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Schwarzstorch lebt gefährlich - Sender-Überwachung liefert ernüchterndes Ergebnis

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Von: Rainer Ickler

Drei Schwarzstorch-Bruten mit zehn Jungen sind allein im Bereich des Forstamtes Hofbieber gezählt worden.
Drei Schwarzstorch-Bruten mit zehn Jungen sind allein im Bereich des Forstamtes Hofbieber gezählt worden. © Forstamt Hofbieber

Immer mehr Weißstörche entdecken die Region Fulda als neue Heimat. Ganz anders verhält es sich mit dem Schwarzstorch: Die Zahl der Brutpaare stagniert auf niedrigem Niveau. Es sind 2022 im Landkreis Fulda acht – immerhin eines mehr als vor Jahresfrist.

Fulda - Noch können die Storchenbeobachter für die Region Fulda im Jahr 2022 keine endgültige Zahl der Jungen nennen, denn der Schwarzstorch ist äußerst scheu, weswegen man sich während der Brut nicht nahe an die Nester traut (lesen Sie auch hier: Grab für Robin - Rotmilan fällt Windrad zum Opfer).

Doch bei ersten Beobachtungen hat Bernd Mordziol-Stelzer vom Forstamt Hofbieber allein im Bereich des Forstamtes drei Bruten mit zehn Jungen gezählt. „Das ist ein gutes Ergebnis“, sagt er. Auch Wolfgang Etzel vom Nabu Hilders hat zwei Nester mit jeweils drei Jungen im Bereich Hilders ausgemacht. 

Fulda: Viele Gefahren für Schwarzstorch - Sender-Überwachung ernüchternd

Der Schwarzstorch bevorzugt nicht nur die Rhön als Brutgebiet im östlichen Hessen – er ist auch im Hünfelder Land, im Nüsttal, im Südkreis und im Gieseler Forst unterwegs, erklärt Storchenexperte Jörg Burkard (lesen Sie auch hier: Wild auf dem Vulkan: Der Neuntöter hält Wacht - Population scheint sich zu erholen).

Dazu kommen im Grenzbereich des Landkreises, in der Hochrhön, bei Tann und am Truppenübungsplatz Wildflecken noch mindestens drei Brutpaare, die in Bayern oder Thüringen brüten, haben Mordziol-Stelzer und Wolfgang Etzel beobachtet. Damit gibt es in unserer Region etwa ein Dutzend Brutpaare. Hessenweit werden knapp 50 gezählt.

Es habe schon bessere Jahre für den Schwarzstorch gegeben, berichten Jörg Burkard und Bernd Mordziol-Stelzer. Bis zu zehn Brutpaare wurden allein im Landkreis Fulda gezählt. Aber der Windkraftbau sowie zunehmende Störungen durch Radfahrer und Wanderer hätten einige der extrem scheuen Schwarzstörche vertrieben.

Wenn in der Brutzeit Störungen auftreten, geben sie sofort das Brüten auf und meiden diese Gebiete. So seien einige Traditionshorste nicht mehr besetzt, erklären die beiden Experten. Auch der Klimawandel macht dem Storch zu schaffen. Die vergangenen trockenen Sommer führten dazu, dass sie nur wenig Nahrung fanden. 

Hintergrund: Der Schwarzstorch

Der Schwarzstorch ist einer der geheimnisvollsten Vögel, die in unser Region leben.  Er hält sich vorwiegend in Wäldern und in der Nähe von Flussläufen und Teichen auf. Deshalb bekommen den eleganten Flieger nur wenige Menschen zu Gesicht. Da er als Fischjäger gilt, wurde er früher bejagt und war viele Jahrzehnte ausgerottet. 

1903 war der letzte Schwarzstorch in Osthessen gesichtet wordenErst knapp 100 Jahre später kehrte er wieder zurück, zunächst in die Nähe der innerdeutschen Grenze ins Ulstertal und von dort in den Landkreis. In Deutschland gibt es etwa 500 und in Hessen 50 Brutpaare.

Dazu kommt, dass der Vogel zum Überwintern viele Tausend Kilometer bis nach Afrika fliegt. Dies berge viele Gefahren, weil der Schwarzstorch immer noch in vielen Ländern gejagt wird, sagt Burkard. Er geht davon aus, dass nur ein Drittel der Jungen überlebt. Die Weißstörche bleiben dagegen teilweise in Deutschland, überwintern in der Regel in Frankreich oder Spanien.

Um zu verfolgen, wie die Schwarzstörche sich verhalten, welche Routen sie fliegen und wo Gefahren lauern, sind drei Junge 2021 mit Sendern ausgestattet worden. Das Ergebnis ist ernüchternd. Im französischen Nancy ist einer überfahren worden, nahe Barcelona kam das letzte Signal des zweiten Vogels beim Flug zum Überwintern nach Afrika.

Video: Überwinterung in Bayern - 300 Störche bleiben im Freistaat

Der dritte Schwarzstorch lebt noch. Er ist im Senegal geblieben, hat die lange Reise nach Deutschland nicht angetreten.  Erst nach drei bis vier Jahren werden die Störche geschlechtsreif. Bis dahin treiben sie sich herum, kundschaften die Gegenden aus, die sich zum Brüten eignen.

Mordziol-Stelzer hat in diesem Jahr mindestens drei Jungstörche gesehen, die in unserer Region unterwegs sind und eventuell im nächsten oder übernächsten Jahr hier brüten – ein Hoffnungsschimmer. 

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