1. Fuldaer Zeitung
  2. Fulda

Neues Konzept und neuer Name: Stadt Fulda will Jerusalempark umgestalten

Erstellt:

Von: Sabrina Mehler

Der Jerusalemplatz in Fulda soll umgestaltet werden.
Die Stadt Fulda will den Jerusalempark umgestalten. Der Entwurf kommt von Franz Erhard Walther. © Sabrina Mehler

Der alte jüdische Friedhof in Fulda soll umgestaltet und Erinnerungsort werden. Der Künstler Franz Erhard Walther hat dafür bereits ein künstlerisches Konzept entworfen, das sich allerdings als technisch kaum umsetzbar herausgestellt hat. Jetzt soll ein Landschaftsarchitekt helfen.

Fulda - Kaum etwas im Jerusalempark erinnert daran, dass hier bis Anfang des 20. Jahrhunderts Beisetzungen der jüdischen Gemeinde stattfanden. Und in die Jahre gekommen ist die Grünanlage in Fulda ohnehin: Der Gehweg, der Rabanus- und Sturmiusstraße verbindet, ist stark beschädigt. Bänke sollen Spaziergänger zum Ausruhen einladen, locken aber auch Menschen an, die hier vor allem in den Abendstunden Alkohol konsumieren.

Fulda: Jerusalempark soll umgestaltet werden - erster Entwurf von Franz Erhard Walther

Ein Gedenkstein deutet auf die frühere Nutzung des Parks hin, doch nur wer nah herantritt, kann die Inschrift lesen: „Errichtet von der Stadt Fulda an der Stätte des historischen Friedhofes der Fuldaer Juden, die in den Jahren der Gewaltherrschaft ihrer Bestimmung entzogen wurde.“ (Lesen Sie hier: Sichere Stadt trotz einiger „Angst Orte“ - Wo sich die Fuldaer unwohl fühlen)

Im Jahr 1938 – unmittelbar nach und noch unter dem Eindruck der Novemberpogrome – hatte die Stadt unter dem höchst umstrittenen Oberbürgermeister Dr. Franz Danzebrink den alten Friedhof enteignet, eingeebnet und in einen öffentlichen Park umgewandelt.

Dabei gilt ein jüdischer Friedhof als für die Ewigkeit angelegt, die Totenruhe darf nicht gestört werden. Darum kümmerte sich jedoch auch nach dem Krieg niemand: Teils durch mangelnde Kenntnis wurde in den 50er Jahren eine Parzelle an die Bundesvermögensverwaltung verkauft, die 1960 auf einem Teil des Friedhofs das noch heute existierende Zollamt errichten ließ. Dieser Eingriff führte zu internationalem Aufsehen und weitreichender Kritik.

Jerusalemplatz: große Aufarbeitung der jüdischen Historie in Fulda

Als Reaktion wurde im Zollamt ein Gedenkraum eingerichtet, und die Stadt Fulda ließ einen Park im Stil der damaligen Zeit errichten. Im Rahmen einer ersten großen Aufarbeitung der jüdischen Historie in Fulda auf Initiative des damaligen OB Dr. Wolfgang Hamberger wurden nicht nur die Zusammenhänge der Entstehung von Orten jüdischen Lebens bis zu ihrer Zerstörung erörtert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht, sondern es wurde versucht, den Orten einen Namen und eine Bedeutung zukommen: Damals wurde dem alten Friedhof der Name „Jerusalemplatz“ verliehen.

Der Jerusalemplatz in der Fuldaer Innenstadt soll umgebaut werden.
Der Jerusalemplatz könnte neben einem neuen Konzept auch einen neuen Namen erhalten. © Volker Nies

In den vergangenen Jahren rückten die Erinnerungskultur und die Aufarbeitung jüdischer Historie erneut in den Fokus: Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) gründete hierfür eine Arbeitsgruppe „Jüdisches Leben in Fulda“ und richtete eine Koordinationsstelle bei der Stadtverwaltung ein.

Die Gruppe besteht aus Nachfahren ehemals in Fulda beheimateter jüdischer Familien, die heute in Tel Aviv und Chicago leben, Vertreterinnen und Vertretern der Jüdischen Gemeinde Fulda, einem Vertreter des Landesverbands jüdischer Gemeinden in Hessen, der Koordinationsstelle, dem Kulturamt sowie Stadtbaurat und Oberbürgermeister. Ziel ist unter anderem, in der Stadt Fulda Gedenkorte zu schaffen.

Neues Konzept für Jerusalemplatz von Künstler Franz Erhard Walther

Der renommierte Fuldaer Künstler Franz Erhard Walther wurde nun beauftragt ein Konzept für die Gestaltung zu erstellen. Dieses sieht vor, den Friedhof durch eine flachgehaltene Umfassung im Stadtbild sichtbarer zu machen und durch eine pure Wiesenfläche, verbunden mit einem neuen Gedenkstein auf einer Aufenthaltsfläche, zum Erinnerungsort umzufunktionieren.

Wie Stadtbaurat Daniel Schreiner (parteilos) kürzlich in einer Ausschusssitzung erklärte, existierten von Walther allerdings nur erste Ideenskizzen, die in dieser Form technisch nicht direkt umsetzbar seien. Daher soll nun ein Landschaftsarchitekt aus den künstlerischen Skizzen eine technische Planung erstellen und sie mit der Koordinationsstelle abstimmen.

Mittlerweile gebe es einen neuen Gedanken, so Schreiner: Der Friedhof könnte durch „eine Art Zaun aus Buchstaben“ eingefasst werden, die einen hebräischen Psalm wiedergeben. Außerdem soll geprüft werden, ob ein Teil des Geländes abgesenkt und von Strauchwerk befreit werden kann. Die Bäume, die in den 50er und 60er Jahren gepflanzt wurden, sollen erhalten werden, obwohl Baumbestand auf jüdischen Friedhöfen eher unüblich ist.

Die Arbeitsgruppe wünscht sich auch, den Ort in „alter jüdischer Friedhof“ umzubenennen und empfiehlt, ihn nachts durch automatische Tore zu schließen. Um den Gedenkraum im Zollamt besser mit dem neuen Erinnerungsort zu verbinden, sollen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) über die künftigen Nutzungsoptionen des Zollamts Gespräche geführt werden.

Auch interessant