Und noch etwas hatte Gutsche im Vorfeld bedacht: sich Tourenskier mitzunehmen. Dieser Umstand sorgte für seinen wohl schönsten Tag während der gesamten Expedition: An Ostern konnte Gutsche zusammen mit einem Norweger eine Skitour machen. Das sei unvergesslich gewesen. „Aber in jeder Minute waren wir auf der Hut vor Eisbären.“ Und Gutsche schilderte auch, dass ihm an diesem Tag sein Lieblingsfoto gelang: Es zeigt ein fünf Meter hohes Presseisstück und im Hintergrund die „Polarstern“. Mit einer anschließenden Frage brachte Gutsche das Klimaproblem auf den Punkt: „Wird es solche Fotos noch in 50 Jahren geben?“
Über den Klimawandel und dessen sichtbare Folgen sprach am Freitagabend auch Professor Dr. Markus Rex, der zu dem Thema ein Buch („Eingefroren am Nordpol“) geschrieben hat. Der Leiter der Expedition gab in der Fuldaer Hochschule einen Einblick über die wissenschaftlichen Erkenntnisse.
„Bei der Expedition ging es darum, das Klimasystem besser zu beschreiben, um festzustellen, wie viel CO2-Freisetzung wir uns erlauben wollen.“ Die Arktis sei das Epizentrum der Erderwärmung. Das Eis schmelzen zu sehen, sei eine Tragödie, aber Rex betonte auch: „Unsere Generation kann das Eis noch retten.“
In einer Gesprächsrunde mit dem Leiter der Politikredaktion, Bernd Loskant, erklärte er, dass der Klimaschutz nur dann funktionieren könne, wenn er auch ökonomisch erfolgreich sei. Die Politik müsse Rahmenbedingungen und Anreize für Klimaschutz schaffen. „Wir brauchen Mehrheiten für den Klimaschutz“, betonte er. Protest – etwa wenn Aktivisten Gemälde beschädigen – hält er für schädlich. „So etwas ist denkbar ungeeignet, um Mehrheiten zu bekommen und rückt den Klimaschutz in die Spinnerecke. Das tut uns überhaupt nicht gut.“ Klimaschutz müsse frei von Ideologien sein.
Eine Expedition wie diese ist in der heutigen Welt nicht vorstellbar.
Rex war 1992 das erste Mal in der Arktis. „Es packt einen, wenn man mal im Eis war“, sagte er und sprach von einer „brillanten Schwärze“, die sich in Polarnächten zeige. „Da fühlt man sich, als wäre man nicht mehr auf der Erde unterwegs.“ Im Laufe der Jahre habe er viele Expeditionen unternommen.
Bereits vor zehn Jahren sei die Idee entstanden, eine Forschungsmission wie „MOSAiC“ zu starten. Wissenschaftler aus 20 Ländern nahmen daran teil. Vor allem Russland habe einen wichtigen Beitrag geleistet und mit den stärksten Eisbrechern und den erfahrensten Kapitänen maßgeblich zum Erfolg beigetragen. „Eine Expedition wie diese ist in der heutigen Welt nicht vorstellbar. Das geht nur, wenn man mit Russland kooperiert“, bedauerte Rex.