach Versammlungsrecht, nicht um eine Veranstaltung“ gehandelt. Hieret und Mertmann beteuern hingegen, lediglich eine Versammlung haben organisieren wollen, auf den „Erhalt der Kultur“ habe aufmerksam machen wollen.
Am Dienstag sollten eigentlich noch klärende Gespräche mit Stadt und Polizei stattfinden. Mittlerweile hat sich das Organisationsteam aber entschieden, trotz der investierten Zeit und Mühen die ganze Veranstaltung abzublasen. Denn anders als die Karnevalsvereine haben sich viele Corona-Politik-Kritiker, etwa auf dem Messengerdienst Telegram, begeistert von der Aktion gezeigt. „Aber wir wollen diesen Leuten absolut keine Plattform bieten“, sagt Hieret.
Jeder in der Gruppe sei „durchgeimpft“, und man sei „fassungslos“, mit Querdenkern in Verbindung gebracht worden zu sein. Er sehe „keine Chance mehr“, die falschen Vorstellungen vieler Menschen in der Region geraderücken zu können. Daher hätten die Verantwortlichen schweren Herzens den Umzug abgesagt. Hieret ist jedoch auch selbstkritisch: Der Text, der nun im Umlauf ist, sei nicht optimal gewesen. Er sei bewusst „zugespitzt“ formuliert worden, um auf den Umzug aufmerksam zu machen. Das ist gelungen – allerdings anders als geplant.