Was kostet der Tod? Trend zur Urnenbestattung hält im Kreis Fulda an

Die Friedhofskultur hat sich stark gewandelt: Der Trend geht hin zur Urnenbestattung. Die ist günstiger und verursacht weniger Arbeit für die Hinterbliebenen. In der Region Fulda gibt es sogar noch kostengünstigere Alternativen, auf die zurückgegriffen wird.
Fulda - Den Tod bekommt man umsonst – für die Beerdigung muss man aber zahlen. Nicht nur deswegen entscheiden sich mehr Menschen dafür, nach dem Ableben verbrannt zu werden. Eine Urnenbestattung ist günstiger als eine Erdbestattung, und sie bedeutet weniger Grabpflege.
Entscheidet man sich zu Lebzeiten dafür, in einem Sarg beerdigt zu werden, sollte man schon rechtzeitig Geld zur Seite legen. Denn die Kosten für eine Erdbestattung auf einem Friedhof in Fulda belaufen sich derzeit auf 850 Euro. Hinzu kommen die gewünschten Leistungen wie die Inanspruchnahme von städtischen Einrichtungen wie etwa der Trauerhalle.
Fulda: Friedhofskultur im Wandel - Trend zur Urnenbestattung hält an
In Neuhof belaufen sich die Kosten für eine Erdbestattung auf 655,50 Euro. Letztendlich kommen jedoch noch Gebühren in Höhe von derzeit 770 Euro für ein Sargreihengrab hinzu, heißt es von der Gemeinde. In Poppenhausen in der Rhön sprengen die Kosten für ein Einzelgrab unter der Erde sogar den Tausend-Euro-Rahmen. (Lesen Sie hier: 40 Jahre lang verschollen: Gestohlene Statue aus Florenbergkirche taucht bei Auktion auf)
Seit einiger Zeit entscheiden sich auch deswegen immer mehr Menschen in der Region dafür, sich einäschern zu lassen. Denn die Kosten für eine Urnenbestattung sind um ein Vielfaches günstiger. In Neuhof zum Beispiel kostet eine Urnenbestattung aktuell 228 Euro. Im Vergleich zu den Kosten für eine Erdbestattung von über 650 Euro sind die Kosten also deutlich niedriger. Die Gebühren für ein Urnenreihengrab betragen derzeit 350 Euro.
Beisetzung in Zahlen
25 Jahre – so lange müssen sich die hinterbliebenen Angehörigen mindestens um ein Erdgrab kümmern.
50 Prozent der Bestattungen finden in Künzell noch immer in einem Erdgrab statt.
64 Prozent Urnenbestattungen gibt es etwa in Hünfeld.
Was Bestattungen oft ebenfalls teuer werden lässt, ist der Sarg. Je nach Modell kann auch hier eine stolze Summe zusammenkommen. Erst im Mai haben Deutschlands Sarghersteller angekündigt, ihre Preise kräftig anzuheben. Mehr als jeder zweite Hersteller will die Preise laut deutscher Presse Agentur im laufenden Jahr um 10 bis 20 Prozent anheben.
Bestattungen: Weg vom Sarg und hin zur Urne
Die Kosten für Graberwerb, Bestattung und Grabpflege sind sicherlich ein Grund, warum sich immer mehr Bürgerinnen und Bürger für die Urnenbestattung entscheiden, sagt auch Erik Möller von der Gemeinde Neuhof. Er nennt aber zugleich auch den geringeren Pflegeaufwand für die deutlich kleineren Urnengräber als Grund für die Zunahme der Urnenbeisetzungen.
Noch günstiger und weniger pflegeintensiv ist in Großenlüder jedoch eine Feuerbestattung in einer Urnenstehle oder in einem Urnengemeinschaftsgrabfeld, sagt Sabrina Hosenfeld von der Gemeinde. Dies hänge damit zusammen, dass dort keine Grabsteine mehr benötigt werden, da diese bereits vorhanden sind und nur noch graviert werden müssen. Neben einer anonymen Bestattung sei außerdem die Bestattung in einem Baumurnengrabfeld eine günstige Alternative.
