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Ex-Schulleiter wegen Kindesmissbrauchs vor Gericht: Hinweis aus den USA brachte Ermittlungen ins Rollen

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Wegen Kindesmissbrauchs muss sich seit Mittwoch ein ehemaliger Schulleiter vor dem Landgericht Fulda verantworten. Die Ermittlungen waren nach einem Hinweis aus den USA angestoßen worden.

Fulda - Beim Prozessauftakt am Mittwoch hat der 47-jährige Angeklagte ein Teilgeständnis abgelegt. Mit einem großen Medienrummel ist der erste Verhandlungstag vor dem Landgericht Fulda begleitet worden.

Fulda: Hinweis aus USA bringt Ex-Schulleiter vor Gericht

Die Ermittlungen gegen den Mann, der in Nord- und Osthessen als Lehrer und Schulleiter tätig war, waren nach einem Hinweis der US-amerikanischen Nicht-Regierungsorganisation NCMEC („National Center for Missing and Exploited Children“, deutsch: Nationales Zentrum für vermisste und ausgebeutete Kinder) ins Rollen gekommen. Amerikanische Internetanbieter sind verpflichtet, Verdachtsfälle von Kinderpornografie an dieses Zentrum zu melden.

Und einen solchen Verdachtsfall gab es mit Blick auf den 47-Jährigen. NCMEC habe daraufhin den Behörden in Deutschland den Hinweis gegeben, dass über das soziale Netzwerk Instagram wohl eine strafbare Datei verschickt worden sei, berichtete Sebastian Zwiebel, Sprecher der Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT), am Mittwoch in Fulda. Durch den Hinweis sei der Angeklagte in Verdacht geraten, kinderpornografisches Material zu besitzen.

Bei der Auswertung von Daten nach einer Durchsuchung der Wohnung des Mannes habe sich dann im Rahmen einer digitalforensischen Untersuchung der Hinweis „auf tatsächlichen sexuellen Missbrauch“ ergeben. Diese forensische Auswertung sei häufig der entscheidende Faktor für Ermittlungen, so Zwiebel. Viele Verfahren in Deutschland gehen auf sogenannte NCMEC-Reports zurück.

Angeklagten könnten 15 Jahre Haft und Sicherungsverwahrung erwarten

Die Anklage wirft dem 47-Jährigen vor, bei mehreren Freizeiten und einer Klassenfahrt nachts sexuelle Übergriffe schlafende auf Kinder und Jugendliche begangen haben.

Nach Angaben des Gerichtssprechers sieht das Gesetz für den Fall einer Verurteilung des Ex-Schulleiters eine Freiheitsstrafe von bis zu 15 Jahren vor - „und auch hätte die Kammer für den Fall der Verurteilung zu prüfen, ob gegen den Angeklagten die Sicherungsverwahrung anzuordnen ist“.

Am Mittwoch begann in Fulda der Prozess gegen einen früheren Schulleiter, der sich in zahlreichen Fällen an Kindern und Jugendlichen vergangen haben soll.
Am Mittwoch begann in Fulda der Prozess gegen einen früheren Schulleiter, der sich in zahlreichen Fällen an Kindern und Jugendlichen vergangen haben soll. © Jonas Wenzel

Die Einlassung des Angeklagten, der bei mehreren Freizeiten und einer Klassenfahrt nachts sexuelle Übergriffe auf Kinder und Jugendliche begangen haben soll, wurde am Donnerstag fortgesetzt. Dabei wurden auch Videodateien in Augenschein genommen. Mit diesen Dateien soll der 47-Jährige Missbrauchshandlungen dokumentiert haben. Für den Prozess sind bisher fast 40 Verhandlungstage bis Ende Mai angesetzt. (dpa, lio)

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