Stadt Fulda ehrt Gisbert Seng mit Kulturpreis - seine Handschrift ist im Stadtschloss zu finden

Gisbert Seng wird der 17. Träger des Kulturpreises der Stadt Fulda. Das hat die Stadtverordnetenversammlung auf ihrer letzten Sitzung des Jahres 2022 beschlossen.
Fulda - „Die Stadt ehrt damit eine Persönlichkeit, die sich als Kunst- und Architekturrestaurator sowie als Sammler bleibende Verdienste um die fuldische Kultur- und Baugeschichte erworben hat“, berichtet die Stadt Fulda in einer Pressemitteilung. Die Verleihung des Kulturpreises werde voraussichtlich Anfang nächsten Jahres stattfinden.
Gisbert Seng wurde den Angaben der Stadt zufolge am 12. November 1933 in Fulda-Johannesberg geboren. Nach dem Besuch der Volksschule in Johannesberg (1940-1949) absolvierte er in Fulda eine Lehre als Kunst- und Kirchenmaler bei Hugo Pfister (1876-1968), um darauf zunächst im elterlichen Betrieb zu arbeiten. Parallel besuchte er in dieser Zeit die Privatkunstschule Pfisters in Fulda.
Fulda: Gisbert Seng erhält Kulturpreis - Handschrift im Stadtschloss
„Schon in diesen frühen Jahren beschäftigte sich Seng intensiv mit den mittelalterlichen und barocken kunsthandwerklichen Techniken wie etwa der Freskoübertragung, der Vergoldung und der plastischen Malerei“, heißt es in der Mitteilung. „Zudem bildete er sich mit kunsthistorischen Studienreisen unter anderem durch Italien, Österreich, Schweiz, den Niederlanden und Frankreich fort.“
Von 1957 bis 1960 arbeitete Seng als Restaurator in Bad Mergentheim. In dieser Zeit war er verantwortlich für umfangreiche Freilegungen und Restaurierungen von Wand- und Deckenmalereien, so etwa in der Klosterkirche in Schöntal an der Jagst.

Seit 1960 stellte er - zunächst als freischaffender Restaurator - „seine überragenden kunsthandwerklichen Fähigkeiten in den Dienst der Stadt Fulda“, heißt es weiter. Im Zusammenwirken mit dem Architekten Ernst Kramer „schuf“ er die historischen Räume im Stadtschloss - so wie sie sich heute präsentieren.
Sowohl das Spiegelkabinett als auch sämtliche Deckenmalereien im Stadtschloss tragen demnach Sengs restauratorische wie auch künstlerische Handschrift. Gleiches gelte für die Säle in der Orangerie, die Katharinenkapelle sowie den Rokokosaal im Palais Altenstein.
Verleihung in der Villa Franz Erhard Walther - Kreis schließt sich
„Für die Stadt Fulda war es ein Glücksfall, dass sich Gisbert Seng 1973 bereit erklärte, sein umfangreiches Wissen in die Arbeit des Vonderau-Museums wie auch der städtischen Baudenkmalpflege einzubringen“, erklärt die Stadt.
Als Restaurator in der Werkstatt des Regionalmuseums habe er ein Vierteljahrhundert bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand 1998 dessen Arbeit und insbesondere die Neugestaltung der Ausstellung in den 90er Jahren maßgeblich mitgeprägt.
Noch vor wenigen Jahren verantwortete Seng die Sanierungsarbeiten an den Deckengemälden im Nordflügel des Stadtschlosses sowie die Restaurierung des Spiegelkabinetts. Auch als Sammler verdanke ihm die Stadt Fulda viel.
Gisbert Seng stellte seine überragenden kunsthandwerklichen Fähigkeiten in den Dienst der Stadt Fulda.
„Schon früh erkannten er und seine Ehefrau Helga Seng Anfang der 1960er Jahre das neue Wege beschreitende Potential im Werk seines Freundes Franz Erhard Walther. Nach Walthers Umzug nach New York 1967 war es Gisbert Seng, der eine Auswahl wichtiger Werke aufbewahrte, die ansonsten verloren gegangen wären.“
Mehr als 50 Jahre lang lebten Seng und seine zweite Ehefrau Katharina Bongartz mit diesen Arbeiten in ihrem Haus in Johannesberg und sorgten dafür, dass diese für eine schon seit den späten 1960er Jahren geplante öffentliche Präsentation erhalten blieben.
2019 übergab die Familie Seng das bei ihr verwahrte Frühwerk Walthers als Teil-Schenkung an die Franz Erhard Walther Foundation, verbunden mit dem ausdrücklichen Wunsch, dass die Arbeiten in ihrem Entstehungsort Fulda gezeigt werden.
Mit der Eröffnung der Villa Franz Erhard Walther am 24. September 2022 hat sich diese Hoffnung nun erfüllt. Die Eröffnung der neuen Ausstellungsräume bietet nun auch den Anlass für die Verleihung des Kulturpreises der Stadt Fulda. (lio)