In den vergangenen Jahren rückten die Erinnerungskultur und die Aufarbeitung jüdischer Historie erneut in den Fokus: Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) gründete hierfür eine Arbeitsgruppe „Jüdisches Leben in Fulda“ und richtete eine Koordinationsstelle bei der Stadtverwaltung ein.
Die Gruppe besteht aus Nachfahren ehemals in Fulda beheimateter jüdischer Familien, die heute in Tel Aviv und Chicago leben, Vertreterinnen und Vertretern der Jüdischen Gemeinde Fulda, einem Vertreter des Landesverbands jüdischer Gemeinden in Hessen, der Koordinationsstelle, dem Kulturamt sowie Stadtbaurat und Oberbürgermeister. Ziel ist unter anderem, in der Stadt Fulda Gedenkorte zu schaffen.
Der renommierte Fuldaer Künstler Franz Erhard Walther wurde nun beauftragt ein Konzept für die Gestaltung zu erstellen. Dieses sieht vor, den Friedhof durch eine flachgehaltene Umfassung im Stadtbild sichtbarer zu machen und durch eine pure Wiesenfläche, verbunden mit einem neuen Gedenkstein auf einer Aufenthaltsfläche, zum Erinnerungsort umzufunktionieren.
Wie Stadtbaurat Daniel Schreiner (parteilos) kürzlich in einer Ausschusssitzung erklärte, existierten von Walther allerdings nur erste Ideenskizzen, die in dieser Form technisch nicht direkt umsetzbar seien. Daher soll nun ein Landschaftsarchitekt aus den künstlerischen Skizzen eine technische Planung erstellen und sie mit der Koordinationsstelle abstimmen.
Mittlerweile gebe es einen neuen Gedanken, so Schreiner: Der Friedhof könnte durch „eine Art Zaun aus Buchstaben“ eingefasst werden, die einen hebräischen Psalm wiedergeben. Außerdem soll geprüft werden, ob ein Teil des Geländes abgesenkt und von Strauchwerk befreit werden kann. Die Bäume, die in den 50er und 60er Jahren gepflanzt wurden, sollen erhalten werden, obwohl Baumbestand auf jüdischen Friedhöfen eher unüblich ist.
Die Arbeitsgruppe wünscht sich auch, den Ort in „alter jüdischer Friedhof“ umzubenennen und empfiehlt, ihn nachts durch automatische Tore zu schließen. Um den Gedenkraum im Zollamt besser mit dem neuen Erinnerungsort zu verbinden, sollen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) über die künftigen Nutzungsoptionen des Zollamts Gespräche geführt werden.