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Weltpolitik und Lichtschutz-Pioniere: IHK richtet Fuldaer Netzwerktag in Orangerie aus

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Von: Andreas Ungermann

 IHK Netzwerktag Fulda
Die IHK zeichnete während des Netzwerktages weitere Lichtschutz-Pioniere aus. © Andreas Ungermann

Statt des Wirtschaftstages hat die Industrie- und Handelskammer Fulda (IHK) in diesem Jahr einen Netzwerktag in der Orangerie ausgerichtet. Gesprächsthemen lieferten dazu drei Vorträge zu aktuellen Themen.

Fulda - Eine Frage der Unternehmer beantwortete IHK-Präsident, Dr. Christian Gebhardt gleich zu Beginn: Es wird in Zukunft wieder den seit fast drei Dekaden bewährten Wirtschaftstag geben. „Diesen aufzugeben, wäre grob fahrlässig“, betonte er, bevor er die wirtschaftliche und geopolitische Lage analysierte. An die Politik richtete er drei konkrete Forderungen: eine ideologiefreie Energiepolitik ohne Tabus, mehr Technologie-Offenheit, aber weniger Bürokratie.

Fulda: IHK richtete ersten Fuldaer Netzwerktag in Orangerie aus

Nachdem seine Vizepräsidentin Anika Wuttke die Gäste im Stadtsaal, den sie als Treffpunkt – wie die Dorfplätze in Italien – verstanden wissen wollte, die Moderation übernommen hatte, setzte Professor Dr. Lothar Probst die politische Analyse fort. Die liberalen Demokratien stünden auf der einen Seite angesichts des Krieges in der Ukraine und der Taiwan-Krise unter einem akuten Stresstest.

Auf der anderen Seite seien sie durch innere rechtsnationale, autokratische Akteure bedroht. Beispielhaft sei dafür die Wahl Donald Trumps, der „die Demokratie bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt“ habe. Aber auch in Italien und Frankreich sehe er ähnliche Kräfte – durchaus befeuert durch den Kreml. „Viele verstehen erst jetzt, wie vernetzt die Welt ist“, konstatierte der Bremer Politikwissenschaftler, der in Deutschland die einstige Hyperstabilität des Parteiensystems als erodiert sieht.

Gleichwohl stünden Republik und Demokratie noch besser da als in anderen Ländern, in denen extreme Kräfte weit stärker seien. Trotz dieses düster gezeichneten Bildes sehe er Chancen für die jüngst so viel beschworene Zeitenwende: Erneuerbare Energien, Digitalisierung, den Weg aus Abhängigkeiten – ohne nationalstaatliche Kleinkrämerei – sowie eine sattelfeste Demokratie zählte er auf. (Lesen Sie hier: Großer Andrang bei der Bildungsmesse: 130 Stände helfen Schülern bei Berufswahl)

Von der Weltpolitik schlug Sternenparkkoordinatorin Sabine Frank den Bogen zurück in die Region (Fulda). „Der Blick in den Sternenhimmel ist das älteste Kulturgut“, betonte sie. Das Wissen um Sterne und Astronomie habe erst den Kalender sowie die Navigation ermöglicht – und in der Folge die Wirtschaft. „Wir müssen mehr natürliche Nacht wagen und uns diese erhalten“, plädierte die Sternenfachfrau.

Lichtschutz-Pioniere: „Sternenhimmel ist das älteste Kulturgut“

Möglich sei dies durch die Nutzung warmer Farben, die Beschränkung der Beleuchtung auf Nutzflächen und die zeitliche Begrenzung und die Ausrichtung des Lichts. Vier Unternehmen haben sich mit derlei Vorkehrungen nun das Prädikat als Lichtschutz-Pioniere verdient. Dieses verliehen Frank und Wuttke an Enders Fenster und Türen aus Hofbieber-Elters, Pentagast aus Petersberg, Heinrich & Kloss GmbH aus Petersberg sowie Simonmetall aus Tann-Günthers.

Mit anderen Optimierungen befasste sich Ulrike Reinhard – nämlich mit Führungs- und Unternehmenskultur. Ihren Beitrag leitete sie mit der Erkenntnis ein: „Wir kommen nicht um ein Schubladendenken herum. Es erleichtert vieles, das müssen wir akzeptieren.“ Doch Reinhard relativierte: „Schubladen sind nicht immer fair und hindern daran, Chancen zu erkennen.“ Stattdessen warb sie für Vielfalt und Inklusion in Unternehmen und verglich dies mit einer Party: Es sei nicht damit getan, Gäste einzuladen, die jedoch am Tanzflächenrand stehen blieben.

Analog dazu blieben in Betrieben die besten Aktionen erfolglos, wenn Mitarbeiter keine Sicherheit, Beteiligung und Zugehörigkeit verspürten. Dies gelte es, selbst zu leben, zu vermitteln und zu bewerten. Mit dem Verweis auf die Bedeutung von sinnstiftender Arbeit, Individualität und Kreativität war Reinhard nah an einem Thema, das die IHK Fulda forciert: „New Work.“

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