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Innovative Fisch-Ideen aus Osthessen: Vorzeige-Zuchtbetriebe geben Blick hinter die Kulissen

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Von: Rainer Ickler

Wer hatte das gedacht? Im Landkreis Fulda gibt es Vorzeige-Fischzuchtbetriebe, die über die Grenzen Osthessens hinaus bekannt sind und deren Zuchtergebnisse und Produktionsweisen Schlagzeilen machen. 

Kreis Fulda - Das sind Gründe gewesen, warum sich 30 Fischzüchter, die 80 Prozent der hessischen Fischproduktion vertreten, in Gersfeld zu ihrer Jahresversammlung getroffen haben. Das vom Vorsitzenden, Kai Uwe Bernhard, organisierte Treffen wurde durch die Besichtigung von vier interessanten Fischzuchtbetrieben in der Region umrahmt.

Fulda: Innovative Fisch-Ideen - Blick hinter die Kulissen

Fischzucht in Hessen dient neben der Produktion von Fischen als hochwertiges, gesundes und nachhaltiges Lebensmittel ebenso dem Naturschutz. „Hier stellt die Fischzucht Keidel einen Vorzeige-Betrieb in Hessen dar. Die Familie Keidel hat in den vergangenen Jahren rund eine Million kleine Äschen zur Wiederansiedlung und Unterstützung geschwächter Bestände produziert und in Hessens Flüsse und Bäche besetzt“, erklärt Bernhard.

Mission: Rettung der Äsche

Die Äsche ist vom Aussterben bedroht. Nur noch selten ist sie in unseren Bächen und Flüssen zu finden. Die Fischzucht Keidel in Wüstensachsen, die seit 1880 besteht, ist eine von nur fünf Betrieben in ganz Deutschland, die sich um die Erhaltung dieser Art verdient macht. 

Aktuell werden Jahr für Jahr 20.000 bis 30.000 kleine Äschen zunächst in großen Behältern im Bruthaus und danach in mehreren der 40 Teiche in Wüstensachsen großgezogen, damit sie von Angelvereinen wieder in natürliche Gewässer eingesetzt werden, damit diese Art erhalten bleibt.

Die Äschen aus Wüstensachsen werden in den Landkreis Fulda, nach Unterfranken, Südhessen und bis nach Baden Württemberg geliefert, berichtet Kilian Keidel, der den Betrieb zusammen mit seinem Vater Lothar Keidel führt.

Die Fischzucht Groß in Gersfeld ist einer der größten Fischereibetriebe in Hessen und gehört zu den bekanntesten Satz-Fischlieferanten in Deutschland. Neben dem Verkauf von Forellen und vielen weiteren Fischarten wie Barben, Elritzen, Döbel, Aale und Gründlingen ist der Betrieb der Gebrüder Groß ein weltweit tätiger Lieferant für befruchtete Störeier.

Die Familie Keidel - hier ist Kilian Keidel im Bruthaus mit kleinen Äschen zu sehen - hat sich dem Artenschutz verschrieben.
Die Familie Keidel - hier ist Kilian Keidel im Bruthaus mit kleinen Äschen zu sehen - hat sich dem Artenschutz verschrieben. © Rainer Ickler

Peter Groß war der erste Züchter in Deutschland, der sich intensiv auf diese Fischart konzentrierte und heute in der Lage ist, bis zu sieben Störarten zu züchten. „Die Innovationskraft von Peter Groß ist bemerkenswert“, sagt Vorsitzender Bernhard. So werde aktuell Rhönkaviar vom Stör angeboten.

Dieser Stör wurde beim Betrieb Rhönforelle in Gersfeld gezüchtet.
Dieser Stör wurde beim Betrieb Rhönforelle in Gersfeld gezüchtet. © Rhönforelle Gersfeld

In der Nachbarschaft, in Gersfeld-Altenfeld, hat Michael Föller, seine Teiche. Zusammen mit seiner Familie betreibt er den Forellenhof und informierte die Teilnehmer über seine Erkenntnisse zur Wärmegewinnung aus Wasser. Aber nicht nur das: Föller habe ein gutes Vermarktungstalent, sagt Bernhard. Zwei Mal pro Woche ist er auf dem Wochenmarkt in Frankfurt und verkauft dort Rhöner Fische.

Bei Desietra in Fulda wird Störfleisch und Kaviar produziert

Seit dem Jahr 2002 laufen im Betrieb Desietra in Fulda die Störaufzucht und die Kaviarproduktion. Im Bestand von Desietra sind etwa 650 Tonnen lebende Störe, die fast ausschließlich vom Ei an aufgezogen werden. In Fulda befinden sich die Zucht und die Verarbeitung zu Störfleisch und Kaviar.

„Regional erzeugter Fisch als Zukunfts-Lebensmittel und Fischzuchten als Spezialisten zur Reproduktion und Aufzucht von gefährdeten Fischarten stellen wichtige Teile unserer Zukunft dar“, stellt Bernhard abschließend fest.

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