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Friedrichstraße bald autofreie Zone? Anwohner und Gewerbetreibende denken unterschiedlich

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Von: Andreas Ungermann

Friedrichstraße
Wie es mit dem Verkehr in der Friedrichstraße weitergeht, muss noch diskutiert werden. © Torsten Gossmann

Bleibt die Friedrichstraße für den Autoverkehr ganz oder temporär geöffnet? Darüber wird mindestens seit 1992 in Fulda diskutiert. Die Stadtverwaltung hat dazu nun ein Stimmungsbild eingeholt – und das gibt Anlass für weitere Debatten.

Fulda - Im Herbst vergangenen Jahres hatte die Stadt Fulda 400 Fragebögen in der Fuldaer Innenstadt – genauer: in der Friedrichstraße und Umgebung – verteilt, um ein Meinungsbild über die Verkehrssituation in der Friedrichstraße einzuholen.

Fulda: Friedrichstraße bald autofrei? Anwohner und Gewerbetreibende uneinig

Nach der Präsentation der Ergebnisse im Ausschuss für Digitales, Wirtschaft und Verkehr der Fuldaer Stadtverordneten in diesen Tagen fasste Hans-Joachim Tritschler aus der SPD/Volt-Fraktion den Stand der Dinge treffend in einer einzigen Frage zusammen: „Ja, wie geht es denn nun weiter?“ Formal ist die Antwort darauf einfach: „Das Ergebnis muss nun die Basis für weitere und neue Gespräche sein, und es ist klar: Wir müssen am Ende eine Vorlage erstellen“, konstatierte Stadtbaurat Daniel Schreiner (parteilos).

Inhaltliche Antworten stehen indes noch in den Sternen über der Fuldaer Innenstadt. Und sie wird Politik und Verwaltung weiterhin beschäftigen. Mit einer Entscheidung ist so schnell nicht zu rechnen. „Ein eindeutiges Votum haben wir nicht.“ Mit diesem Satz verdeutlichte Robert Vey (SPD/Volt) das Resultat der Befragung. „Die Diskussion in den Fraktionen wird Zeit brauchen“, prognostizierte Ausschussvorsitzender Helge Mühr (FDP) in der Folge.

Was aber war der Grund für die augenblickliche greifbare Ratlosigkeit bei den Ausschussmitgliedern? Unter den Anwohnern hält sich die Zahl der Befürworter und der Gegner beziehungsweise Kritiker einer dauerhaften Sperrung ziemlich genau die Waage. Bei 50,8 Prozent liegt die Zustimmung für eine ganzjährige Verkehrsberuhigung – die Ablehnung bei gerade einmal 14,7 Prozent.

Umfrage in Zahlen

50 Prozent der Anwohner im Bereich Friedrichstraße wünschen sich eine Verkehrsberuhigung.

22,7 Prozent der Gewerbetreibenden sprechen sich für eine dauerhafte Sperrung der Friedrichstraße für den Autoverkehr aus.

Zwischen 57 Prozent und 64 Prozent der Teilnehmer an der Umfrage, bei der offensichtlich Mehrfachnennungen möglich waren, sprächen sich für temporäre Sperrungen aus – zum Beispiel während der sommerlichen Kulturveranstaltungen, während des Weihnachtsmarktes oder während der gesamten Dauer der Landesgartenschau (LGS).

Insgesamt sei die Toleranz gegenüber einer Verbannung von Autos aus der Friedrichstraße laut Peter Hügel, Leiter des Amtes für Stadtmarketing, zwar gestiegen. Unter den Gewerbetreibenden kommt die generelle Autofreiheit jedoch lediglich auf einen Zustimmungswert von 22,7 Prozent. Differenzierter sehen die Einschätzungen und Wünsche bei den temporären Sperrungen aus. Die liegen bei Zustimmungen von knapp 39 Prozent während des Weihnachtsmarktes, über 48 Prozent im Sommer bis hin zu 50 Prozent während der LGS.

Hügel zufolge lassen sich Pro- und Contraseite für die Verkehrsberuhigung unter den Gewerbetreibenden relativ deutlich identifizieren. Gerade in der Gesundheitsbranche wird befürchtet, dass Patienten und Kunden die Praxen und Geschäfte nur schwer erreichen. Auch in der Marktstraße sei eine deutliche Stimmung gegen eine autofreie Friedrichstraße auszumachen. „Dort würde man sich ansonsten abgehängt fühlen“, erläuterte Amtsleiter Hügel.

Gastronomie und Gewerbe hingegen gingen davon aus, dass sie von einer Verkehrsberuhigung und einer damit verbundenen Steigerung der Aufenthaltsqualität profitieren könnten, leitete er aus den Ergebnissen ab.

Viele Rückläufe ließen nicht unbedingt Rückschlüsse auf die Antworten zu. Deutlich sei jedoch geworden, dass sich etwa das Hotel Platzhirsch eine klare, verbindliche und vor allem konstante Verkehrsführung wünsche, denn Gäste landeten bei temporären Schließungen der Friedrichstraße durchaus schon einmal im Nirvana, wenn sie sich auf ihr Navigationsgerät verließen. Denkbar, so Hügel, sei etwa eine Zuwegung über die Unterstadt und die Mittelstraße.

Stadt Fulda präsentiert Umfrage-Ergebnisse zu Verkehr in der Friedrichstraße

Dass eine verlässliche, dauerhafte Verkehrsführung Ziel sein müsse, darüber waren sich die Mandatsträger in einem ersten Gedankenaustausch einig. Ebenso darüber, dass der Verkehr nicht durch die schmale Nonnengasse geführt werden könne. Ein möglicher Ansatz könne die Fortführung der temporären Verkehrsberuhigung sein, „um daraus ein Konzept erwachsen zu lassen“, schlug Hügel vor.

Ein Konsens bestand darüber, dass – egal in welchem Falle – ein Vergleich zwischen Bahnhof- und Friedrichstraße nicht in Betracht komme. Und Markus Günther (CDU) unterstrich noch einmal: „Wir müssen uns im Klaren darüber sein, dass – egal, welche Entscheidung wir treffen, irgendjemand nicht damit einverstanden sein wird.“

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