Ein sehr großer Umweltschaden soll durch einen noch größeren Umweltschaden ersetzt oder vermeintlich kompensiert werden.
„Ein sehr großer Umweltschaden – nämlich die Entstehung von salzhaltigen Haldenwässern, die in die Werra und Fliede geleitet werden –, soll durch einen noch größeren Umweltschaden ersetzt oder vermeintlich kompensiert werden“, kritisieren die Naturschützer.
Und weiter: „In Zeiten des Klimawandels und der Wasserknappheit ist ein Vorhaben, das auf dem Gedanken beruht, die Salzwasser-Problematik einer bestehenden Kali-Rückstandshalde („Ewigkeitslast“) durch ein jahrzehntelanges Auftragen von Erdaushub, Bauschutt und weiteren Abfallstoffen mit all ihren ökologischen Konsequenzen noch massiv zu verschärfen, als ein beispiellos aus der Zeit gefallenes Konzept zu sehen“.
Grundsätzlich sei es gut, dass K+S versuche, seine salzhaltigen Abwässer zu reduzieren, loben die Naturschützer. Die gewählte Dickschicht-Abdeckung lehnen sie aber ab. K+S habe die Dünnschichtabdeckung als Alternative nicht ausreichend geprüft. Bei einer Abdeckung der Halde mit einer Kunststoffschicht und der Verbringung der Abwässer unter Tage werde viel weniger Fläche verbraucht. Auch der sogenannte „Recyclingplatz“ – eine Steinbrecheranlage mit Umschlagsplatz und Gleisausbau – werde dann unnötig.
„Problematisch – und die Wurzel allen Übels – ist die Tatsache, dass 70 Prozent der Menge der untertägig gewonnenen Rohsalze nach dem Aufbereitungsprozess als Rückstände anfallen und derzeit ausschließlich aufgehaldet werden, obwohl deren intensivere Ausbeutung und die Verbringung von Abraum nach unter Tag technisch machbar wären“, bemängeln die Verbände.
Die Verbände werfen K+S vor, es wolle in den ersten Jahrzehnten zunächst die Ostflanke der Halde abdecken – den Bereich, in dem augenscheinlich noch verwertbare Salze (Kieserit, erkennbar an der hellen Färbung der Halde) in einer Größenordnung von vermutlich mehreren Millionen Tonnen lagern würden. K+S solle versuchen, diesen Rohstoff durch die elektrostatische Aufbereitung (ESTA) einer Verwertung zuführen. Sollte die Ausbeute technisch machbar und ökonomisch vertretbar sein, müsse die Nutzung der vorhandenen Ressourcen Vorrang vor der Übererdung haben. Die Pläne zum grünen Kaliberg wurden übrigens auch in der jüngsten Folge unseres Nachrichten-Podcasts auFZeile besprochen.
Die Verbände rechnen vor, dass das Vorhaben 105 Hektar Wald zerstören werde – das entspreche der Fläche der heutigen Halde –, nämlich: 67 Hektar durch die Haldenflächenerweiterung, 19 Hektar durch einen Infrastrukturstreifens um die Halde und 10,2 Hektar durch den Recyclingplatz. Hinzu kämen zehn Hektar für die Verlegung der Landesstraße 3206 Neuhof-Giesel, den Ausbau der Gemeindestraße und der Gleise.
Die betroffenen Wälder seien sehr hochwertig. Im betroffenen Naturraum lebten viele geschützte Tierarten. Sie alle gingen durch Haldenabdeckung verloren. Dazu gehörten Schwarzstorch, Wildkatze, Biber und Fischotter, Reptilien wie Kreuzotter und Kreuzkröte, Fledermäuse sowie besonders geschützte Insektenarten. Auch Rotwild werde beeinträchtigt. Zudem werde eine wichtige Naherholungszone zerstört.