In ihrem Projekt haben sie ein Vorbild: K+S hat bereits einen Kaliberg komplett abgedeckt und begrünt, nämlich in Friedrichshall. Der Ort liegt in der Nähe von Hannover direkt am Mittellandkanal. 20 Jahre hat K+S gebraucht, um die Halde komplett mit Bodenaushub und Bauschutt abzudecken und zu begrünen. Im Sommer wurde die Begrünung abgeschlossen. „Das Volumen der Halde in Neuhof-Ellers ist achtmal so groß wie das des Bergs in Friedrichshall. Das heißt nicht, dass wir achtmal so viel Zeit brauchen, aber wir müssen mit mehreren Jahrzehnten rechnen“, sagt Werksleiter Keidel.
In Friedrichshalle hat K+S bei der Abdeckung Terrassen geschaffen. Auch in Neuhof sind Terrassen geplant – nach jetzigem Stand mit einem Höhenunterschied zwischen den Ebenen von 30 Metern. Die Halde soll mit einer mindestens zehn Meter dicken Schicht abdeckt werden. Diese besteht aus rund 70 Prozent Erdaushub und 30 Prozent Bauschutt. Die Qualität der angelieferten Materialien wird überwacht.
Mit dem Dickschichtverfahren soll die Menge der salzhaltigen Haldenwässer langfristig auf null reduziert werden. Heute produzieren Regen und Schnee auf dem Kaliberg salzhaltige Abwässer, die dann in einer 65 Kilometer langen Laugenleitung nach Philippsthal gebracht und in die Werra eingeleitet werden. Die Politik will die Menge der Einleitungen reduzieren. Bei einer Abdeckung der Halde würden die Niederschläge von den Pflanzen auf der Deckschicht aufgenommen werden. Die Abdeckung würde also Werra und Weser entlasten.
„Die Abdeckung ist auch ein Stück Zukunftssicherung für den Standort Neuhof-Ellers. Mit einer Lösung für die Haldenwässer hätten wir noch bessere Argumente für eine Fortführung des Kaliabbaus über 2035 hinaus“, erklärt Werksleiter Keidel. Die behördliche Genehmigung für den Kaliabbau ist bislang auf 2035 befristet. Dank der Abdeckung besteht die Option eines längeren Weiterbetriebs des Kaliwerks, und die Arbeits- und Ausbildungsplätze blieben erhalten. K+S beschäftigt in Neuhof 700 Beschäftigte plus 50 Azubis.
K+S sieht die Abdeckung auch als Schritt, um den Kaliberg langfristig wieder der Natur zurückzugeben. Die Rückstandshalde wird erst abdeckt und rekultiviert. „Am Ende bleibt ein begrünter Berg, der neuen Lebensraum für heimische Pflanzen und Tiere bietet und die Biodiversität fördert. Die grüne Halde wird sich in das Landschaftsbild einfügen, die bislang industriell genutzte Fläche der Natur zurückgegeben“, sagt Projektleiterin Müller-Glock.
Die Abdeckung soll sich selbst finanzieren. Denn das Unternehmen K+S bekommt dafür, dass es Erdaushub und Bauschutt annimmt, Geld. Seit der ersten Veröffentlichung seiner Pläne Ende März hat K+S zwei Gutachten eingeholt. Es ging um zu erwartende Belastungen durch den Lärm der Baustellengeräusche und durch die Lastwagen, die Boden und Bauschutt nach Neuhof bringen.
Das vorläufige Lärmgutachten zeigt, dass in den Straßen Memelstraße, Salzbergstraße und Ellerser Weg die Baustellengeräusche bei 46 bis 47 Dezibel (A) liegen werden. „Das entspricht Radiomusik bei Zimmerlautstärke und liegt weit unter den Grenzwerten“, sagt Projektleiterin Müller-Glock. Das Unternehmen plant, dass nur tagsüber und nicht nachts an der Abdeckung gearbeitet wird.
Auch das Verkehrsgutachten kommt zu dem Schluss, dass keine übermäßigen Belastungen zu erwarten sind. Das liegt vor allem an der günstigen Straßenanbindung des Werkes. Lastwagen mit Abdeckmaterial kommen über die A 66 und die vor zehn Jahren eröffnete, gut ausgebaute Westspange ans Werk. Sie müssen nicht durch den Ort fahren.
Das Gutachten zeigt, dass die zusätzlichen Verkehrsbewegungen auf dem vorhandenen Straßennetz problemlos abgewickelt werden können. Laut Gutachten wird auf allen Straßen die mögliche maximale Verkehrsbelastung trotz zusätzlicher Lkw-Fahrten für die Haldenabdeckung bei Weitem nicht erreicht. Selbst am Kreisel an der Landesstraße 3181, einem wichtigen Knotenpunkt der Westspange, sind durch den zusätzlichen Lkw-Verkehr keine Wartezeiten zu erwarten, und der Verkehr kann quasi ungehindert passieren.
Für die Abdeckung sollen an jedem Werktag etwa 4000 Tonnen Material angeliefert werden. Dies geschieht zum einen per Bahn – ein Güterzug pro Tag –, zum anderen per Lastwagen – rund 150 Lastwagen pro Tag. Da in Zukunft etwa ein Zug mit Kaliprodukten pro Tag weniger das Werk verlassen wird, soll sich an der Anzahl der Bahntransporte langfristig nichts ändern.
Eine Frage, die im Raum steht ist, warum Kali und Salz den Abraum nicht unter Tage bringt. Aus Sicht von K+S ist das keine Lösung: Die Halde besteht aus mehr als 130 Millionen Tonnen Salzgestein und anderen Mineralien. Wollte man das unter Tage bringen, müsste der Abraum über Jahrzehnte hinweg abgebaut, zerkleinert, getrocknet und transportiert werden, was mit Lärm und Staub sowie einem hohen Energieverbrauch einhergehen würde.
Zudem könnte die Halde nicht ansatzweise vollständig in das Bergwerk zurückgebracht werden: Zum einen hat das gelockerte Material ein deutlich größeres Volumen als massives Salzgestein; zum anderen stehen weite Teile der Hohlräume nicht zur Verfügung.