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Wie stark ist die Schwermetall-Belastung in Großenlüder? Unabhängiges Gutachten soll her

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Von: Marcus Lotz

Wegen der Nähe zum Zement- und Kalkwerk Otterbein bei Müs gibt es in Großenlüder im Landkreis Fulda immer wieder Diskussionen um Grenzwerte.
Wegen der Nähe zum Zement- und Kalkwerk Otterbein bei Müs gibt es in Großenlüder im Landkreis Fulda immer wieder Diskussionen um Grenzwerte. © Volker Nies

Wie hoch ist die Belastung mit Schwermetallen in den Böden der Gemeinde Großenlüder? Dieser Frage will die Gemeindevertretung nun buchstäblich auf den Grund gehen. Ein unabhängiges Gutachten soll her – laut UBL wäre es das erste seit über 30 Jahren.

Großenlüder - „Seit 40 Jahren haben wir ein Zementwerk, und die letzten Bodenproben von einem unabhängigen Institut wurden Ende der 80er Jahre genommen“, äußerte Karin Bettinger von der Unabhänigen Bürgerliste (UBL) bei der Erläuterung des Antrages ihrer Fraktion (lesen Sie auch hier: 1,7 Millionen für bessere Technik - Bund fördert Investition von ZKW Otterbein).

Im Jahr 1989 hatte der Fachbereich Haushalt und Ernährung der Fachhochschule Fulda sowie im Nachgang die Hessische Landwirtschaftliche Versuchsanstalt bei Bodenproben erhöhte Thalliumwerte festgestellt, wie Bettinger anführte (lesen Sie auch hier: Zoff um ZKW-Pläne - Gemeindevertretung votiert mit 14 zu 12 Stimmen für Positionspapier).

Fulda: Gutachten-Beschluss - wie stark ist Schwermetall-Belastung in Großenlüder? 

„Immer wieder wurden seither unabhängige Bodenproben gefordert, wenn es umVerfahren des Zement- und Kalkwerks ging, was immer wieder abgelehnt wurde. Ich denke, nach 40 Jahren und angesichts der neuen Filteranlage, die bald kommen wird, müssen wir als Gemeinde dafür sorgen, dass der Ist-Zustand festgestellt wird.“

Die Gemeinde solle daher beschließen, die Böden im Bereich Großenlüder, Uffhausen und Müs durch ein unabhängiges Fachlabor auf die Belastung mit Schwermetall prüfen zu lassen. Die genauen Entnahmeorte der Bodenproben bei der 1989 durchgeführten Untersuchung, einer sogenannten Schwermetall-Analytik, lägen der Gemeindeverwaltung vor und könnten zum Vergleich herangezogen werden. Bettinger forderte, entsprechende finanzielle Mittel im Haushalt 2023 einzustellen.

Die CDU äußerte ihre Zustimmung, Norbert Printz stellte für die Fraktion jedoch einen Änderungsantrag. Dieser besagt, dass die Entnahmeorte der Proben mit GPS dokumentiert werden sollen. Bei der Entnahme solle zudem darauf geachtet werden, dass „keine außergewöhnlichen Umstände die Ergebnisse verfälschen, zum Beispiel durch Klärschlamm-Ausbringung“.

Die Überprüfung der Böden solle zudem regelmäßig wiederholt werden. Damit war die UBL einverstanden. Die Gemeindevertretung nahm diesen Änderungsantrag der CDU einstimmig an.

Und wie sieht es mit Luftuntersuchungen aus? Auf Nachfrage erklärt Bürgermeister Florian Fritzsch (SPD), dass in der Gemeinde zwar seit gut zehn Jahren über die Einrichtung einer Luftmessstation diskutiert werde. Das hessische Luftmessnetz, dessen Aufgabe die Immisionsüberwachung sei, habe jedoch seine Endausbaustufe bereits erreicht.

Schweigeminute für verstorbenen CDU-Fraktionsvorsitzenden Norbert Mengel

Aufgrund der hohen Kosten habe sich die Gemeinde bisher gegen eine neue Station entschieden. Dennoch habe die Gemeinde das Thema Schwermetall-Analytik zum Anlass genommen, die Einrichtung einer stationären oder mobilen Luftmessstation erneut mit den Behörden zu erörtern.

„Sollte sich ein Anfangsverdacht auf Grenzwertüberschreitungen ergeben, wird die Verwaltung die Voraussetzungen für eigenständige Luftschadstoffmessungen erneut prüfen. Maßgeblich ist, dass Gesundheitsgefahren durch das Überschreiten von Grenzwerten ausgeschlossen werden“, betont Fritzsch. 

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Zu Beginn der Sitzung hatte der Vorsitzende Marco Herbert (CDU) zu einer Schweigeminute für Norbert Mengel aufgerufen, zu der sich alle von ihren Plätzen erhoben. Der ehemalige Vize-Bürgermeister und CDU-Fraktionsvorsitzende war am 23. Oktober nach kurzer, schwerer Krankheit im Alter von 70 Jahren gestorben.

„Nach fast drei Jahrzehnten bleibt nun sein Stuhl in diesem Saal leer. Wir verlieren mit Herrn Mengel nicht nur einen erfahrenen, engagierten und umsichtigen Kommunalpolitiker, sondern vor allem einen Freund und Wegbereiter“, sagte Herbert. Den Fraktionsvorsitz der CDU hat Kristin Marie Reinhardt übernommen. In die Gemeindevertretung rückt Philipp Kehrel nach.

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