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Kerber-Immobilie und die Frage: Was kommt nach der Kaufhauskette? Wingenfeld bestätigt Verhandlungen

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Von: Sabrina Mehler

Seit mehr als acht Monaten steht das frühere Kerber-/Galeria-Gebäude leer. Die Stadt Fulda verhandelt bereits über einen Kauf.
Seit mehr als acht Monaten steht das frühere Kerber-/Galeria-Gebäude leer. Die Stadt verhandelt bereits über einen Kauf. © Patrick Wichmann

Am Montagabend hatte die Mehrheitskoalition den Magistrat öffentlich dazu aufgefordert, sich um den Kauf der Kerber-Immobilie zu bemühen. Wie OB Dr. Heiko Wingenfeld (CDU) nun gegenüber unserer Zeitung erklärt, laufen die Verhandlungen längst. 

Fulda - Beim Thema Kerber-Areal scheint es in der Stadtpolitik in Fulda Einigkeit zu geben: zum einen darin, dass die Zeit großer Warenhaus-Ketten vorbei ist, und zum anderen, dass die Stadt all ihre Möglichkeiten nutzen sollte, um das frühere Kaufhaus zu erwerben und nicht abzuwarten, bis das Gebäude in die Hände eines oder mehrerer privater Investoren fällt.

Das bekräftigt unter anderem auch Jonathan Wulff, Vorsitzender der SPD-Fraktion: „Aufgrund der zentralen Lage muss die Stadt mitbestimmen können, was an dieser Stelle entsteht. Bei einem Investor weiß man nie, ob und an wen er das Gebäude in einigen Jahren möglicherweise wieder verkauft.“ Den Kauf von Kerber habe seine Fraktion im Übrigen schon 2018 gefordert, als sich Probleme bei Galeria Kaufhof abzeichneten, erinnert Wulff. An dem Standort ließen sich Verkaufsflächen, Büroflächen und Wohnungen „hervorragend entwickeln“. Zu prüfen sei auch, ob eine Markthalle möglich wäre. „Der Trend geht hin zu einer gemischten Nutzung.“

Fulda: Die Kerber-Immobilie und die Frage: Was kommt nach der Kaufhauskette? 

Sich die „Juwelen der Innenstadt“ zu sichern, entspreche auch der Einstellung von Bündnis 90/Die Grünen, heißt es in einer Pressemitteilung. Gerade bei Schlüsselimmobilien brauche es gute Konzepte, an der viele mitarbeiten sollten, sagt Fraktionsvorsitzende Silvia Brünnel. Dies sei am besten möglich, wenn die Stadt und nicht ein Privatinvestor den früheren Kerber erwirbt.

Für die Entwicklung des Areals regen die Grünen erneut eine „Ideenwerkstatt Kaufhof“ an, dazu sollten auch Konzepte anderer Städte betrachtet werden, die ähnliche Probleme mit leerstehenden Kaufhäusern haben. Gleichzeitig lehnt die Fraktion „einseitige Nutzungskonzepte“ ab und empfiehlt ein Zentrum mit einer Mischung aus Lifestyle, Handel, Arbeit, Kultur und Begegnung. Platz sei auch für eine Markthalle oder die Volkshochschulen von Kreis und Stadt.

Ideensammlung

Auch in der von der Stadt initiierten Zukunftswerkstatt – der digitalen Ideensammlung für die Innenstadt, an der sich Bürgerinnen und Bürger beteiligen können – gibt es Vorschläge für das Kerber-Areal. Sie reichen von einer Kleinmarkthalle mit regionalen Produkten und einer Strandbar auf dem Dach über ein Haus der Generationen und ein Erlebniszentrum mit Rollerdisco bis hin zu einer flexiblen Nutzung für Vereine, Initiativen und Startups. Die Ideen sollen in Kürze von einer Jury bewertet werden, erklärt Oberbürgermeister Heiko Wingenfeld. Er kann sich vorstellen, dass einige der Anregungen aufgegriffen werden könnten.

Wie nun Oberbürgermeister Dr. Heiko Wingenfeld auf Nachfrage erklärt, befinde sich die Stadt bereits seit einigen Monaten in Verhandlungen. „Wir können es uns nicht leisten, dass das Areal jahrelang ungenutzt bleibt“, so der OB.

Das begrüßt auch die IHK Fulda: „Es ist wichtig, dass mittelfristig mit dem Gebäude etwas passiert. Nichts wäre schlimmer als jahrelanger Leerstand“, sagt Hauptgeschäftsführer Michael Konow. Das Kerber-Areal habe eine „extrem hohe“ Bedeutung für die Stadt: „Jede nachhaltige Nutzung des Gebäudes würde sich aufgrund seiner Lage positiv auf Hotellerie, Gastronomie und Handel in der Innenstadt auswirken.“

IHK und DEHOGA Fulda befürworten Pläne der Stadt, die Kerber-Immobilie zu kaufen

Steffen Ackermann, Vorsitzender der DEHOGA Fulda, erklärt: „Grundsätzlich befürworte ich sehr, wenn die Stadt Eigentümerin einer solch zentralen Immobilie wird. Ein Mix aus Handel, Kultur, Gastronomie oder gar eine lebendige Markthalle mit Genuss und Kultur, gerade in einer solch idealen Bahnhofslage, kann ein großer Gewinn für die Menschen der Region und die Gäste der Stadt sein.“ Eine Bürgerbefragung wäre reizvoll, findet er.

Der Eigentümer Kerber-Immobilien lässt sich derweil nicht in die Karten schauen. Auf die Nachfrage unserer Zeitung, ob eine Veräußerung an die Stadt Fulda überhaupt im Bereich des Möglichen liegt, heißt es vonseiten des Geschäftsführers Jörg Lehrndorfer: „Wir bitten um Ihr Verständnis, dass wir derzeit keine Stellungnahme abgeben möchten.“

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