Das bekannteste Gesicht der Kirche in Fulda - Stefan Buß wird heute 60

Der ranghöchste Vertreter der katholischen Kirche in Fulda ist Bischof Dr. Michael Gerber. Aber das bekannteste Gesicht eines Kirchenvertreters in der Stadt, das besitzt Stadtpfarrer Stefan Buß. Wo die Kirche gefragt ist, da ist er präsent. Heute (9. April 2022) wird er 60 Jahre alt.
Fulda - Wer wissen will, wie ein Pfarrer auch bei hoher Belastung den Kopf freihält für Gott, die Mitmenschen und innere Einkehr, der muss früh aufstehen. An jedem Wochentag gegen 5.30 Uhr steigt Stefan Buß auf das E-Bike und fährt eine gute Stunde lang einen großen Bogen um die Stadt Fulda.
„Vor Corona bin ich jeden Morgen 1000 Meter geschwommen. Als in der Pandemie die Bäder schlossen, bin ich aufs Radfahren umgestiegen. Die äußere Bewegung und die innere Ruhe am Morgen helfen mir, auch bei Stress ruhig zu bleiben“, sagt er (lesen Sie auch: Stadtpfarrer Stefan Buß veröffentlicht zweiten Band seiner „Impulse am Morgen“).
Fulda: Stadtpfarrer Stefan Buß wird heute 60 Jahre alt
Buß hat auch gelernt, sich den Kalender nicht zu voll zu packen und sich Zeiten für Spiritualität zu reservieren. Innerlich einkehren kann Buß auch bei seinem Hobby, dem Pilgern. In Etappen ist er einen Abschnitt des Jakobswegs gelaufen. Im Juni macht er sich auf den Weg zur letzten Etappe nach Dokkum.
Buß muss Ruhe bewahren können, denn er ist viel gefragt. So wie jetzt, wo Russland Krieg gegen die Ukraine führt. Buß hilft mit, dass ein Hilfstransport in die Ukraine fährt und ukrainische Flüchtlinge in Fulda privat untergebracht werden. Er spricht mit den Erzieherinnen der vier Kindergärten, die die Pfarrei betreut, und diskutiert in Veranstaltungen der Schulen.
„Seit Beginn des Krieges kommen mehr Menschen in die Kirche“, hat Buß festgestellt. In der Stadtpfarrkirche werden sie von einem Fastentuch zum Thema Frieden begrüßt. „Das Thema hat ganz neue Aktualität bekommen. Als wir uns im September für das Thema entschieden, ging es uns mehr um den inneren Frieden in Zeiten, die die Gesellschaft spaltet.“
Vor neun Jahren kam Buß, der seine Priesterweihe 1987 durch Erzbischof Johannes Dyba erhalten hatte, als Dompfarrer und Pfarrer der Joseph-Gemeinde nach Fulda. Ein Jahr später wurde er Pfarrer der fusionierten Innenstadtpfarrei. Verbunden ist die Aufgabe mit der Führung von vier bis 2014 selbstständigen Gemeinden mit 6500 Gläubigen.
Buß will, dass sich die Kirche einbringt in die Gesellschaft. Das hat dazu geführt, dass er mittlerweile Mitglied in 20 Gremien ist, in denen es im weitesten Sinne um die Stadt geht. „Mir ist es wichtig, dass wir dahin gehen, wo die Menschen sind. Da habe ich bisher viel Offenheit erlebt – selbst in Gaststätten, wo man das nicht unbedingt erwarten würde.“
Fulda: Innenstadtpfarrerei hat auch wegen Stefan Buß starke Magnetkraft
Die Innenstadtpfarrerei hat tatsächlich eine starke Magnetkraft entwickelt: „70 Prozent unserer Gottesdienstbesucher kommen von außerhalb der Pfarrerei. In diesen Zahlen ist der Dom enthalten, aber auch in den anderen Gotteshäusern haben wir viele Besucher von außen.“
Das liegt an vielen Helfern, aber nicht zuletzt auch am Stadtpfarrer selbst. Er ist jemand, der Menschen begeistern kann. „Ich kann andere nur dann anstecken und begeistern, wenn ich selbst brenne. Das ist mir wichtiges Leitwort geworden. Meine Lieblingsstelle im Evangelium sind die Emmaus-Jünger. Von ihnen heißt es: „Brannte uns nicht das Herz in der Brust, als er unterwegs mit uns redete?’“
Buß ist Pfarrer in der Innenstadt und zugleich Dechant in der Stadtregion. Zu dem Dekanat gehören 15 Pfarrer. Er kennt das Amt gut: Schon in seiner ersten Funktion ab 1992 als Pfarrer in Freigericht hatte er ab 1995 das Dekanat Kinzigtal geführt. „Als Dechant ist man das Bindeglied zwischen Bischof und Pfarrern – in beiden Richtungen“, erläutert Buß.
Video: 500 Gläubige feiern Bonifatiusfest in Fulda
Auf die 35 Jahre als Priester blickt er mit Dankbarkeit zurück: „Die Zeit hat mich bereichert. Ich habe viele tolle Menschen kennengelernt. Ich habe viel bewegen können – und will noch viel bewegen.“ (lesen Sie auch hier mehr: Besichtigung der Türmer-Wohnung nicht möglich - Baumängel der Stadtpfarrkirche verhindern Aufstieg).
Wer dem Stadtpfarrer gratulieren möchte, kann das heute nach der 9-Uhr-Messe in der Stadtpfarrkirche tun. Am 16. Juli lädt er die Familie und sein enges Team ein, am 17. Juli gibt es nach dem 11-Uhr-Gottesdienst ein kleines Fest im Apfelgarten des Bischofshauses. Geschenke möchte Buß nicht, dafür bittet er um Spenden für neue Pfarrzentrum, das jetzt in der Schulstraße entsteht.