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„Sehr gutes Bienenjahr“ - Imker sind mit Honigernte zufrieden

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Von: Norman Zellmer

2021 sorgte Regenwetter für schlechte Laune bei den Imkern. 2022 ist das anders: Die Bienen waren fleißig. Die Bienenzüchter der Region zeigen sich mit dem Honigertrag zufrieden.

Region - „Die Frühjahrstracht war absolut spitze“, urteilt der Vorsitzende des Imkervereins Lüdertal, Joachim Schmitt. Insgesamt sei das Bienenjahr „sehr gut“ gewesen. Allerdings war die Ernte im Vorjahr auch eher niedrig ausgefallen. Schmitt resümiert – ohne Zahlen zu nennen –, dass in diesem Jahr 30 bis 40 Prozent mehr geerntet worden sei als im langjährigen Durchschnitt.

Bienenfreund Schmitt, der zugleich Vorsitzender eines Vereins von rund 60 Mitgliedern vornehmlich aus Hosenfeld, Großenlüder und Bad Salzschlirf mit zusammen rund 300 Bienenvölkern ist, sagt, dass sich die Trockenheit des Sommers kaum auf den Ertrag ausgewirkt habe.

Fulda: Imker sind mit Honigernte zufrieden

„Als es so langanhaltend heiß wurde im Juli und August, war der Käs’ gegessen“, erläutert der 55-jährige Hosenfelder plakativ, sprich: Als die sommerliche Trockenheit ihre Auswirkungen zeigte, hatten die Bienen wie in jedem Jahr bereits den meisten Nektar eingetragen und ihre Vorräte angelegt. Das Wetter habe den Hobbyimkern in diesem Jahr eher in die Hände gespielt.

Die Folgen von Inflation und Lieferkettenproblemen spürten auch die Imker, so Schmitt: Leere Honiggläser hätten sich im Vergleich zu den Vorjahren spürbar verteuert, wenngleich viele Imker auf Mehrweg setzten. Aus Sorge, den Honig im Direktverkauf nicht loszuwerden, scheuten jedoch einige Hobbyimker Preiserhöhungen. (Lesen Sie hier: Apfelernte in der Region: Wie der Hitze-Sommer die Erträge beeinflusst)

Imker kennen die Tricks der Betrüger und sind besorgt, dass immer mehr gefälschter Honig auf den Markt kommt (Symbolbild).
Im vergangenen Jahr sorgte Regenwetter für schlechte Laune bei den Imkern. 2022 ist das anders: Die Bienen waren fleißig. Die Bienenzüchter der Region zeigen sich mit dem Honigertrag zufrieden.(Symbolbild). © dpa

Zufrieden zeigt sich Jan Webinger, Vorsitzender des Imkervereins Fulda, der 70 Mitglieder und rund 1000 Bienenvölker hat. Der 39-jährige Petersberger nennt das Bienenjahr 2022 „nicht so schlecht“ und „ein bisschen über dem Durchschnitt“, aber „nicht übermäßig“.

Die sommerliche Hitze und trockene Witterung in der Stadt sei für seine Bienen in manchen Stöcken schon zu viel gewesen, habe aber auch für eine bessere Trocknung des Honigs in den Waben gesorgt. Auffällig gewesen sei in diesem Jahr, dass viele Bienenvölker in der Gegend geschwärmt, also im Frühling die Bienenbeuten verlassen hätten und eingefangen werden mussten.

Webinger, der seinen Honig unter der Marke „Fuldaer Stadthonig“ vermarktet und zugleich Gruppenleiter im Werkstattladen für Imkereibedarf der Caritas in Fulda-Maberzell ist, berichtet außerdem davon, dass Glashersteller die Preise für leere Honiggläser in diesem Jahr bereits viermal um insgesamt mehr als 50 Prozent erhöht hätten.

Inflation und Lieferengpässe: Imker müssen Honigpreise erhöhen

Zudem sei es zeitweise zu mehrmonatigen Lieferverzögerungen gekommen. Auch Preise für die andere Imkerei-Ausstattung – etwa Bienenbeuten und Rahmen – hätten sich teils im zweistelligen Prozentbereich erhöht, weswegen seine Kollegen und er die Honigpreise behutsam erhöht hätten oder dies planten.

„Reich wird man da nicht damit; die Arbeitszeit ist da nicht eingerechnet.“ Ähnlich optimistisch über das Bienenjahr äußert sich Jürgen Held, Vorsitzender des rund 50 Mitglieder und 300 Völker starken Imkervereins Hünfeld (lesen Sie hier: Osthessen besitzt eigene Gas-Quelle: Biothan-Anlage in Kleinlüder macht Versorgung sicherer).

Er spricht von einem „super schönen Ertrag im Frühjahr“ und einer „außergewöhnlich guten“ Menge. Es sei eines der „besseren Jahre“ gewesen. Als Gründe dafür nennt der 71-Jährige den warmen Frühling und den trockenen Sommer. „Die Trockenheit hat nix gemacht“, sagt der Hünfelder. Weil er die Bienenbeuten in diesem Sommer zwei Wochen länger stehen gelassen habe, habe er zusätzlich „super schönen Waldhonig“ ernten können, berichtet Held.

Honigernte in Zahlen

Die Imker in Hessen haben in diesem Jahr deutlich mehr Honig geerntet. Jedes Bienenvolk produzierte im Schnitt 41,5 Kilogramm und damit rund 13,8 Kilo mehr als im verregneten Vorjahr, wie das Fachzentrum Bienen und Imkerei mitteilte. Demnach kam die sogenannte Sommertracht auf 17,4 Kilogramm (2021: 11,5 Kilo). Die Frühtracht brachte pro Volk 24,1 Kilo (2021: 16,2 Kilo). „Die weit verbreitete Trockenheit hatte anders als zunächst befürchtet keinen negativen Einfluss auf Ernte“, sagte der Leiter des Fachzentrums, Christoph Otten.

An der Ernte-Umfrage des Fachzentrums in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Imkerbund beteiligten sich hessenweit 606 Imker. Der genannte Erntewert bezieht sich auf die Imker, die tatsächlich geerntet haben. Ein Teil der Imker lässt den Honig im Bienenstock, damit die Tiere ihn selbst nutzen. Imker nennen ihre Ernte Tracht.

Auch wenn es Imkerkollegen in seinem Umfeld gebe, die die Preise für ihren Honig anheben wollten oder es bereits getan hätten, will er selbst an der Preisschraube nicht drehen. Seine Kunden brächten „zu 80 bis 90 Prozent die Honiggläser“ leer zurück, sodass die Preiserhöhungen der Glashersteller ihn kaum treffen.

Peter Trapp, Vorsitzender des Imkervereins Ulstertal mit rund 30 Mitgliedern und knapp 200 Völkern in Ehrenberg und Hilders, bilanziert, dass es ein „gutes Jahr“ für Imker und Bienen gewesen sei. „Die Trockenheit hat nicht geschadet“, sagt der 51-Jährige. Auch er betonte, dass wegen des guten Wetters die Frühjahrstracht mit Löwenzahn- und Obstblüte „schon gut“ gewesen sei, nachdem die Bienenvölker ohnehin stark aus der Überwinterung gekommen seien.

Er will trotz der angespannten allgemeinen Wirtschaftslage die Preise für den Honig unverändert lassen. Er hat zugleich festgestellt, dass Kunden „von sich aus“ mehr bezahlten, weil sie den regional produzierten und vermarkteten Honig aus der Rhön und dessen Qualität zu schätzen wüssten.

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