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Schutz der Nacht: Neues Naturschutzgesetz soll im Kampf gegen Lichtverschmutzung helfen

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Von: Alina Komorek

Können Mieter sich bei der Weihnachtsdekoration in ihren vier Wänden frei entfalten, gibt es für den festlichen Schmuck draußen die ein oder andere Grenze. (Symbolbild)
Zahlreiche Häuser erstrahlen zu Weihnachten in bunten Lichtern. Doch das Licht kann schädlich für die Natur werden. (Symbolbild) © Frank Rumpenhorst/dpa

Der Arbeitskreis Lichtverschmutzung ist der Meinung, dass es nachts zu hell ist. Er setzt seine Hoffnung auf die Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes und kritisiert eine Entscheidung des Landkreises Fulda.

Fulda - Bald ist Weihnachten. Deshalb hängt an vielen Balkonen, Hecken und Dachgiebeln zur Zeit festliche Beleuchtung. Neben kleinen Lichtchen blinken da auch ganze Weihnachtsmänner und Engel durch die Nacht, Schlitten werden von leuchtenden Plastik-Rentieren über Dächer gezogen und Sterne strahlen bunt in die nächtliche Stadt hinein. Der Arbeitskreis Lichtverschmutzung allerdings ist sicher: Den Tieren und Pflanzen gefällt zu viel Beleuchtung, auch unabhängig von Weihnachten, nicht – es tut ihnen nicht gut.

Das Problem: Obwohl schädliche Strahlung schon länger im Bundesnaturschutzgesetz verankert ist, wurden keine konkreten Angaben gemacht, wie viel Licht in welcher Farbe und Stärke und in welchem Winkel schädlich ist. Mit der Änderung des Naturschutzgesetzes, die zum 1. März in Kraft treten wird, wird der Schutz der Nacht künftig bundesweit zur Pflichtaufgabe.

Fulda: Kampf gegen Lichtverschmutzung - Kritik am Landkreis

Bis konkrete Maßnahmen und die genauen technischen Anforderungen formuliert seien, werde es zwar noch dauern, doch das Ziel ist klar: die Bekämpfung des Insektensterbens und die Verhinderung des Rückgangs der Artenvielfalt dadurch, dass die Nacht wieder dunkel wird. Mit der Änderung des Gesetzes würde rechtlich handhabbar, wenn jemand gegen die Vorgaben verstoße. Die Änderung bestätige die Arbeit der Sternenpark-Landkreise und der Biosphärenreservatsverwaltungen.

Dass der Sternenpark Rhön und auch die Städte Hünfeld und Fulda bereits viel tun, um die Nächte möglichst dunkel zu halten, ist nach Meinung von Ingeborg Peine, Lothar Jestädt und Wolfgang Lauer vom Arbeitskreis Lichtverschmutzung noch lange nicht genug. Die meisten Mitglieder des Arbeitskreises engagieren sich schon lange in anderen Naturschutzverbänden und wollen hiermit den Fokus thematisch auf die Lichtverschmutzung lenken.

Ein Beispiel, das ihnen in schlechter Erinnerung geblieben ist, ist das bunt beleuchtete Radom auf der Wasserkuppe im Oktober, anlässlich der Feier zu 75 Jahren Hessische Verfassung. „Das war eine einmalige Sache – steht aber im Kontrast dazu, was sich die Rhön als Sternenpark auf die Fahne geschrieben hat“, findet Peine. Es sei einfach kein gutes Beispiel, wenn man in der naturgeschützten Rhön eine Veranstaltung mit viel Licht stattfinden lasse. „Der Landkreis hätte da nicht mitmachen dürfen.“ Denn der Kreis mit den vielen Sternenpark-Kommunen trage auch Verantwortung.

Doch nicht nur Insekten und kleine Säugetiere, auch der Mensch werde durch zu viel Licht gestresst. „Stellen Sie sich mal vor, man lässt auch nachts das Licht an bei Ihnen – das ist eine Foltermethode“, sagt Lauer. Und so würde es Insekten jede Nacht gehen, wenn Straßenlaternen, Lichterketten oder Werbeplakate angingen.

Video: Mehr Nachhaltigkeit durch weniger Lichtverschmutzung

„Es werden auch hier immer noch Gewerbegebiete gebaut, die die Vorgaben, die Sabine Frank vom Biosphärenreservat mit dem Land Hessen aufgeschrieben hat, nicht erfüllen“, stellt Lauer fest. Und Jestädt fügt hinzu: „Mit LEDs lassen sich alle Beleuchtungsanforderungen durchsetzen, das funktioniert technisch wunderbar.“

Obwohl der Arbeitskreis schon viele Maßnahmen umgesetzt sieht, die die Nacht dunkler machen und damit Insekten, Vögel, Säugetiere und sogar den Menschen vor zu viel Licht schützen soll, sei noch immer viel zu tun. Ein Problem: Die Erfindung der LEDs habe dazu geführt, dass viel Beleuchtung viel günstiger wurde.

Weil diese kleinen Lämpchen so stromsparend laufen, vermuten die Mitglieder des Arbeitskreises, dass dadurch auch mehr Lampen aufgehängt werden und länger leuchten. Ein besonders aktuelles Beispiel sei die Weihnachtsbeleuchtung. Nicht alles müsste immer möglichst hell ausgeleuchtet sein, finden Peine, Jestädt und Lauer.

Was das Biosphärenreservat und die Städte Fulda, Hünfeld und Gersfeld zur Lichtverschmutzung in der Region sagen, lesen Sie in der Print-Ausgabe der Fuldaer Zeitung vom 23. Dezember und im E-Paper.

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