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Ahrtal-Helfer Wilhelm Hartmann aus Fulda sieht sich als Opfer einer Hetzkampagne 

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Von: Volker Nies

Die Mitarbeiter von Wilhelm Hartmann wurden 2021 mit katastrophalen Bildern konfrontiert.
 Nicht selten war Hartmann mit seinen Kräften am Ende.
Die Mitarbeiter von Wilhelm Hartmann wurden 2021 mit katastrophalen Bildern konfrontiert. Nicht selten war Hartmann mit seinen Kräften am Ende. © Privat

Gärtnermeister Wilhelm Hartmann (50) aus Fulda versteht die Welt nicht mehr. Schon Stunden nach dem Höhepunkt der Flutkatastrophe im Ahrtal war er mit Mitarbeitern und Freunden vor Ort und half. Trotzdem wurde er in sozialen Medien angefeindet. Jetzt ahnt er, warum.

Ahrtal/Fulda - Wenn Städte überflutet werden und Tausende Menschen vor dem Nichts stehen, dann dreht Wilhelm Hartmann richtig auf. Im August 2002 und Juni 2013 half der Gärtnermeister aus Fulda nach dem Elbehochwasser – und wurde dafür vom Land Sachsen geehrt.

Hetzkampagne gegen Wilhelm Hartmann? Ahrtal-Helfer ahnt Gründe

Als am 14. Juli 2021 die Flut über das Ahrtal hereinbrach und 134 Menschen starben, da war Hartmann wieder zur Stelle. Er war einer der ersten Retter überhaupt, die von außen kamen. „Am 15. Juli um 12 Uhr war ich vor Ort“, erzählt er. Als erfahrener Helfer wusste er, was gebraucht wird. Er rückte mit Radladern, Motorsägen, Äxten, schweren Hämmern und nicht zuletzt fünf Mitarbeitern und zehn Freunden an.

Von einem improvisierten Krisenstab wurde er in seine Arbeit eingewiesen. Seine Leute und er selbst arbeiteten bis zum Umfallen – und sie taten es gern. Später organisierte er ein Baustoffzelt, in dem gespendetes Baumaterial abgegeben wurde, und baute ein Containerdorf auf, in dem Helfer übernachteten. Seine kurzen Videos über die Hilfseinsätze wurden millionenfach angeklickt. Hartmann sparte darin nicht mit Kritik an der Landeskatastrophenschutzbehörde ADD. Sie sei zu langsam. Das jedoch kam bei der Landesregierung in Mainz nicht gut an.

Wie aus dem Nichts entwickelte sich eine Hetzkampagne, an der sich auch eine Kommunalpolitikerin aus dem Landkreis Fulda beteiligte. Er sei ein Selbstdarsteller – und vor allem: Er bereichere sich an den Einsätzen. „Das war perfide“, empört sich Hartmann gegenüber unserer Zeitung.

„Auslagen, etwa für Löhne meiner Mitarbeiter, habe ich beim Land Rheinland-Pfalz geltend gemacht. Ich warte sogar noch auf die Erstattung von 40.000 Euro meiner Betriebskosten bei dem Hilfseinsatz. Aber ich habe nicht eine Minute meiner Arbeitszeit abgerechnet – und entsprechend habe ich auch nichts dafür bekommen.“ Dabei sei er bis heute die Hälfte seiner Arbeitszeit im Ahrtal im Einsatz. „Natürlich leidet ein Betrieb, wenn der Chef die Hälfte der Zeit nicht da ist. Das hat sich in den Bilanzen meiner Firma niedergeschlagen.“ Er betreibt die Gärtnerei Hartmann in Fulda.

Die Hetzkampagne hatte Folgen. Der Landkreis Ahrweiler warf ihm vor, er habe seine Kosten nicht transparent dargelegt. Der Kreis ordnete an, dass der Betrieb seiner Helfer-Unterkunft „Wilhelmshafen 2.0“ und die Spendenannahme im „Baustoffzelt Kaiser“ einzustellen seien. Vorher angehört wurde Hartmann nicht. „Vielleicht war ich einfach zu aktiv und zu schnell. Das hat nicht jedem in der Verwaltung gefallen“, erklärte sich Hartmann das Vorgehen des Kreises gegen ihn.

Die Kritik an ihm erscheint jetzt in einem anderen Licht: „Bild“ und „Focus online“ berichten, dass eine Eventmanagerin im Mittelpunkt einer Schmutzkampagne gegen ihn stehe. Unter vielen Posts Hartmanns fanden sich Hasskommentare. CDU und Freie Wähler fordern von der Landesregierung vollständige Aufklärung.

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