Hessen plant neues Hotel auf Wasserkuppe - Zuschlag nicht an Höchstbietenden

Das Land Hessen plant einen Hotel- und Gastronomiebetrieb auf dem Groenhoff-Areal auf der Wasserkuppe. Der Hessische Finanzminister Michael Boddenberg (CDU) kündigte jetzt im Landtag eine so genannte Konzeptvergabe an.
Fulda/Wasserkuppe - Das beste Konzept soll das Groenhoff-Areal auf der Wasserkuppe im Landkreis Fulda zum attraktiven Hotel- und Gastronomiebetrieb auf dem höchsten Berg in Hessen machen. Das erklärte das Hessische Ministerium der Finanzen in einer am Dienstag (12. Juli 2022) verschickten Pressemitteilung.
„Die Wasserkuppe ist ein landschaftlich hinreißender und geschichtsträchtiger Ort. Das Land besitzt mit dem Groenhoff-Areal dort denkmalgeschützte Gebäude. Ich kann mir gut vorstellen, dass an diesem besonderen Ort, auf Hessens höchstem Berg und an der Wiege des Segelflugs inmitten der wunderschönen Rhön ein attraktiver Hotel- und Gastronomiebetrieb möglich ist“, ließ sich Finanzminister von Hessen Michael Boddenberg (CDU) zitieren.
Fulda: Hessen plant Hotel und Gastro am Groenhoff-Areal auf Wasserkuppe
Mit einer Konzeptvergabe sollen „tolle, überzeugende Ideen und eine langfristige, nachhaltige Nutzung“ ermöglicht werden. „Deshalb setzen wir bei dem morgen (13. Juli 2022) beginnenden Interessenbekundungsverfahren nicht allein auf hohe Gebote, sondern auf überzeugende Konzepte“. Über die Zukunft des Groenhoff-Hauses wurde in der Region seit Monaten diskutiert.
Bei den Konzepten soll laut Boddenberg auf den respektvollen Umgang mit der Natur, den sachgerechten Umgang mit der historischen Bausubstanz und den angemessenen Umgang mit der Geschichte des Ortes gesetzt werden, sagte Hessens Finanzminister am Dienstag (12. Juli 2022) im Hessischen Landtag.
Der Start des Interessenbekundungsverfahrens stehe am Ende jahrelanger Untersuchungen und Planungen. „Für Außenstehende hat sich an dieser prominenten Stelle seit Jahren nichts bewegt. Intern wurde aber, nun mit Erfolg, die äußerst komplexe Lage aus Denkmalschutz, komplizierten Baurechtsfragen und der eigentumsrechtlichen Situation auseinander gedröselt“, führte der CDU-Politiker aus.
„Nun können wir endlich den nächsten Schritt gehen. Ich war selbst vor Ort, um interne Gespräche führen und mir ein Bild machen zu können“, führte Boddenberg aus. „Es ist jammerschade, wie zäh manche Prozesse sind, gerade, wenn viele Stellen zu beteiligen sind. Jetzt geht mein Blick aber noch vorne, und das mit Vorfreude auf die Ideen, die nun hoffentlich zahlreich eingereicht werden.“
Das Land Hessen ist nach eigenen Angaben Eigentümer des so genannten Groenhoff-Areals auf der Wasserkuppe. Dieses Areal ist demnach seit 2003 in drei Teil-Erbbaurechte geteilt. Die größte Fläche war der zwischenzeitlich insolvent gegangenen Jugendbildungsstätte Wasserkuppe gGmbH überlassen, die auf dem Gelände eine Jugendbildungsstätte betrieb.
Fulda: Großer Unmut über Zustand des Groenhoff-Areals auf der Wasserkuppe
Die beiden anderen Teil-Erbbaurechte werden vom Land Hessen gehalten. Ein Teil wird vom Deutschen Wetterdienst genutzt; der
andere diente zuletzt der Unterbringung der Verwaltungsstelle Biosphärenreservat Rhön, die 2020 interimsweise in eine leerstehende Schule in Hilders umgezogen ist und mittelfristig wieder – mit einem noch zu errichtenden Besucherzentrum – auf
der Wasserkuppe untergebracht werden soll.