Schauen die Menschen beim Gedanken an den Tod also auch aufs Geld? Irgendwie ist das wohl so. „Da müssen wir ganz klar ja sagen“, so Hosenfeld auf die Frage, ob sich in der Vergangenheit auch in Großenlüder mehr Menschen für ein Urnenbegräbnis entschieden haben.
Das Geld ist aber nicht der einzige Grund dafür: In der Gemeinde denkt man, dass ein weiterer Grund sei, dass viele der Sorgepflichtigen heutzutage nicht an dem Ort bleiben, an dem sie aufgewachsen sind, sondern zumeist hinaus in die weite Welt ziehen. Somit können sie sich nicht um die Grabstätte Angehöriger kümmern. „Viele Sorgepflichtige entscheiden sich daher bereits jetzt schon für eine Platte als Bedeckung der Grabfläche, um nicht mehr den großen Pflegeaufwand zu haben“, so Hosenfeld.
In Fulda hat sich die Zahl der Erdbestattungen indes ebenfalls verringert, heißt es aus der Magistratspressestelle: Der Trend hin zu mehr Urnenbestattungen halte schon seit einigen Jahren an, über die Gründe könne man nur spekulieren.
In Poppenhausen hat man jedoch festgestellt, dass das daran liegt, dass sich die Ansprüche und Gewohnheiten der Hinterbliebenen erheblich verändert haben. „Inzwischen scheuen die meisten, die jahrzehntelange – mindestens 25 Jahre – lang dauernde Verpflichtung der Pflanzgrabpflege zu übernehmen.“
Video: Bestattungskultur unter Corona im Wandel?
In Künzell tritt sogar eine neue Gebührenordnung zur Friedhofsordnung in Kraft. Ein Urnengrab kostet demnach mitsamt Bestattung 725 Euro. Die Kosten für ein Reihengrab mit Erdbestattung belaufen sich auf 1400 Euro. Auch wenn das Verhältnis zwischen einer Urnenbestattung und einer im Sarg laut Gemeinde bei 50 zu 50 liegt, kann man auch in Künzell vernehmen, dass der Trend wegen der Kosten und der Grabpflege in Richtung Urne geht.
Ähnlich sieht es in Hünfeld aus. Laut Pressestelle der Stadt nimmt auch hier die Tendenz der Urnenbestattung weiter zu und liegt inzwischen bei 64 Prozent. „Das liegt vermutlich daran, dass der Pflegeaufwand bei Urnengräbern geringer ist, und mitunter auch Angehörige nicht vor Ort sind, um die Gräber zu pflegen“, sagt Pressesprecherin Victoria Weber. Der Kostenfaktor könnte aber auch hier eine Rolle spielen. Denn während der Preis für eine Erdbestattung bei 350 Euro liegt, kostet eine Urnenbeisetzung mit 260 Euro fast 100 Euro weniger. Hinzu kommen die Kosten für den Grabaushub, die Benutzung von Sarghalle, Kühlanlage und Kapelle, Sarg-, beziehungsweise Urnenträger. Zudem wird die Grabräumung berechnet, und es fallen Verwaltungsgebühren an.
Der Tod bleibt umsonst, die Beerdigung indes nicht. Und Angehörige gehen mit einer Erdbestattung die Verpflichtung ein, sich lange um das Grab zu kümmern. Gehörte ein schön gepflegtes Grab früher vor allem in Dörfern zum guten Ton, verlieren traditionelle Erdbestattungen scheinbar an Zuspruch. Das zeigen auch repräsentative Umfragen im ganzen Land, etwa von Aeternitas, der Verbraucherinitiative Bestattungskultur. Nur die wenigsten wünschen sich das klassische Grab auf dem Friedhof.