Diese Berichte decken sich. Wie die Rangelei jedoch ablief – das vermag ein halbes Jahr später kein Zeuge mehr mit Sicherheit zu sagen. Zu vage sind die Erinnerungen. Ob etwa der jüngere, dünnere Mann etwas in der Hand gehalten habe, als er das ältere Opfer verfolgte, wisse sie nicht. Sie habe jedoch gesehen, wie er mit angewinkeltem Arm auf den Körper des Kontrahenten eingewirkt habe, sagt die 41-Jährige, die mit ihren drei Söhnen im Auto unterwegs war. „Das sah aus wie Stichbewegungen, aber ich habe nicht erkannt, ob er getroffen hat.“
Die Attacke, die sie an einem der Justizwachtmeister veranschaulicht, habe sie unterbinden wollen, indem sie durch das Beifahrerfenster so etwas rief wie: „Lass los, hör auf!“ Dann sei erst der Angreifer auf sie zugetreten, der selbst eine leichte Wunde am Kopf gehabt hätte. Nachdem dieser davongelaufen sei, sei das Opfer zum Auto gekommen. „Ich wollte den auch wegschicken, weil ich nicht wusste, ob der andere Mann noch irgendwo ist“, schildert sie nun dem Gericht.
Der Attackierte, so bestätigen die beiden 14 und 16 Jahre alten Söhne, habe einen blutverschmierten Oberkörper gezeigt. Einhellig beschreiben sie die Situation als nervös, hektisch. Anders als ihre Mutter wollen sie jedoch einen Gegenstand in der Hand des Angreifers gesehen haben. „Irgendwas Dickes, Rundes, Langes“, sagt der Ältere, während der Jüngere beschreibt: „Das war ein spitzer Gegenstand. Damit wollte er den anderen abstechen.“ Für Staatsanwalt Andreas Hellmich klingen die Beschreibungen nach „dem rätselhaften Samstagsding“.
Ob es ein Käsemesser war, das drei Bereitschaftspolizisten nach dem Einsatz am Tatabend beim Einsteigen in ihr Auto zufällig unter diesem fanden, bleibt unklar. Dass der Geschädigte, das Messer dorthin geworfen hat, das will eine der Polizistinnen allerdings ausschließen können. Am ersten Prozesstag hatte einer der Angeklagten behauptet, das Opfer habe ein Messer in der Brusttasche mitgeführt. Immerhin berichten die jungen Beamten im Prozess nun: Das Opfer war stark alkoholisiert.
Den Eindruck teilten damals eine 23-jährige Fuldaerin, die mit ihrer 26-jährigen Tante die Polizei alarmiert hatte. „Wir haben gedacht, da stimmt etwas nicht, wenn drei Männer im Dezember mit T-Shirt und kurzer Hose im Feierabendverkehr über die Straße rennen “, erinnern sie sich.
Mit 2,4 Promille wird später im Klinikum der Blutalkoholwert des Geschädigten gemessen. Wie hoch er bei den beiden Angeklagten, die nun auf der Anklagebank sitzen, war, wird ein rechtsmedizinischer Gutachter berechnen müssen. Die Männer waren zwei Tage nach der Tat verhaftet und in Untersuchungshaft gesetzt worden.
Unterdessen, so berichten nun zwei Ärzte, habe sich im Krankenhaus der Zustand ihres Opfers verschlechtert. Luft und eine Flüssigkeit hatten sich im Brustbereich gesammelt. Wie tief die Wunde war, können sie anhand der Verletzungsfolgen nur schätzen: drei bis vier Zentimeter vielleicht. Klar ist hingegen, dass sie 2 bis 2,5 Zentimeter lang war und einen Zentimeter auseinanderklaffte. Bis heute habe der Verletzte mit Wundheilungsstörungen und Vereiterungen zu kämpfen, lässt der Nebenkläger über seinen Rechtsvertreter mitteilen und ein Attest vorlegen.