„Die Jugendbildungsstätte verließ die von ihr genutzten Gebäude mit hohen grundbuchlichen Belastungen und mit einem erheblichen Instandhaltungsstau sowie vielfach nicht denkmalkonform durchgeführten Baumaßnahmen“, heißt es in der Pressemitteilung (lesen Sie auch hier: Löcher im Dach, bröckelnde Fassaden - Unmut über Zustand des Groenhoff-Areals wächst).
Das Hessische Ministerium der Finanzen führte nach eigenen Angaben unter anderem mit dem Landkreis Fulda, dem Landesamt für Denkmalpflege und auch mit Interessenten an einer Entwicklung der Liegenschaft intensive Gespräche, um das Groenhoff-Areal wieder einer nachhaltigen langfristigen Nutzung zuzuführen.

Außerdem seien Gutachten zur vorhandenen Bausubstanz, auch in denkmalpflegerischer Hinsicht, erstellt worden. Ob und an welcher Stelle sich die Verwaltungsstelle Biosphärenreservat Rhön mit Besucherzentrum auf dem Areal unterbringen lässt, werde im Rahmen des Prozesses der Konzeptvergabe mitberücksichtigt.
„Es ist vorgesehen, den Standort der Verwaltungsstelle in jedem Fall wieder zurück auf die Wasserkuppe zu verlagern, dies muss jedoch nicht zwingend unmittelbar auf dem Groenhoff-Areal realisiert werden, sondern gegebenenfalls auch an anderer, angrenzender Stelle“, ist in der Pressemitteilung zu lesen.
Was bedeutet „Konzeptvergabe? Anders als beim Verkauf zum Höchstgebot spiele bei einer Konzeptvergabe neben dem angebotenen Preis auch das Gestaltungskonzept für die spätere Nutzung des Grundstücks eine maßgebliche Rolle bei der Entscheidung, welchem Interessenten das Grundstück letztlich verkauft wird.
Fulda: Land geht vom Abschluss des Verfahrens Ende Mai 2023 aus
„Interessenten müssen ein Konzept einreichen, das die Eigenschaften des Hotels beziehungsweise des Beherbergungsbetriebs, der Gastronomie sowie gegebenenfalls konzeptabhängig weitere Nutzungsbausteine beschreibt und aufzeigt, wie sich diese sinnvoll in den Bestand des Groenhoff-Areals integrieren lassen“, betonte das Finanzministerium.
Dabei strebe das Land „eine überzeugende architektonische Entwicklung des Gesamtareals an, die im Kontext des Denkmalschutzes und des naturlandschaftlich geprägten Umfeldes eine adäquate baulich-gestalterische Lösung bietet“.
Besonderes Augenmerk werde hierbei insbesondere auf den für den gesamten Komplex bestehenden Denkmalschutz – speziell auch den historisch belasteten Teil der so genannten „Ehrenhalle“ mit dem Fliegerdenkmal aus der NS-Zeit – gelegt werden. „Dabei wird nicht nur ein baulich- und nutzungsstrukturell überzeugendes Konzept, sondern auch eine langfristige, wirtschaftlich tragfähige Betreiberstruktur gesucht.“
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Bis wann können sich die Interessenten melden? Eine Ausschlussfrist gibt es laut dem Finanzministerium nicht. Als Rahmen für eine Reaktion auf die Interessenbekundung seien fünf Wochen bis Mitte August vorgesehen. Danach werde der Prozess fortgesetzt. Mit der Interessenbekundung hätten Interessenten Gelegenheit, erste Vorstellungen zu der von ihnen erwogenen Nutzung mitzuteilen, und damit auch die weitere Gestaltung zu beeinflussen.
Wie sehen die weiteren Schritte des Verfahrens der Konzeptvergabe aus und wann rechnet das Land mit dem Abschluss des Verfahrens? An die Interessenbekundungsphase schließt laut dem Land Hessen ein Ideenwettbewerb an, bei dem die Interessenten Gelegenheit haben, die Liegenschaft und die baurechtlichen Bedingungen vertieft zu untersuchen, ihr Konzept zu schärfen und dem Land vorzustellen.
Im Anschluss wird das Land mit geeignet erscheinenden Interessenten vertiefende Gespräche führen. Das Land geht vom Abschluss des Verfahrens Ende Mai 2023 aus.