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Wird Fuldas Weinberg überleben? Besitzer Walther offen für Weiterbetrieb

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Von: Volker Feuerstein

Fuldas Weinberg
„Es blutet das Herz“: Ein Mitglied des Weinhistorischen Konvents verlädt Teile einer hölzernen Pergola und Hütte auf die Pritsche eines Kleinlasters. © Volker Feuerstein

Hütte und Pergola des Fuldaer Weinbergs am Fuß des Frauenbergs - Hommage an die Weingeschichte der Stadt - werden demontiert und ausgeräumt. Ob die Maßnahmen das Ende des Weinbergs bedeuten, ist allerdings noch nicht entschieden.

Fulda - Die Aktivitäten sind die Konsequenz einer bereits länger dauernden Differenz zwischen dem Weinhistorischen Konvent, der den Weinberg betreute, und den Besitzern des Geländes mit 600 Weinstöcken der Sorten Silvaner, Riesling und Müller-Thurgau, dem bekannten Fuldaer Künstler Franz Erhard Walther und seiner Frau Susanne.

Weinberg in Fulda: Ende für etwa 100 Hobby-Winzer

Die Walthers hatten den Pachtvertrag, der die kostenlose Überlassung des Geländes beinhaltete, zum Jahresende 2018 nach mehr als 30 Jahren auslaufen lassen. Die Klage des Weinhistorischen Konvents gegen die Kündigung wurde im April 2020 vom Landgericht Fulda abgewiesen. Auch die Güteverhandlung vor dem Landgericht brachte kein Ergebnis. Die Berufung vor dem Oberlandesgericht endete ebenfalls mit der Bestätigung der Rechtmäßigkeit der Kündigung. Ein Kaufangebot des Konvents an die Familie Walther lehnte diese ab. Dem Konvent erlaubten die Walthers allerdings, den Weinberg noch eine Weile zu betreuen.

Jetzt ist wohl das Ende der Arbeit der etwa 100 Hobby-Winzer am Frauenberg in Sicht. Der Verein lässt die Immobilien abräumen, die er dort errichtet hat, will allerdings die Weinstöcke vermutlich stehen lassen, wie der Vorsitzende des Konvents, Professor Dr. Ulrich Bühler, und die Kanzlerin Barbara Hermann erklärten. Die endgültige Entscheidung dazu sei zwar noch nicht gefallen, aber es mache keinen Sinn, die 30 Jahre alten Weinstöcke mit ihren 40 Zentimeter in die Erde reichenden Wurzeln zu roden.

Den Mitgliedern blute ohnehin das Herz angesichts der Tatsache, dass die Weinstöcke noch 20 Jahre lang gut getragen hätten, bedauerte Barbara Hermann. Alternativen, wie das Angebot der Stadt für einen neuen Weinberg an einem Nordhang des Frauenbergs, waren wegen der klimatisch ungeeigneten Lage verworfen worden.

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Der Konvent befindet sich derzeit in Verhandlungen mit dem Verwaltungsrat von Neuenberg und der Kirche St. Martin über die Nutzung eines Grundstücks hinter dem Andreasberg.

Franz Erhard Walther zeigte sich offen für eine Weiterbetreuung des Weinbergs. Er habe Kontakte zu Experten, die bereits Konzepte und klare Vorstellungen von einer Nutzung hätten. Immerhin würde dann das Bild des historischen Weinbergs erhalten bleiben. Und es bestehe, wie Walther erklärte, durch eine direkte Verarbeitung der Trauben ohne vorherigen Transport in den Rheingau – wie bisher – die Chance, noch bessere Weine auszubauen.

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