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Letzte Ruhe unter Bäumen: Im Wald zwischen Kerzell und Rothemann entsteht ein Ruheforst

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Von: Tobias Farnung

Zwischen Kerzell und Rothemann entsteht ein Bestattungswald. Einen solchen Ruheforst gibt es bereits seit einigen Jahren in der Nähe von Schwerin (siehe Foto).
Zwischen Kerzell und Rothemann entsteht ein Bestattungswald. Einen solchen Ruheforst gibt es bereits seit einigen Jahren in der Nähe von Schwerin (siehe Foto). © Jens Büttner/dpa

Bestattungswälder werden als letzte Ruhestätte immer beliebter. Ein Angebot dieser Art entsteht nun im Wald zwischen Kerzell und Rothemann. Schon im März könnten erste Beisetzungen stattfinden. 

Eichenzell - Ein Grab mitten im Wald. Naturnah, ruhig und pflegeleicht: Rund 25 Prozent der Deutschen können sich eine Beisetzung in einem Bestattungswald grundsätzlich vorstellen. Das hat eine repräsentative Umfrage im Auftrag von Aeternitas, der Verbraucherinitiative Bestattungskultur, im vergangenen Herbst ergeben.

Fulda: Im Wald zwischen Kerzell und Rothemann entsteht ein Ruheforst

Einer der größten Anbieter von Waldbestattungen in Deutschland ist Ruheforst. Das Unternehmen betreibt mittlerweile rund 80 solcher Friedhöfe in Deutschland. Und ein weiterer kommt derzeit in Osthessen dazu. Auf einer Fläche von rund sechseinhalb Hektar zwischen Kerzell und Rothemann (Landkreis Fulda) wurde vor einigen Wochen durch das Regierungspräsidium Kassel eine solche letzte Ruhestätte genehmigt.

Das Grundstück oberhalb der Fatima-Kapelle gehört der Waldgenossenschaft Kerzell. Und diese wiederum hat einen Vertrag mit Ruheforst-Franchisenehmer Daniel Franz für die nächsten 99 Jahre geschlossen. Einige hundert Ruhestätten – im Waldfriedhof-Sprachgebrauch Ruhe-Biotope genannt – werden rund um die Bäume in dem Eichenzeller Ortsteil entstehen.

Menschen, die dort beerdigt werden möchten, können zwischen Familienbiotopen und Gemeinschaftsbiotopen wählen. Und das tun die meisten Menschen offenbar schon frühzeitig. „Wir gehen davon aus, dass wir 70 Prozent der Plätze zu Lebzeiten verkaufen werden”, so Franz’ Erfahrung mit drei weiteren Ruheforsten.

 Macher hinter dem Waldfriedhof
Die Macher hinter dem Waldfriedhof in Kerzell (von links): Willi Reith (Waldgenossenschaft), Daniel Franz (Ruheforst), Ludwig Wehner und Birgit Kramm (beide Waldgenossenschaft). © Tobias Farnung

Beim Familienbiotop wird quasi der gesamte Baum erworben, bis zu zwölf Familienmitglieder oder Freunde können dann dort begraben werden. Beim Gruppenbiotop erwirbt man die Ruhestätte für jeweils einen Verstorbenen, „eine Art Reihengrab”, wie Daniel Franz formuliert. Was bei beiden Arten gleich ist: Am jeweiligen Baum wird ein Schild angeschraubt, auf dem die Namen sowie Geburts- und Sterbetage an die dort ruhenden Menschen erinnern. (Lesen Sie hier: Mehr als 7000 Euro Spenden bei Weihnachtssingen vor dem Fuldaer Dom gesammelt)

Aktuell werden in direkter Nachbarschaft der Fatima-Kapelle die Parkplätze für Trauernde und Angehörige geschaffen. Zudem werden Andachtsplätze mit je zwei bis vier Sitzbänken und einem Holzkreuz errichtet. „Die Plätze werden so gewählt, dass nur minimal eingegriffen werden muss”, sagt Franz. Abgerundet werden die vorbereitenden Maßnahmen durch eine Einfriedung des Geländes. Hierzu ist eine offene Holz-Stangenkonstruktion geplant.

Der Vertrag zwischen Waldgenossenschaft und Ruheforst läuft zunächst 99 Jahre. Daher können in den kommenden 79 Jahren Bestattungen durchgeführt werden. Die letzten 20 Jahre kommen aufgrund der Ruhezeiten in Eichenzell dann keine neue Urnen mehr dazu. Apropos Urnen: Im Ruheforst werden nur eingeäscherte Verstorbene begraben. Und diese dann ausschließlich in biologisch abbaubaren Urnen.

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