Die Erhöhung trifft 32.000 Haushaltskunden. Für die meisten der 500 Gewerbekunden ändert sich nichts. „90 Prozent der Unternehmen haben Festpreise vereinbart. Hier ist die Preiserhöhung oft schon Ende vergangenen Jahres erfolgt“, berichtet Heun. (Lesen Sie hier: Kälteres Wasser in Sportbad und Rosenbad? RhönEnergie will Gas sparen)
Die RhönEnergie kaufe zwar einen Großteil von Gas und Strom langfristig ein, berichtet der Geschäftsführer, aber ein gewisser Teil muss kurzfristig hinzugekauft werden – auch weil der März und der April insgesamt kälter waren und die RhönEnergie viele Kunden hinzugewonnen hat, für die sie nun zusätzlich Gas und Strom beschaffen muss.
Das Gas, das die RhönEnergie jetzt einkauft, hat sich enorm verteuert. Für die Megawattstunde Gas zur sofortigen Nutzung zahlte die RhönEnergie vor einem Jahr 20 Euro. Jetzt sind es 110 Euro. Für eine Megawattstunde Gas zum Verbrauch in einem Jahr zahlte die RhönEnergie vor einem Jahr ebenfalls 20 Euro, jetzt sind es 83 Euro. „Die Märkte gehen dabei davon aus, dass das Gas aus Russland weiter fließt wie jetzt. Käme es wirklich zu einem Ende der Lieferungen, dann hätte das Folgen für den Preis, die sich nicht absehen lassen.“
Wie treffen die Preisänderungen einen Durchschnitttshaushalt? Das hat die RhönEnergie für uns ausgerechnet.
Erdgas
Ein durchschnittlicher Haushalt verbraucht im Jahr 20.000 Kilowattstunden Gas. Dafür zahlt er heute 148,12 Euro im Monat. Ab 1. Juni sind es bei gleichem Verbrauch 192,62 Euro im Monat.
Strom
Ein Durchschnittshaushalt verbraucht 3500 Kilowattstunden Strom im Jahr. Dafür zahlt er heute 101,27 im Monat. Ab 1. Juni sind es 110,81 Euro im Monat. Ab 1. Juli sinkt der Betrag auf 97,89 Euro. Grund ist, dass die Ökostrom-Umlage ab 1. Juli nicht mehr vom Stromverbraucher, sondern vom Steuerzahler gezahlt wird.
Abschläge
Verbraucher zahlen auf Strom und Gas jeden Monat oder alle zwei Monate einen Abschlag. Die RhönEnergie wird die Höhe der Abschläge nicht ändern. Wenn Kunden jedoch eine Änderung wünschen, damit sie die Erhöhung nicht bei der Jahresabrechnung so hart trifft, dann können sie das im Kundenportal der RhönEnergie ändern.
Ähnlich ist die Entwicklung beim Strom: Hier haben sich die Großhandelspreise für Energie, die sofort gebraucht wird, im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt, der Einkaufspreis für Strom, der in einem Jahr gebraucht wird, hat sich vervierfacht. „Die Preise haben schon vor dem Ukraine-Kreig angezogen – weil die Weltkonjunktur ansprang und in Deutschland die Kohle und die CO2-Zertifikate teurer wurden“, berichtet Heun.
Das hat Folgen für die 75.000 Haushaltskunden, die den Strom von der RhönEnergie beziehen. Der Preis für den verbrauchten Strom, der sogenannte Arbeitspreis, steigt zum 1. Juni um zehn Prozent. Allerdings: Schon 30 Tage später sinkt der Preis wieder, weil die Ökostrom-Umlage („EEG-Umlage“) von 3,75 Cent pro Kilowattstunde dann nicht mehr von Stromverbraucher, sondern vom Steuerzahler gezahlt wird. Der Preis sinkt am 1. Juli stärker, als er zum 1. Juni erhöht wird. Das bedeutet: Der Haushaltskunde zahlt ab Juli 3,3 Prozent weniger als heute.
Warum hat die RhönEnergie die Erhöhung nicht auf einen Termin mit der Absenkung der Umlage zusammengelegt? Heuns Antwort: „Der Staat hat das Zusammenlegen verboten. Die Verbraucher sollen den Effekt der Wegfall der EEG-Umlage sehen.“
90 Prozent der 25.000 Firmen- und Gewerbekunden haben einen Festpreis vereinbart. Sie profitieren, ebenso wie die Haushaltskunden, die einen Garantiepreis haben, in vollem Umfang von der Abschaffung der Umlage. Die teuren Tarife für neue Kunden, die von insolvent gegangenen Billiganbietern gekommen waren, schafft die RhönEnergie zum 1. Juni ab.
„Es sind wirklich schwierige Zeiten – für Versorger und für Verbraucher“, sagt Heun. Aber für die RhönEnergie haben die schwierigen Zeiten zumindest einen Vorteil: Sie gewinnt Kunden – in spürbarem Umfang. „Jeden Monat kommen 600 Strom- und Gas-Kunden hinzu. Die Verbraucher schätzen offenbar die Verlässlichkeit und Stabilität der regionalen Versorger.“
Die Stadtwerke Hünfeld koppeln sich vom allgemeinen Trend ab: Sie ändern ihre Preise für Strom und Gas zumindest jetzt nicht. Wie das gelingt, erklärt das Unternehmen auch auf Nachfrage unserer Zeitung nicht.
Zum 1. Juli senken die Stadtwerke Hünfeld – wie alle Energieversorger in Deutschland – ihre Strompreise, weil die EEG-Umlage wegfällt. Preiserhöhungen im weiteren Verlauf des Jahres schließen die Stadtwerke jedoch nicht aus. „Die Stadtwerke Hünfeld beobachten weiterhin den Markt. Ob überhaupt und wann möglicherweise eine Erhöhung der Tarife gegebenenfalls noch in diesem Jahr erforderlich werden sollte, darüber werden die Gremien der Stadtwerke zur gegebenen Zeit beraten“, erklärt das Unternehmen.