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Einkaufen trotz Krise: Der Fuldaer Handel baut auf den Weihnachtsmarkt

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Von: Jasmin Herzberg

Menschen laufen über den Uniplatz in Fulda.
Fuldaer Händler gehen trotz Krise insgesamt von einem regen Weihnachtsgeschäft aus. © Jasmin Herzberg

Die Fuldaer Händler hoffen trotz Inflation und gestiegener Energie- und Gaspreise darauf, dass sich die Menschen zur Weihnachtszeit etwas gönnen wollen. Und: Sie setzten auf den Weihnachtsmarkt.

Fulda - Aus Sicht der Mittelstands- und Wirtschaftsunion Hessen (MIT) sind belebte Innenstädte ein wichtiger Bestandteil des sozialen Lebens. „Seit einigen Jahren stehen diese jedoch unter Druck und verzeichnen vielerorts einen Besucherrückgang“, heißt es seitens der MIT. Die Sorgen verschlimmern sich aktuell aufgrund der Inflation und den gestiegenen Preisen für Strom und Gas.

Weihnachtsmarkt in Fulda: Handel hofft auf gute Geschäfte

Jetzt, kurz bevor das Weihnachtsgeschäft in der Region richtig losgeht, zeigt sich der Kreisvorsitzende der MIT Fulda, Jürgen Diener, jedoch guter Dinge: „Ich sehe das Konsumverhalten weiterhin positiv.“ Er erwarte nicht, dass das Weihnachtsgeschäft aufgrund der aktuellen Krise einbrechen werde und es viel weniger Käufer in Fuldas Innenstadt geben wird, als es vorher der Fall war. Er schätzt eher, dass die gestiegenen Lebenshaltungs- und Energiepreise dazu führen werden, dass gezielter und qualitätsbewusster eingekauft werde.

„Hier bietet Fulda ideale Voraussetzungen aufgrund des breiten Angebotes im mittelständischen Handel“, sagt Diener. Der am 25. November startende Weihnachtsmarkt werde sich laut Diener zusätzlich positiv auf die Anzahl an gebuchten Übernachtungen auswirken.

Auch Edeltraud Leib vom City Marketing Fulda ist froh, dass der Weihnachtsmarkt in diesem Jahr wieder stattfinden kann: „Er ist ein Frequenzbringer.“ Man könne die aktuelle Krise zwar nicht komplett ausblenden, dennoch ist Leib positiv gestimmt: „Der Weihnachtsmarkt wird zusätzlich viele Menschen und auch auswärtige Besucher in die Stadt locken, die das Geschäft ankurbeln.“ Neben der schön geschmückten Innenstadt sieht Leib auch in den Aktionen vom City Marketing – zum Beispiel dem Super-Shopping-Friday und dem Shopping-Adventskalender – einen Kaufanreiz für die Menschen.

„Nach einem guten Jahr können wir auch auf ein gutes Weihnachtsgeschäft hoffen“, sagt Stefan Wehner, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Friedrichstraße. Schaue man sich die Reservierungen für Ferienwohnungen oder in der Gastronomie an, dann sehe man, dass die Leute nach der langen Zeit voller Einschränkungen, wieder Lust am Vergnügen hätten und sich etwas gönnen wollten. Er geht davon aus, dass der Weihnachtsmarkt das Geschäft in Fulda noch zusätzlich ankurbeln wird.

Weihnachtsmarkt ist „Frequenzbringer“: Geschmückte Innenstadt lockt Kunden

Etwas dämpfender fallen hingegen die Aussagen von Dr. Kai Hudetz, Geschäftsführer des Institutes für Handelsforschung (IFH) Köln, aus. Das Marktforschungs- und Beratungsunternehmen hat die Konsumtrends in Krisenzeiten analysiert. „Die Konsumenten sind massiv verunsichert“, sagt Hudetz.

Die Inflation und die angekündigten Preiserhöhungen bei Strom und Gas würden „einen langen Schatten“ auf das Weihnachtsgeschäft werfen: „33 Prozent der Befragten wollen für Weihnachtsgeschenke weniger ausgeben als im Vorjahr, 54 Prozent zumindest die Preise stärker vergleichen“, berichtet Hudetz. Außerdem vermutet der Geschäftsführer, dass die Tendenz weiterhin in Richtung Online-Käufe gehen wird: „Für die Preissuche ist der Onlinehandel bequemer und häufig effektiver als stationäre Alternativen.“

Die Geschäftsführerin vom Modehaus Schneider, Cordula Bollbuck, erwartet für die anstehende Adventszeit, dass weniger Kundinnen in der Innenstadt unterwegs sein werden. „Man spürt die Zurückhaltung der Menschen“, sagt sie. Die Art des Kaufens habe sich verändert. Die Menschen griffen eher zu einem hochwertigeren Artikel als zu mehreren preiswerteren Kleidungsstücken. „Nichtsdestotrotz sehen wir bei unseren Kunden noch immer die Freude am Einkaufsbummel“, berichtet Bollbuck.

Zwar erhofft auch sie sich durch den Weihnachtsmarkt mehr Kundschaft, sie bedauert aber auch den Ruhetag am Montag. „Denn der Montag wäre für uns auch ein wichtiger Umsatztag.“

Video: Drohendes Ladensterben: Handelsverband warnt vor „Desaster in den Innenstädten“

„Die allgemeine Kaufzurückhaltung, Stichwort Energiekosten, Inflation et cetera, geht am gesamten Handel nicht vorbei – ebenso wenig an uns“, sagt Patrick Hacker, Pressesprecher von Galeria. Dennoch sei das Unternehmen mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft zuversichtlich, was die Erwartungen angehe. „Unsere Kundinnen und Kunden berichten, wie sehr sie es genießen, die Weihnachtseinkäufe nicht unter coronabedingten Einschränkungen zu tätigen. Es geht ihnen um ein schönes und gleichzeitig stimmungsvolles Einkaufserlebnis zur (Vor-)Weihnachtszeit.“

Das Bummeln durch das „neue und so schön gestaltete Kaufhaus“ hier in Fulda vermittle dieses Erlebnis – etwas das Online-Einkäufe nicht könnten, lautet die Aussage von Hacker. Damit widerspricht er der Aussage der Marktforscher. Es gehe darum, etwas anzufassen, daran zu riechen und auch einmal etwas anprobieren zu können. „Die Kunden wollen nicht nur schnell Geschenke kaufen, sondern sich auch selbst mit den Einkäufen ein schönes Erlebnis gönnen“, meint Hacker.

Der Aspekt des „Sich-Etwas-Gönnen“ spielt auch bei den Prognosen von Markus Müller, Inhaber des Juweliers Meister Müller in der Karlstraße 28, eine entscheidende Rolle. „Ich erwarte, dass das Weihnachtsgeschäft eine runde Sache wird.“ Er gehe zwar von unterschiedlichen Haltungen der Menschen in der Region aus – einige würden sicherlich verhaltener einkaufen als sonst – dennoch „denke ich, dass sich die Menschen nach den vielen Einschränkungen zu Weihnachten endlich mal wieder verwöhnen wollen“, sagt Müller.

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