Die Katastrophe im Krätzbachbunker: Neues Buch von Günter Sagan

Im Jahr 1944 ereignete sich im „Krätzbachbunker“ in Fulda eine Katastrophe. Das geschichtliche Ereignis ist nun Thema des neuen Buches von Günter Sagan.
Fulda - Es war ein tiefschwarzer Tag in der Geschichte von Fulda: Am 27. Dezember 1944 starben bei einem alliierten Luftangriff auf die Bahnanlagen südlich des Fuldaer Bahnhofs 707 Menschen, darunter zahlreiche Beschäftigte der Mehler-Werke sowie mehr als 240 ausländische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter.
Die Opfer hatten im vermeintlich sicheren „Krätzbachbunker“, der im Bereich zwischen Wasserturm und Lokschuppen die Gleisanlagen unterquerte, Schutz gesucht und waren dort qualvoll gestorben. Nur wenige konnten sich retten beziehungsweise lebend aus dem verschütteten Tunnel befreit werden. (Lesen Sie hier: „Jeder kann ein Held werden“ - Chris de Burgh trägt sich ins Goldene Buch der Stadt Fulda ein)
Fulda: Katastrophe im Krätzbachbunker - Neues Buch von Günter Sagan
Die Katastrophe im Krätzbachbunker ist nicht nur aus lokalhistorischer Sicht ein besonders schwerer Einschnitt, die hohen Opferzahlen sind auch aus nationaler Perspektive einzigartig: Es war der größte Massentod in einer Luftschutzanlage im gesamten damaligen Reichsgebiet, heißt es in einer Mitteilung der Stadt Fulda.
Diese und viele andere Fragen rund um die Krätzbach-Katastrophe behandelt das neue Buch von Günter Sagan „Fulda 1944. Die Katastrophe im Krätzbachbunker“, die im Imhof-Verlag (Petersberg) erschienen ist. Das Buch wurde jetzt im Beisein des Autors sowie von Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) und Verleger Dr. Michael Imhof im Fuldaer Stadtschloss der Presse vorgestellt.
Günter Sagan, studierter Pädagoge und Träger des Kulturpreises der Stadt Fulda, hat die Ereignisse akribisch recherchiert, zahlreiche Quellen gesichtet und noch lebende Zeitzeugen befragt. Anhand eindrucksvoller historischer Luftbilder und Quellen gab der Autor einen Überblick über das Buch und stellte auch den größeren historischen Zusammenhang her.
Das Buch
Fulda 1944. Die Katastrophe im Krätzbachbunker
von Günter Sagan
16,5 x 24 cm, 64 Seiten, 36 S/W-Abbildungen, Broschur
ISBN 978-3-7319-1234-7, 12,95 Euro
Zum Beispiel die Tatsache, dass der Angriff auf Fulda am 27. Dezember im Zusammenhang mit der Ardennen-Offensive stand und die Amerikaner offenbar gezielt den Nachschub für die Offensive der Wehrmacht unterbrechen wollte – US-Aufklärer hatten nämlich kurz vor Weihnachten eine große Menge an Güterwaggons auf dem Fuldaer Verschiebebahnhof entdeckt.
Luftangriff auf Fulda: Zusammenhang mit Ardennen-Offensive
Neben der Offenlegung der Gründe für die Bombardierung steht im Buch vor allem das Erleben und Leiden der Menschen im Fokus. Zahlreiche Zeitzeugenberichte lassen die Betroffenen selbst ausführlich zu Wort kommen, führen die Leserschaft nah an das Geschehen heran und vermitteln ein ergreifendes Bild der damaligen Umstände. Viele Fotos, Karten, Faksimiles von Zeitungsartikeln, Dokumente, Flugblätter und Statistiken veranschaulichen das Thema.
Eine Liste mit den Namen der Opfer zeigt, wie viele Familien aus Fulda und aus dem Umland von der Katastrophe unmittelbar betroffen waren. Auch Oberbürgermeister Wingenfeld entdeckte beim Durchsehen der Liste den Namen einer Verwandten väterlicherseits, die beim Angriff auf den Krätzbachbunker ums Leben kam und am 3. Januar 1945 beigesetzt wurde – just an dem Tag, an dem bereits der nächste Bombenangriff auf Fulda erfolgen sollte.
Der Oberbürgermeister dankte dem Autor und dem Verlag und wünschte dem Buch, das auch eindrucksvolles Anschauungsmaterial für den Schulunterricht biete, eine gute Verbreitung. (ah)