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In den Ferien bleiben die Duschen kalt - Kreis und Stadt Fulda wollen Gasverbrauch reduzieren

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Von: Volker Nies

Heizkraftwerk
Stadt und Kreis Fulda suchen nach Möglichkeiten, den Verbrauch von Gas zu reduzieren. © dpa/Marijan Murat

Zuerst wurde die Wassertemperatur in Hallen- und Freibädern um ein Grad reduziert, jetzt sollen in den Ferien die Duschen in den Schulturnhallen kalt bleiben. Landkreis und Stadt Fulda erhöhen ihre Anstrengungen, um den Gasverbrauch zu reduzieren.

Fulda - „In früheren Jahren konnten die Vereine die Schulturnhallen während der Ferien nutzen. Die Sportler konnten nach dem Sport warm duschen. Das warme Duschen wird in diesem Sommer leider nicht möglich sein“, erklärte Landrat Bernd Woide (CDU) in der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses. „Das ist nur eine kleine Maßnahme. Wir werden in Zukunft öfter sagen müssen, dass Dinge, die bisher selbstverständlich waren, nicht mehr möglich sind“, erklärte Woide.

Fulda: Kalte Duschen in Schulen - Kreis und Stadt reduzieren Gasverbrauch

Der Landkreis Fulda müsse und wolle einen Beitrag zum Sparen von Erdgas leisten. Woide verwies auf den Lahn-Dill-Kreis. Die Kreisverwaltung in Wetzlar hat entschieden, dass sie in den Schulen und kreiseigenen Turnhallen die Heizungs- und Warmwasseraufbereitungsanlagen komplett abschaltet, und zwar zwischen dem 1. Juni und dem 18. September – also nicht nur während der Sommerferien. Der Warmwasser-Stopp soll im Lahn-Dill-Kreis 100.000 Euro einsparen.

So weit wie Wetzlar geht Woide nicht: Er will das warme Wasser nur in der Ferien abstellen. Auf die Frage von Grünen-Fraktionschefin Deborah Müller-Kottusch, ob Woide Pläne habe, die Temperaturen in den Klassenräumen abzusenken, ergänzte der Landrat, im Herbst stünden die Temperaturen in den Schulen und den übrigen Gebäuden des Landkreises auf dem Prüfstand. (Lesen Sie hier: Alternative zu Gas und Öl: Immer mehr Hausbesitzer setzen auf Wärmepumpen)

„Das ist ein wichtiges Thema, aber es ist noch nichts entschieden. Wir wollen uns zuvor auch mit den Städten abstimmen. Die Schule brauche eine gewisse Grundwärme. Das gilt umso mehr, als das Temperaturempfinden der Menschen unterschiedlich ist.“ Auch der Betrieb der Hallen- und Freibäder könnte in den nächsten Wochen für Kreis und Stadt noch einmal zum Thema werden.

RhönEnergie-Chef Martin Heun wurde vor einer Woche in einer Sitzung gefragt, ob die RhönEnergie bei einer weiteren Verknappung von Erdgas die Bäder offen halten wolle. Heun antwortete, angesichts der warmen Temperaturen müsse das Wasser im Freibad nicht erwärmt werden. Über eine eventuelle Schließung der Bäder müssten die Träger entscheiden – also der Kreis und vor allem die Stadt.

Warmwasser
Die Dusche in Schulturnhallen im Kreis Fulda sollen in den Ferien kalt bleiben. (Symbolbild) © Philipp von Ditfurth/dpa/Symbolbild

Angesichts einer möglicherweise drohenden Energie-Knappheit im Winter arbeiten die Städte an Krisenplänen und prüfen Maßnahmen zum Einsparen von Gas, die jetzt schon umgesetzt werden sollen. „Klar ist dabei: Niemand soll im Winter frieren müssen“, sagte die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Städtetages, Verena Göppert, der Deutschen Presse-Agentur.

„Klar ist: Niemand soll im Winter frieren müssen“

Viele Städte arbeiten mit ihren Krisenstäben und den kommunalen Versorgern an Krisenpläne für den Fall, dass der Bund die Notfallstufe Gas ausrufen und Gas rationiert werden sollte, hieß es vom Städtetag. Die Stadt Fulda hat schon einiges unternommen, um den Gasverbrauch zu reduzieren, berichtet Johannes Heller, Sprecher der Stadt Fulda.

„Mit Blick auf eine drohende Erdgas-Verknappung prüft die Stadt Fulda derzeit diverse Einsparmöglichkeiten, dazu gehört die Frage, ob eine Reduzierung der durchschnittlichen Rauminnentemperaturen auf das gesetzliche Minimum möglich ist“, sagt Heller.

Verbrauch sinkt

Die Appelle der Politik, im Angesicht sinkender Lieferungen aus Russland den Gasverbrauch zu reduzieren, stoßen bei den privaten Verbrauchern auf ein positives Echo. Die Haushalte in der Region verbrauchen weniger Gas – wie viel genau, das ist allerdings schwer zu sagen.

„An den aktuellen Netztransportmengen können wir ein Sparverhalten derzeit nicht eindeutig ablesen. Kurzfristige Schwankungen im Verbrauch sind in diesem Jahr offenbar eher mit der Witterung zu erklären“, erklärt die Pressestelle der RhönEnergie Fulda unserer Zeitung. Dies bedeute jedoch nicht, dass Verbraucher nicht schon Energie gespart hätten, äußert das Unternehmen.

Die Stadt testet auch technische Möglichkeiten zur Energie-Einsparung: So gibt es seit einigen Wochen ein Pilotprojekt an der Adolf-von-Dalberg-Schule, in der „intelligente Thermostatköpfe“ getestet werden. Heller erklärt: „Die Köpfe werden an allen Heizkörpern angebracht und sorgen dafür, dass die Raumtemperaturen nur im Bedarfsfall hoch geheizt werden. Dabei kann man bis zu 20 Prozent Heizenergie in Bestandsgebäuden einsparen.“

Die Stadt Fulda prüft auch, welche städtischen Gebäude gegebenenfalls nur noch teilweise oder sehr stark eingeschränkt versorgt werden können. „Auch wird derzeit untersucht, welche Gebäude bei einer weiteren Zuspitzung der Energiekrise womöglich vorübergehend vollständig aus der Nutzung genommen werden können. Zusätzlich werden, zusammen mit der Feuerwehr und Fachämtern, alternative Versorgungsmöglichkeiten erarbeitet“, erklärt Heller.

Video: Wenn das Gas knapp wird: Das wird zuerst abgeschaltet

Vom Gesamtheizenergiebedarf aller städtischer Immobilien werden etwa 68 Prozent durch Erdgas, 29 Prozent durch Fernwärme, 2,3 Prozent durch Heizöl und 0,7 Prozent über Strom gedeckt. Klar ist: In jedem Fall wird die Gasrechnung für Landkreis und Stadt deutlich höher als gedacht. „Wir erwarten allein in diesem Jahr in diesem Bereich eine Mehrausgabe in Millionenhöhe“, erklärte der Landrat.

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