Großes Engagement, hohe Kompetenz und wissenschaftliche Gewissenhaftigkeit attestierte Möller schließlich Thomas Martin, der sich schon früh mit der Regionalgeschichte befasst habe. Verdient gemacht habe er sich aber vor allem als Redakteur der Fuldaer Geschichtsblätter und weiterer Publikationen.
Zuvor hatte Professor Dr. Weichlein Siegfried Weichlein – gebürtiger Thalauer und Historiker an der Universität Fribourg (Schweiz) – einen Festvortrag unter dem Titel „Geschichtsverein – Erinnerung – Wissenschaft – Wo hat Regionalgeschichte Ihre Heimat?“ gehalten. Mitunter mit einem Augenzwinkern legte er die Historie von Geschichts- und Heimatvereine seit Beginn des 19. Jahrhunderts dar. Immer wieder hätten diese ihre Blicke auf die Räume und soziale Gefüge neu ausrichten müssten. „Erinnerung sucht sich wie Wasser eigene Wege – auch unvermutete und welche gegen Widerstände“, fasste er seine Ausführungen zusammen.
Hätten die Blickwinkel in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch stark unter dem Einfluss der zerfallenden Kleinstaaten und der Suche nach Loyalitäten und Identitäten in neuen Gebilden gestanden, so seien mit der Reichsgründung zunehmend neue Raumbilder geschaffen worden. In Fulda habe die Betrachtung regionaler Geschichte stark den Kulturkampf in den Blick genommen.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hätten dann weniger die bürgerlichen Geschichtsvereine, sondern viel mehr die Heimatvereine einen großen Zulauf verzeichnet. Das sei vor allem der Fall gewesen, weil sie die lokalen Besonderheiten und den Volkscharakter in den Blick genommen hätten.
Einen weiteren Wandel machte Weichlein im Fulda der Nachkriegszeit aus. Mit der Lage im Zonenrandgebiet, in Westdeutschland und geografisch dennoch mitten in Europa, sei eine neue Erzählung benötigt worden. Somit sei Bonifatius als eine europäische Identifikationsfigur in den Blick genommen worden. Beachtung finde seit den 1970er Jahren die Heimatgeschichte zudem in den „Geschichtswerkstätten“ im Denkmalschutz und auch in Museen, so der Historiker.
Eine besondere Würdigung erfuhr der Geschichtsverein während des Festaktes, der von Svea Gutmann, Leo Lichtermann und Erik Oldenburg musikalisch mitgestaltet wurde durch OB Dr. Heiko Wingenfeld (CDU). Wie Möller rückte er das bürgerliche Engagement von den Vereinsgründern bis zu den heutigen Mitgliedern in den Blick.