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Kunst trifft Käse: Franz Erhard Walther gestaltet Sammlerbox für „Die lachende Kuh“

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Von: Volker Feuerstein

Nach dem Studium der Boxen seiner Vorgänger machte Franz Erhard Walther Ernst bei der Verpackung des Käses mit der Kuh, die lacht.
Nach dem Studium der Boxen seiner Vorgänger machte Franz Erhard Walther Ernst bei der Verpackung des Käses mit der Kuh, die lacht. Heraus kamen Motive, die Käseliebhaber an seine Kunst heranführen. © Volker Feuerstein

„Alles Käse“ – so tun einfache Geister gerne jene Gegenwartskunst ab, die sie nicht verstehen. Jetzt aber hat der Fuldaer Weltkünstler Franz Erhard Walther bewiesen, dass auch Käse Kunst sein kann.

Fulda - Nach dem Motto „Die Arbeit braucht Taten“ ist für Walther die Gestaltung der Boxen für den seit Jahrzehnten auch in Deutschland bekannten Schmelzkäse „La Vache qui rit“ – „Die lachende Kuh“ – ein neuer und interessanter Weg, Gegenwartskunst an Menschen heranzuführen, die damit sonst nicht in Berührung kommen. Es ist die neunte Ausgabe einer Sammlerbox unter dem Kurator Erik Verhagen, die man in Frankreich kaufen kann, allerdings nicht in den üblichen Lebensmittelmärkten, sondern bei einer speziellen Agentur. Aber Preis und Inhalt sind gleich.

Fulda: Franz Erhard Walther gestaltet Käse-Sammlerbox für „Die lachende Kuh“

Nach den international anerkannten Künstlern Hans-Peter Feldmann, Thomas Bayrle, Jonathan Monk, Wim Delvoye, Karin Sander, Daniel Buren, Mel Bochner und Rosemarie Trockel ist Franz Erhard Walther an der Reihe, die Käsekiste „Die lachende Kuh“ in eine künstlerische Edition umzuwandeln. Bei ihm hat das Milchvieh allerdings weniger zu lachen als bei seinen Vorgängern, die die Aufgabe schon mal wie eine schelmische Parodie gestaltet haben. (Lesen Sie hier: Fuldaer Künstler Franz Erhard Walther erhält Bundesverdienstkreuz)

Sein Vorschlag kommt in zwei Varianten durch ein Schreibspiel, das unsere Fähigkeit aufruft, unsere eigenen mentalen Bilder für einem bestimmten Rahmen zu entwerfen. In der einen Variante benutzt Walther seine schon 1958 entworfene Schrift ohne Diagonalen. Und sie wird ergänzt von der leeren, weißen Form des originalen Kuhkopfes auf rotem Grund. Ganz im Sinne von Walthers Kunstbegriff, demzufolge der Betrachter in das Werk einbezogen werden soll, kann dieser hier seine Vorstellung des Bildes in die leere Fläche hineinprojizieren.

Als Wegbereiter der sogenannten Beziehungsästhetik und einer partizipativen Kunst, für die Walther schon in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre mit Arbeiten auf Papier die Betrachter zur Projektion aufforderte, ist er jetzt durch den ungewöhnlichen Träger dieser Kunst – eine Käse-Box – in einem anderen Teil der Gesellschaft noch ein Stück weiter gegangen. Es ist zweifellos ein spannender Schritt zum Verständnis seiner Kunst, bei der Körper, Zeit, Raum, Sprache und Design für immer neue Zwecke verwandelt werden.

Franz Erhard Walther entwirft zwei Varianten für Käsekiste

Dass der Fuldaer Künstler bei der Verbreitung seiner Kunstvorstellungen nicht vor einer trivialen Verpackung eines Lebensmittels zurückschreckt, passt zu dem Mann, der trotz seiner internationalen Anerkennung auf dem Boden geblieben ist und die alltägliche Gesellschaft versteht, wie sie sich immer wieder aufs Neue darstellt.

Walther erinnert sich denn auch gerne an ein vierköpfiges Filmteam aus Paris, das ihn im Sommer 2022 zwei Tage durch die Barockstadt begleitete und ein Video herstellte, das Fulda, seiner Kunst und der Sammlerbox gewidmet ist. Präsentiert wurde die jüngste Ausgabe der Sammlerbox bei einer Festivität mit zahlreichen Promienten und Künstlern in Paris. Dort kann man auch Walthers Box in der Galerie Lab’Bel in Paris im Design-Rahmen anschauen.

Infos

Lab’Bel, Rue du Marché, Saint Honoré, Paris, Kontakt: 2 All. de Longchamp, 92150 Suresnes, Frankreich, Telefon: +33 1 84 02 72 50, Verkauf: boutique.lavachequirit.com/fr. Video: Collector Box #9 – Franz Erhard Walther, bei Youtube

Auf die Frage, ob dieses Kunstwerk nicht auch einen Platz im Museum Walther in der Villa Schmitt finden, vielleicht auch dort verkauft werden sollte, hat es doch eine enge Beziehung zu den ausgestellten Kunstwerken, antwortete Franz Erhard Walther: „Diese Entscheidung muss ich der Direktorin der Villa, Susanne Walther, und der Gesamtleitung unter Dr. Frank Verse überlassen.“

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