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„Ist Luisa hier?“ Wie diese Frage beim Ausgehen für Schutz vor Belästigung sorgen soll

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Club in London
Wer in einer Bar, Kneipe oder Diskothek belästigt wird, soll beim Personal nach „Luisa“ fragen. Dann erhält man diskret Hilfe. (Symbolbild) © Alberto Pezzali/AP/dpa

Das Prinzip der Kampagne „Luisa ist hier!“ ist simpel: An der Theke im Club, in einer Bar oder in einer Kneipe nach Luisa fragen und das Personal weiß, dass diskrete Hilfe benötigt wird. Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) etabliert das Projekt derzeit in Fulda. 

Fulda - Unangenehme Situationen primär abends beim Weggehen in Kneipen oder im Club kennen womöglich die meisten, doch oft fehlt einem in genau solchen Momenten der Mut, nach Hilfe zu fragen oder sich eigenständig aus der Situation zu lösen. Manchmal ist das Gegenüber auch so aufdringlich, dass es gar nicht möglich ist, alleine aus der unangenehmen Situation zu entkommen. Doch damit soll jetzt Schluss sein.

Fulda: „Ist Luisa hier?“ - mehr Schutz und Sicherheit beim Ausgehen

Die Frage „Ist Luisa hier?“ bedarf keiner weiteren Erklärung. Das Theken- und Club-Personal weiß sofort Bescheid und bietet der betroffenen Person einen diskreten Weg aus der Situation. Sie bieten dem Gast einen sicheren Platz und im Anschluss die Möglichkeit, die Polizei oder ein Taxi zu rufen, die Jacke von der Garderobe zu holen oder eine Vertrauensperson, beispielsweise die Begleitung, zu informieren. Es geht um schnelle, unkomplizierte Hilfe, für die kein Fachwissen benötigt wird.

Zu solchen unangenehmen Situationen zählen nicht nur Dates, die aus dem Ruder gelaufen sind, sexuelle Belästigung oder eine Drohung. Auch bei einem unangenehmen Gefühl kann die Frage jederzeit gestellt werden. Übrigens dürfen auch Männer nach Luisa fragen. Denn Männer können sich gerade im Nachtleben ebenfalls in unangenehmen Situationen befinden.

„Ein sicheres Gefühl beim Feiern vermitteln“, beschreibt Sarah Schultheis vom Sozialdienst katholischer Frauen in Fulda die Idee hinter der Kampagne „Luisa ist hier!“. „Das Angebot richtet sich an alle Menschen, die Opfer werden – ganz egal ob Frau oder Mann“, führt Schultheis fort. (Lesen Sie auch: Sexuelle Belästigung in Fulda: Unbekannter berührt 17-Jährige unsittlich)

Der SkF will das Projekt „Luisa ist hier!“ auch in Fulda etablieren
Sarah Schultheis und Christina Schwan vom Sozialdienst katholischer Frauen, stellten die Kampagne „Luisa ist hier!“ in der Alten Schule in Fulda vor. © Olivia Stienecker

Die Frage nach Luisa ist Ende 2016 vom Verein Frauen-Notruf Münster initiiert worden. Mittlerweile hat sich Luisa in ganz Deutschland bis über die Grenzen nach Österreich und in die Schweiz einen Namen gemacht. Das Konzept ist einfach erklärt: Jeder, der Hilfe benötigt, bekommt dank Luisa eine diskrete Möglichkeit, aus einer unangenehmen Situation zu entfliehen.

Die Frage, wieso gerade nach Luisa gefragt wird, lässt sich einfach erklären: Der Name hat einen Kopfton, weswegen er sich beispielsweise auch im Club bei lauter Musik gut verstehen lässt.

Dabei muss niemand erklären, was passiert ist – denn die Frage beinhaltet die unterschiedlichsten Möglichkeiten, weshalb sich jemand unwohl fühlt. „Einfach unter dem Code auf sich aufmerksam machen und somit die Möglichkeit bekommen, schnell und unmittelbar Hilfe zu erhalten“, erläutert Christina Schwan vom SkF das Ziel der Kampagne.

Alle Gastronomen, die am Projekt teilnehmen möchten und den Besuchern einen noch sichereren Ort bieten wollen, können sich einfach beim Sozialdienst katholischer Frauen melden.

Das Konzept ist unkompliziert: Das Personal der teilnehmenden Lokalität bekommt in einer Schulung alle wichtigen Fakten erklärt. Zudem gibt es noch Aufkleber, Plakate und Flyer. So kann ein Aufkleber beispielsweise am Spiegel auf der Toilette angebracht werden und auf die Möglichkeit, nach Luisa zu fragen, aufmerksam machen.

Mit von der Partie seit der ersten Stunde: S-Club, Alte Schule, Heimat, Altstadt, Windmühle, Schöppchen, Bar 22, Rädchen, Krokodil sowie das Kreuz und auch das Burg Herzberg-Festival.

Video: Was ist offensives Flirten und was ist sexuelle Belästigung?

Christina Schwan, Sarah Schultheis und Alexandrina Prodan vom SkF kümmern sich primär um häusliche und sexualisierte Gewalt sowie den Kinderschutz. Doch die drei Frauen sind auch die direkten Ansprechpartnerinnen, sofern nach der Frage „Ist Luisa hier?“ weitere Hilfe benötigt wird. Denn jedes Opfer bekommt vom Thekenpersonal einen Flyer mit den Kontaktdaten des SkF ausgehändigt.

Betroffene Personen dürfen sich telefonisch unter der Telefonnummer (0661) 839110 melden. Das Team ist montags bis donnerstags von 9 bis 16 Uhr sowie freitags von 8 bis 12.30 Uhr erreichbar. Außerdem besteht die Möglichkeit, auf den Anrufbeantworter zu sprechen oder sich per Mail zu melden. (Von Olivia Stienecker)

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