Ein Name für die Geister: Fantastischer Geschichtenabend mit Avantasias neuem Album

Seit wenigen Tagen steht das neue Album von Avantasia in den Läden. „A Paranormal Evening With The Moonflower Society“ heißt das Werk des Fuldaer Musikers Tobias Sammet (44), der uns den Albumtitel erklärt, die neuen Gastsänger vorstellt und sich zu „Arabesque“ äußert.
Fulda - „Es ist ein sehr persönliches und tiefes, aber dennoch ziemlich kurzweiliges Album, das zu 100 Prozent nach Avantasia klingt“, sagt Musiker Tobias Sammet aus Fulda. In einem Interview spricht er mit unserer Zeitung über sein neues Album. (Lesen Sie hier: „Vorm Dom sollten alle gleich sein“: Avantasia-Frontmann Tobi Sammet über sein Fulda-Konzert)
Fulda: Geschichten-Abend mit Avantasias neuem Album
Bei dem ungewöhnlichen und etwas sperrigen Titel Ihres neuen Albums muss die Frage kommen: Warum haben Sie diesen Namen gewählt, und was steckt dahinter?
Ich wollte den Inspirationen und Geistern in meiner Vorstellungskraft, die mich bei der kreativen Arbeit in eine andere Welt holen, einen Namen geben. Das Album lädt den Hörer zu einem fantastischen Geschichtenabend ein. Auf einer anderen Ebene habe ich bei der „Moonflower Society“ aber auch an viele meiner Freunde und Fans gedacht, die vielleicht nicht immer den Erwartungen der Gesellschaft entsprechen können und eher in ihrer kleinen eigenen Welt abseits des Alltags da draußen aufblühen.
Was können die Metalfans von diesem übersinnlichen Abend mit der Mondblumengesellschaft erwarten?
Ein sehr persönliches und tiefes, aber dennoch ziemlich kurzweiliges Album, das zu 100 Prozent nach Avantasia klingt. Besonders am Herzen liegt mir dabei die Buchfassung des Albums, weil man durch die vielen Hintergrundinformationen komplett in das Album eintauchen kann.
Das Album beginnt mit dem einzigen Song, den Sie allein singen. Bei den folgenden zehn Liedern geben sich die namhaften Gastsänger die Klinke in die Hand. Wie gehen Sie bei der Reihenfolge der Songs vor? Erzählen Sie auf dem Album eine Geschichte, die von Lied zu Lied weitergesponnen wird?
Jedes Stück kann für sich stehen, so konnte ich viel besser persönliche Gedanken verarbeiten, als wenn alle Songs stur eine einzige Geschichte erzählen. Ich habe den märchenhaften Ansatz aber nicht über Bord geworfen.
Ralf Scheepers von Primal Fear und Floor Jansen von Nightwish sind neu in der Avantasiafamilie und zum ersten Mal auf einem Album von Ihnen zu hören. Warum gerade diese beiden?
Floor kenne ich schon länger, sie ist eine unglaublich tolle und vielseitige Sängerin, die weltweit zu Recht einen hervorragenden Ruf genießt. Ralf ist eine Heavy-Metal-Legende, da wusste ich bereits beim Komponieren seines Stücks, dass nur er diesen Song so singen kann.
Ihre Stimme klingt hervorragend – klar, vielseitig und kraftvoll. Inwiefern hat das mit der Corona-Pause und der langen Zeit in Ihrem Studio zu tun?
Vielen Dank! Ich glaube, das liegt daran, dass ich mich jetzt mal erholen konnte. Ich hatte zuvor 20 Jahre lang im roten Bereich gedreht, pausenlos Alben für zwei Bands geschrieben, war permanent auf Tour oder anderweitig beschäftigt und stand dabei einfach immer unter Strom.
Diese Belastung merkt man irgendwann, mental und auch stimmlich. Schon vor der Pandemie hatte ich mein Pensum daher etwas zurückgefahren, die Corona-Zeit hat dann aber alles zum Erliegen gebracht, so dass ich plötzlich zur kompletten Entschleunigung gezwungen war. Keine ermüdenden Tourneen, keine Pressetermine, keine Erwartungen! Das tat auch meiner Stimme ganz gut.
Was hat es mit dem letzten Lied auf dem Album auf sich? „Arabesque“ ist eine bombastische, über zehnminütige Reise mit dem fliegenden Teppich durch diverse Musikstile, von arabischen Einflüssen über klassische Elemente bis hin zu Queen.
Mein Produzent Sascha Paeth meinte anfangs, das sei doch alles wie Kraut und Rüben, haha. Von Orff bis Telemann, von Black Sabbath bis Queen, dazu ein paar keltische und orientalische Elemente – da ist schon einiges drin. Ich hielt es für eine spannende Herausforderung, diese verschiedenen Stile zu einem harmonischen Kunstwerk zu verweben, und ich bin sehr stolz auf das Ergebnis.
Haben Sie eine Botschaft, die Sie mit diesem Album unter die Leute bringen wollen? Wenn ja, welche Message ist das?
Eine Message habe ich nicht, wobei ich hoffe, dass manche Leute aus den Songs vielleicht ein wenig Kraft schöpfen können. Aber in erster Linie habe ich das Album für mich selbst gemacht.
Normalerweise folgt auf die Veröffentlichung eines neuen Albums eine Tour. Die Corona-Pandemie hat im Musikbusiness jedoch viel durcheinandergewirbelt. Was steht für Sie nach der Veröffentlichung des Albums an?
Bislang sind nur Konzerte in Südamerika bestätigt. Es wird auch noch was in Asien und Europa dazukommen, aber in diesen Zeiten ist es verdammt schwierig, eine Welttournee zu planen. Ich versuche, das Gute darin zu sehen: Meine Zukunft ist mal nicht drei Jahre im Voraus verplant.
von Joachim Herbert