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Fuldas Händler ziehen Bilanz zum Corona-Jahr 2021: Wer profitierte, wer machte Verluste?

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Von: Sarah Malkmus

Das Lieblings in Fulda ist laut Inhaberin Heike Zahn schwer von Corona getroffen worden.
Das Lieblings in Fulda ist laut Inhaberin Heike Zahn schwer von Corona getroffen worden. © Privat

Einzelhändler blicken auf das zweite Corona-Jahr 2021 zurück. Es zeichnet sich ab: Lebensmittelhändler konnten Umsätze steigern, in den anderen Sparten hat man mit Einbußen zu kämpfen. 

Fulda - Heike Zahn, Inhaberin und Geschäftsführerin des Lieblings in Fulda, blickt „mit gemischten Gefühlen“ auf das Jahr 2021 zurück. Die Entscheidung, den Laden zu übernehmen, sei Ende 2020 und damit zu einem Zeitpunkt gefallen, als noch nicht absehbar war, dass die Corona-Pandemie derart lange andauert.

„Ich hatte einen schwierigen Start.“ Ohne die Zuschüsse vom Bund, so Zahn, hätte es das Lieblings sehr schwer gehabt. „Wir hätten es nicht überstanden“, ist sich Zahn sicher. Aktuell hofft die 64-Jährige, dass es keinen weiteren Lockdown gibt.

Auf das Jahr 2022 blickt sie indes „vorsichtig optimistisch“, kürzlich habe sie sogar noch eine Mitarbeiterin einstellen können. Insgesamt stellt sie fest, dass die Menschen verhalten und ängstlich seien. Gleichwohl habe sie die Beobachtung gemacht, dass insbesondere Stammkunden ihr die Treue halten.

Fulda: Händler ziehen Bilanz zum Corona-Jahr 2021

Glücklich ist sie eigenen Angaben zufolge vor allem, weil ihr Team „super mitzieht“. Auch die Shopping-Bändchen machten einiges leichter. Dennoch habe man im Lieblings im Gegensatz zu Vor-Corona-Jahren den Umsatz halbiert. Was fehle sei schlicht die Planungssicherheit.

Eva Stern ist Inhaberin und Geschäftsführerin von Leder Meid in Fulda. Sie empfindet die Situation so: „Es ist kein Vergleich zu den Vorjahren. Im Prinzip können wir nur dankbar sein, dass wir überhaupt auf haben dürfen.“ Durch 2G-plus komme die Situation nahezu einem Lockdown gleich. „In der vergangenen Woche hat man die Verschärfung sehr krass gemerkt.“

Wenn sie auf 2021 zurückblickt, fällt ihr auf: „Über das erste halbe Jahr brauchen wir nicht reden, das fand lockdownbedingt gar nicht statt. Das war ganz fürchterlich.“ Das zweite Halbjahr habe zwar gut angefangen, doch insbesondere vor Weihnachten sei das Kaufverhalten der Menschen wesentlich magerer gewesen. Der Umsatz habe sich halbiert, schätzt Stern.

Auf das Jahr 2022 blickt die 58-Jährige nur verhalten optimistisch: „Wir werden lernen müssen, mit dem Virus umzugehen.“ Sie ist sich sicher, dass Corona noch viele Jahre Teil der Gesellschaft sein wird.

Stimme der IHK

„Der Handel blickt auf ein gemischtes Jahr 2021 zurück“, sagt Michael Konow, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Fulda (IHK).

Während Lebensmittel- und Onlinehandel sowie Drogerien, Baumärkte und Floristikfachgeschäfte ein durchaus positives Jahr verzeichneten, habe der sonstige stationäre Einzelhandel im Bezirk der IHK Fulda – insbesondere in den Innenstädten – aufgrund der monatelangen Einschränkungen dramatische Einbußen hinnehmen müssen.

„Letzteres zeigte auch unser 2G-Tagebuch, in dem regionale Händler die schwerwiegenden Einbrüche in Umsatz, Kundenzahl und Aufenthaltsdauer bestätigten.“ Insgesamt belaste 2G den Handel im Kreis Fulda erheblich und sei aus wirtschaftlicher Sicht keine Dauerlösung.

Torsten Rützel von Köhler Herrenmode in Fulda berichtet ebenso von Umsatzeinbußen, insbesondre im Hinblick auf Weihnachten und die 2G-Regel. „Da ist die Frequenz natürlich nicht so gegeben wie in den Jahren vor Corona.“ Dennoch: „Im Großen und Ganzen sind wir trotz dieses schrecklichen Jahres ganz zufrieden, zumindest in den Monaten, in denen wir öffnen durften. Natürlich hoffen wir, dass 2022 annähernd so wird wie vor Corona“, sagt der 49-Jährige.

In der Lebensmittelbranche zeichnet sich indes ein anderes Bild. Der 63-jährige Klaus-Peter Schwan, Inhaber von Edeka Schwan am Frauenberg, verzeichnet eine Umsatzsteigerung von etwa 15 Prozent im vergangenen Jahr. Er hat beobachtet, dass die Menschen viel stärker den Fokus auf hochwertige Produkte legten, da sie vermehrt zu Hause kochen, statt Restaurants zu besuchen.

Video: 2G - Handelsverband beklagt „dramatisch schlechtes Weihnachtsgeschäft“

„Die Menschen haben sich am eigenen Herd ausprobiert“, ist er sicher. In bestimmten Warengruppen seien die Umsätze sehr stark gestiegen – insbesondere im Lockdown. Vor allem hochwertige Produkte – etwa Garnelen oder Rinderfilet – seien enorm gefragt gewesen. Zusammenfassend sagt er: „Wir verzeichnen zwar einen Umsatzanstieg, jedoch zu einem höheren Aufwand.“ Auf die kommenden Monate blickt er so: „Das sich eingependelte Niveau wird sich halten. Das große Wachstum wird nicht da sein.“

Ähnliches berichtet Patrick Franz, Inhaber von Nahkauf Schaurich in Horas. „Die Umsätze waren sowohl im Jahr 2020 als auch im Jahr 2021 sehr gut“, sagt der 40-Jährige und fügt hinzu: „Wir können uns nicht beschweren.“ Insgesamt habe er den Umsatz, ebenso wie Schwan, um etwa 15 Prozent steigern können. Die Gründe dafür sieht auch er in der Schließung der Gastronomie und der Tendenz, wieder zu Hause zu kochen. „Das war in den vergangen Jahren ja untergegangen“, sagt er.

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