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„Haus der Kirche“ entsteht im ehemaligen Atelier der Künstlerin Lioba Munz

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Von: Hanna Wiehe

Das neue „Haus der Kirche – Lioba Munz“ wird derzeit in der Schulstraße errichtet.
Das neue „Haus der Kirche – Lioba Munz“ wird derzeit in der Schulstraße errichtet. Das ehemalige Atelier der Fuldaer Künstlerin und Ordensfrau Lioba Munz grenzt direkt an die Benediktinerinnenabtei. © Hanna Wiehe

Etwas versteckt in einer Seitenstraße, nur wenige Meter vom Uniplatz entfernt, entsteht derzeit das neue Gemeindehaus der Innenstadtpfarrei. Das Gebäude soll ein Ort der Begegnung werden und Büros sowie Gruppenräume beherbergen.

Fulda - Wer das Gebäude in der Schulstraße betritt, der braucht noch etwas Fantasie, um sich vorzustellen, dass hier in etwa einem Jahr neue Büros untergebracht sein und Veranstaltungen stattfinden werden. Denn das Haus hat eine wechselvolle Geschichte erlebt: Erbaut im 17. Jahrhundert, war es Mädchenschule, Mutterberatungsstelle, Kindergarten und bis 1997 Atelier von Schwester Lioba Munz, die hier als Künstlerin wirkte.

Fulda: „Haus der Kirche“ entsteht im ehemaligen Atelier von Lioba Munz

Jetzt soll ein Gemeindezentrum einziehen. Wobei: „Wir haben das Gebäude bewusst nicht so genannt, sondern ,Haus der Kirche‘, weil es etwas verstaubt klingt“, berichtet Anja Kamrad, Verwaltungsleiterin der katholischen Innenstadtpfarrei Fulda. „Es soll ein Ort sein, in den viel Leben hineinkommt, in dem sich die Menschen über ihren Glauben austauschen.“

Stadtpfarrer Stefan Buß hatte im Jahr 2018 die Idee gehabt, das Gebäude in zentraler Lage zu erwerben, und war mit den Benediktinerinnen ins Gespräch gekommen. „Zunächst war geplant, das Pfarrzentrum in der Friedrichstraße zu renovieren“, berichtet Kamrad. Doch das stellte sich als problematisch heraus: „Es zeigte sich, dass ein Neubau wirtschaftlicher wäre als eine Renovierung“, sagt sie. So fiel die Entscheidung, das Haus in der Schulstraße inklusive eines Grundstückteils zum neuen „Haus der Kirche“ zu machen. „Hier können wir außerdem etwas gestalten, was genau unseren Vorstellungen entspricht“, betont Kamrad. Ende 2019 ging der Kauf über die Bühne.

So sieht es im Inneren des historischen Gebäudes aus.
So sieht es im Inneren des historischen Gebäudes aus. Das Haus hat eine lange Geschichte hinter sich – mit vielen Umbauten. Das macht die Arbeiten herausfordernd. © Hanna Wiehe

Dass die Innenstadtpfarrei jetzt das große Rad dreht, hat noch einen weiteren Grund: Der liegt in den bis 2030 anstehenden Umstrukturierungen im Bistum Fulda samt der Gründung von Großpfarreien. Von Kämmerzell bis Giesel würde sich eine solche Pfarrei erstrecken, die die Innenstadtpfarrei Fulda betrifft. Das neue Gebäude könnte deren Mittelpunkt werden.

Ende 2021 gingen die Arbeiten los, im Juli 2022 feierte man Richtfest. Über die vielen Jahrzehnte hat das Gebäude viele Umbaumaßnahmen gesehen, was eine Sanierung herausfordernd macht, wie die Architektin Gabriele Schönherr-Juli berichtet. Viel Holz muss ausgetauscht werden, auch Arbeiten am Fundament sind notwendig. (Lesen Sie hier: Wird die Großpfarrei noch größer? Einbindung von Eiterfeld und Rasdorf war ein Thema)

Wenn alles fertig ist – der Termin für die Einweihung ist der 18. Februar 2024 – werden in dem Neubau, der an das historische Gebäude angrenzt, Veranstaltungen stattfinden. „Wir können den Raum als einen großen Saal nutzen, oder ihn in drei Teile abtrennen“, beschreibt Kamrad. Hier kommt dann zum Beispiel der Familienkreis der Innenstadtpfarrei ebenso zusammen wie die Gremien wie Verwaltungs- und Pfarrgemeinderat. „Es gibt auch eine kleine Küche.“ Ein kleiner Innenhof soll außerdem erhalten bleiben.

Neues Gemeindehaus der Innenstadtpfarrei: Einweihung am 18. Februar

In Zahlen: „Der Altbau hat eine Grundfläche von etwa 200, der Neubau von circa 385 Quadratmetern“, gibt Architektin Gabriele Schönherr-Juli an. „Die Gesamtfläche aller Geschosse des Alt- und des Neubaus beläuft sich auf etwa 840 Quadratmeter.“

In das alte Gebäude zieht das pastorale Team ein, wie Kamrad erklärt: also die Gemeinde- und Pastoralreferentinnen, die Citypastoral und das Büro des Dekanats. „Auch Gesprächsräume zum Beispiel für Seelsorge oder Trauergespräche werden eingerichtet. Unter dem Dachboden entsteht ein Gruppenraum. Pfarrer Buß wiederum bleibt ebenso im Pfarrbüro in der Nonnengasse wie die Verwaltung und das Backoffice“, sagt Kamrad.

Mitmachen

Die Innenstadtpfarrei möchte, dass das neue Haus der Kirche für alle zugänglich ist – unabhängig von der Konfession. „Deshalb haben wir jetzt die Aktion ,Gib deinen Senf dazu ...‘ gestartet“, berichtet Verwaltungsleiterin Anja Kamrad. Damit soll die Gemeinde einbezogen werden. „Unser Slogan ist ja: ,Kirche für die Menschen in der Stadt‘“, sagt Kamrad. Wer teilnehmen möchte, der kann seine Ideen auf Karten notieren, die in der Stadtpfarrkirche, der Kirche St. Joseph in der Amand-Ney-Straße, der Heilig-Geist-Kirche und im Pfarrzentrum am Dom ausliegen. Dort kann man sie bis zum Mittwoch, 1. Februar, wieder abgeben.

Doch bevor an einen Umzug zu denken ist, sind allerlei Herausforderungen zu bewältigen: darunter Baukostensteigerungen, wie die Architektin berichtet. „Es war am Anfang schwierig, Firmen zu finden.“ Fehlende Fachkräfte, fehlende Firmen, fehlendes Material – „es war ein doppelter, dreifacher Aufwand als sonst“, erläutert Schönherr-Juli.

Das brachte auch Kostensteigerungen mit sich: Wurden die Kosten (inklusive Grundstückskauf) ursprünglich auf 5,2 Millionen Euro geschätzt, rechnet Kamrad – Stand heute – mit 5,8 Millionen Euro. Schon beim Richtfest hatte der Stadtpfarrer auf diese Schwierigkeiten hingewiesen: Nicht nur sei das Bauen teurer geworden, es sei auch schwieriger geworden, Handwerksfirmen zu finden.

„Der erste Advent 2023 – dieses Datum hat sich Bischof Michael Gerber für die Einweihung reserviert“, schrieb unsere Zeitung damals. „Den neuen Termin im Februar kennt er aber schon“, betont die Verwaltungsleiterin.

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