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Schülerin Joëlle Nies (17) aus Fulda siegt in europäischem Übersetzungswettbewerb

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Schulleiter Ulf Brüdigam (links) und Französisch-Lehrerin Heike Habersack (ganz rechts) gratulieren (von links) Carolin Heil, Chanell Lauer-Hechavarria, Joëlle Nies, Angelina Hartung und Antonia Seemann zu ihren hervorragenden Leistungen.
Schulleiter Ulf Brüdigam (links) und Französisch-Lehrerin Heike Habersack (ganz rechts) gratulieren (von links) Carolin Heil, Chanell Lauer-Hechavarria, Joëlle Nies, Angelina Hartung und Antonia Seemann zu ihren hervorragenden Leistungen. © Sophie Brosch

Großer Erfolg der Freiherr-vom-Stein-Schule: Ihre Schülerin Joëlle Nies (17) wurde in Deutschland Siegerin des Übersetzungswettbewerbs der EU-Kommission. Sie setzte sich gegen 338 Konkurrenten von 88 Schulen durch. 

Fulda - In der dritten Stunde unterbricht überraschend eine Durchsage von Schulleiter Dr. Ulf Brüdigam den Unterricht . Der Direktor lädt die Leistungskurse Englisch, Französisch und Spanisch in das Atrium der Schule in Fulda ein, wo bereits alles für die Live-Verkündung der Sieger des europaweiten Übersetzungswettbewerbes „Juvenes Translatores“ (lateinisch: „Junge Übersetzer“) vorbereitet ist. 

An der Stein-Schule – einer Europaschule – haben insgesamt fünf Schülerinnen aus den genannten Leistungskursen an „Juvenes Translatores“ teilgenommen. Der Wettbewerb wird von der Europäischen Kommission veranstaltet und fand im November zeitgleich in ganz Europa zwei Stunden lang statt. Die Teilnehmer mussten dabei eine Textseite aus einer der 24 EU-Amtssprachen in eine andere übersetzen, wobei Wert auf Wortgewandtheit und literarische Ästhetik gelegt wurde. 

Fulda: Joëlle Nies Siegerin in Übersetzungswettbewerb der EU-Kommission

Pünktlich um 10 Uhr beginnt die Verkündung der Sieger. 70 Schülerinnen und Schüler haben auf den Bänken Platz genommen. Die fünf Teilnehmerinnen der Stein-Schule sitzen in der ersten Reihe und blicken gespannt auf den Bildschirm, wo ein Countdown abläuft und die Übertragung beginnt. 

Nach einer kurzen Ansprache von EU-Haushaltskommissar Johannes Hahn wird aus jedem Mitgliedsstaat ein Sieger bekannt gegeben. 2940 Schüler aus 689 Schulen nahmen teil. 27 Sieger werden verkündet – in alphabetischer Reihenfolge ihres Herkunftslandes. Die Spannung steigt, als nach Finnland eine kurze Pause eingelegt wird. (Lesen Sie auch: Happy End trotz Super-Bowl-Klausur? Ran-Team will für Football-Unterricht nach Fulda kommen)

Als endlich „Germany“ an der Reihe ist, bricht begeisterter Applaus im Atrium der Schule aus: Joëlle Nies (17) aus Eichenzell ist die deutsche Siegerin des internationalen Wettbewerbs. Sie übersetzte von Französisch ins Deutsche. Freude und Überraschung stehen ihr ins Gesicht geschrieben, als ihr von allen Seiten gratuliert wird. Ihre Lehrer und Eltern, die bereits vor der offiziellen Verkündung von ihrem Triumph erfahren hatten, hielten die Neuigkeit bis zuletzt vor ihr geheim. 

Joëlle Nies bereitete sich kaum auf Übersetzung vor

Schulleiter Dr. Brüdigam und Französisch-Lehrerin Heike Habersack, die die Teilnahme der Schule am Wettbewerb organisiert hatte, gratulieren den Teilnehmerinnen und der glücklichen Siegerin und überreichen Blumen. (Lesen Sie auch: Fuldaerin macht Film-Karriere: Viola M. J. Schmidt schrieb Drehbuch für „Schule der magischen Tiere“)

Für Joëlle Nies geht es nahtlos mit einem Siegerinterview über Videokonferenz weiter. In einem Klassenzimmer wurde hierfür bereits eine Kamera aufgebaut und die Verbindung zu Manuela Schlömmer, Vertreterin der EU-Kommission in Berlin, hergestellt. Diese gratuliert Joëlle zu ihrem Sieg und zitiert aus dem Gutachten: „Der Text klingt nicht nach einer Übersetzung. Er ist sehr idiomatisch und zeugt von Sachverstand.“

Auf Nachfrage der EU-Vertreterin erklärt die Siegerin, dass sie sich kaum auf den Wettbewerb vorbereitet habe: „Ich wusste ja nicht, welchen Text ich bekomme – ich habe mich auf gut Glück an die Arbeit gemacht.“ Sie habe bei einem dreimonatigen Sprachaufenthalt in der Bretagne viel gelernt, sagt die Schülerin des Französisch-Leistungskurses. Nach dem Abitur könne sie sich gut vorstellen, Lehramt zu studieren, um später Englisch und Französisch zu unterrichten.

Video: Diese sieben Wörter aus aller Welt kann man nicht übersetzen

Manuela Schlömmer lobt das Engagement der Schülerin und macht sie auf die Möglichkeit eines Praktikums bei der Generaldirektion Übersetzung in Brüssel oder Luxemburg aufmerksam. Ebenfalls in Brüssel soll am 1. April die offizielle Preisverleihung für alle 27 Sieger aus den EU-Mitgliedsstaaten stattfinden. Die Planung der Veranstaltung erweist sich laut Manuela Schlömmer aufgrund der Corona-Pandemie als schwierig. Alle Beteiligten hofften dennoch auf eine Veranstaltung vor Ort, um die Leistungen der jungen Übersetzer gebührend zu honorieren.

Die Freiherr-von-Stein-Schule nahm im Jahr 2021 bereits zum dritten Mal am „Juvenes Translatores“ teil. Heike Habersack wird sich auch in diesem Jahr wieder für die Teilnahme bewerben und hofft, dass die Schule erneut ausgelost wird. (Sophie Brosch)

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