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Mehrere Interessenten: Investor will Windkraftanlagen bei Heubach fertigstellen

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Von: Marcus Lotz

Windrad vor Wolkenhimmel
Seit Jahren stehen unfertige Maststümpfe bei Heubach, die eigentlich einmal Windräder tragen sollten. Nun gibt es ein Lebenszeichen des Investors. (Symbolbild) © Jens Büttner/dpa/Symbolbild

Seit Jahren stehen unfertige Maststümpfe bei Heubach, die eigentlich einmal Windräder tragen sollten. Nun gibt es ein Lebenszeichen des Investors: Der Landkreis, der sich seit Monaten um Kontaktaufnahme bemüht hat, gibt auf Nachfrage an, mit Holger Schwarz in Kontakt zu stehen. Der wolle die Anlagen fertigstellen.

Heubach - Seit drei Jahren stehen Am Steiger bei Heubach (Landkreis Fulda) unfertige Maststümpfe in der Landschaft herum, die der Investor Holger Schwarz von der Firma Oktoberwind bereits vor fünf Jahren zu Windkraftanlagen ausbauen wollte. Dazu kam es jedoch nie. 2019 stoppten die Bauarbeiten. 2021 erlosch schließlich die vom Regierungspräsidium (RP) Kassel erteilte Genehmigung für den Bau.

Der Grund für den bis heute andauernden Baustopp ist unklar. Schwarz, der zunächst noch technische Gründe für die Verzögerung angeführt hatte, reagierte zuletzt im September 2020 auf eine Presseanfrage unserer Zeitung. Schwarz schrieb damals: „Unser Unternehmen erteilt Auskünfte, wenn dieses Nachrichten an die Bevölkerung weitergeben möchte oder diese im Interesse der Nationalen Sicherheit lägen, im Übrigen können wir nicht erkennen, weshalb wir die selbstverständliche Fertigstellung des Windparks mit Ihnen zu besprechen hätten.“

Fulda: Investor will Windkraftanlagen bei Heubach fertigstellen

Weder der Heubacher Ortsvorsteher Gerhard Müller, noch die Gemeinde Kalbach, noch der Landkreis hatten von dem Investor seither etwas gehört – bis jetzt. Jetzt ist die Kontaktaufnahme endlich gelungen. „Der Landkreis steht in Kontakt mit dem Investor und geht nach gegenwärtigem Stand nach Aussage des Investors davon aus, dass die Anlage fertiggestellt wird“, teilt Pressesprecherin Leoni Rehnert auf Anfrage mit. Das würde folgerichtig voraussetzen, dass Schwarz wieder eine Genehmigung bräuchte.

Dabei zeichneten sich zuletzt ganz andere Entwicklungen in Heubach ab: Laut Aussage der Gemeinde haben mehrere Investoren ein Interesse daran bekundet, auf dem Areal, auf dem die beiden Stümpfe stehen, selbst Windkraftanlagen zu bauen. Einer dieser Investoren ist etwa die Energiegenossenschaft „Prokon Regenerative Energien“, die vier Anlagen errichten möchte.

Dazu müssten allerdings die Stümpfe weg: „Das ist aus unserer Sicht die einzige Option“, unterstreicht Patrick Leidner von Prokon. Ein Weiterbau käme für die Genossenschaft nicht infrage. „Die dort vorhandenen unfertigen Anlagen wären aus heutiger Sicht nicht mehr wirtschaftlich. Würde man sie doch noch nutzen wollen, würde sich außerdem die Frage stellen, ob Ersatzteile überhaupt noch verfügbar wären und ob die Standsicherheit noch gegeben wäre“, erklärt Leidner.

„Wir sind aktuell noch relativ früh in der Planung“

Mit einem Abriss wäre zumindest baulich der Weg frei für vier 6,3 Megawatt-Anlagen mit einer Gesamthöhe von je 249 Metern und einer Nabenhöhe von 164 Metern, welche die Genossenschaft gerne verwirklichen würde. „Wir sind aktuell noch relativ früh in der Planung. Wir sind im Gespräch mit der Gemeinde, es müssen Gutachten erstellt werden. Wenn diese in Auftrag gegeben werden, braucht es ein bis zwei Jahre. Die anschließende Genehmigung braucht ebenfalls noch mal ein bis zweieinhalb Jahre. Wir planen aber Richtung November, Dezember, eine Bürgerversammlung“, sagt Leidner.

Auch er betont, wie zuvor bereits Bürgermeister Mark Bagus (parteiunabhängig) und Heubachs Ortsvorsteher Gerhard Müller, dass die Bürgerinnen und Bürger mitgenommen werden sollen. Als 2017 die Pläne der Firma Oktoberwind bekannt wurden, gab es Widerstand, die Gemeinde zog sogar vor Gericht. „Wir möchten verhindern, dass so etwas noch mal passiert. Wir sind absolut offen für einen Bürgerdialog“, bekundet Leidner.

Doch wer kommt nun zum Zug? Wird gebaut, wird abgerissen oder passiert weiterhin nichts? Theoretisch, erklärte Leidner, könnte Oktoberwind die Anlagen nochmals genehmigen lassen. „Dazu müssten aber wieder neue Gutachten erstellt werden. Ich halte das für sehr unwahrscheinlich.“ Was das Projekt der Energiegenossenschaft angeht, zeigte er sich hingegen optimistisch: „Dadurch, dass es Interessenten gibt, ist nun der Druck auf Kreisebene da.“

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