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Spielfilm statt Live-Aufführung: Weihnachtsgeschichte wird in Kirche auf Leinwand gezeigt

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Von: Jasmin Herzberg

Filmdreh für die Weihnachtsgeschichte
Damit der Film so realistisch wie möglich wird, wurde die „Stallszene“ in einem richtigen Stall samt echten Schafen gedreht. © Jonas Wenzel

Die Weihnachtsgeschichte im Familiengottesdienst am heiligen Abend hat Tradition. Doch dieses Jahr wird die Geschichte aus der Feder von Pfarrer Echtermeyer nicht live aufgeführt, sondern die Gottesdienstbesucher werden einen Film zu sehen bekommen.

Künzell - „Langsam und deutlich bitte!“, lauten die Regieanweisungen von Pfarrer Wolfgang Echtermeyer, die er seinen Nachwuchstalenten immer wieder zuruft. Denn für den finalen Take – also die Aufnahme der Szene – soll alles stimmen.

Bereits seit Ende November liefen die Dreharbeiten für den Weihnachtsspielfilm, den Pfarrer Echtermeyer mit circa 40 Kindern und Jugendlichen in Künzell (Kreis Fulda) und Umgebung gedreht hat.

Fulda: Kirche zeigt eigenen Spielfilm statt Live-Aufführung zu Weihnachten

Der Film mit dem Titel „Immer werden wir es erzählen“ ersetzt in diesem Jahr das traditionelle Krippenspiel an Heiligabend in der Kirche. „Es wollten immer so viele Kinder mitspielen. Aber mit 40 Kindern auf der zwei mal zwei Meter großen Bühne in der Christophoruskirche ist es jedes Jahr sehr eng gewesen“, sagt Echtermeyer schmunzelnd.

Diese Enge will er in diesem Jahr – mit Corona noch im Hinterkopf – vermeiden. „Wir werden den fertigen Film an Heiligabend zweimal zeigen. Einmal um 14.30 Uhr und um 16 Uhr.“ Dadurch erhoffe er sich eine Entzerrung in den Familiengottesdiensten, da nicht alle gleichzeitig kommen müssen.

Das Drehbuch für das Stück stammt wie jedes Jahr aus der Feder des Pfarrers. „Ich mache das seit vielen Jahren. Bereits vorhandene Stücke hatten einfach nicht genügend Rollen“, erklärt er. (Lesen Sie hier: Weihnachten im Stall: Gottesdienst für Groß und Klein im neuen Tiergarten)

Dieses Jahr dreht sich die Weihnachtsgeschichte um einen Erzähler, der in die Gemeinde Künzell kommt, um Geschichten über aktuelle Themen wie Krankheiten oder Kriege zu erzählen. Im Anschluss an eine Veranstaltung bleibt ein Zuhörer zurück und fragt den Erzähler, ob er nicht auch eine Geschichte über Frieden kenne.

Da dieser aber selbst noch auf der Suche nach einer solchen Erzählung sei, begeben sich die beiden kurzerhand gemeinsam auf den Weg, um die Geschichte vom Frieden zu finden. Dabei treffen sie auf allerlei Persönlichkeiten – unter anderem den Advent und die Vergangenheit.

Das Stück von Pfarrer Echtermeyer beschränkt sich nicht auf die typischen Szenen rund um die Krippe. Deshalb ist es eben kein Krippenspiel im klassischen Sinne. Gedreht wurde unter anderem in der Christophoruskirche, auf einer Wiese, in einem Stall, in einer Bücherei und auch in einer Gastwirtschaft.

Alle Orte befanden sich aber in der Gemeinde. „Wir haben die Weihnachtsgeschichte hier nach Künzell geholt“, erklärt Echtermeyer. In der Christophoruskirche wurde ein sogenannter Greenscreen – also eine grüne Leinwand – aufgehängt. Dieser dient in der Nachbearbeitung dazu, mit speziellen Effekten arbeiten zu können.

Wir haben die Weihnachtsgeschichte nach Künzell geholt.

Wolfgang Echtermeyer, Pfarrer

„Wir sind alle keine Profis“, sagt der Pfarrer „aber jeder hatte Freude am Projekt und niemand war kamerascheu.“ Besonders stolz zeigt sich Echtermeyer darüber, dass man sehen konnte, wie sich die Kinder mit den Dreharbeiten entwickelt haben und immer selbstsicherer geworden sind.

Der Pfarrer stand seinen Schauspielern bei jeder Szene zur Seite. Bevor der Aufnahmeknopf an der Kamera gedrückt wurde, hat Echtermeyer die Szene noch einmal mit den Spielenden durchgesprochen. Er gab ihnen Tipps und half gleichzeitig als Souffleur, wenn es mal stockte. Klappte die Szene nicht auf Anhieb, gab es ein kurzes Klatschen und „Klappe die Zweite“ seitens des Pfarrers und alles wurde auf Anfang gesetzt.

Filmdreh für die Weihnachtsgeschichte
Das Wetter hielt die Nachwuchstalente nicht davon ab, alles für den Weihnachtsspielfilm zu geben. © Jonas Wenzel

Das fand der 16-jährige Ole Wahsner, der im Stück Josef spielt, sehr gut: „Da wir das Stück diesmal gefilmt haben und nicht live aufführen, ist es nicht so schlimm, wenn man sich verspricht.“ Wie Ole ist auch die 14-jährige Emma Weinand zufrieden mit ihrer Rolle. „Ich wollte gerne eine Hauptrolle spielen, deshalb habe ich mir Maria ausgesucht“, erklärt sie. Ihr gefällt die diesjährige Filmvariante sogar besser als die üblichen Aufführungen in der Kirche.

Neben den klassischen Hauptrollen Josef und Maria hat das Stück von Pfarrer Wolfgang Echtermeyer noch zwei weitere: die beiden Erzähler, gespielt von Polina Schwendich und Konstantin Nophut, die durch die Weihnachtsgeschichte führen. „Anfangs war ich schon etwas aufgeregt, vor der Kamera zu stehen, danach wurde es aber immer besser“, sagt Polina. Bei Konstantin hat die Kamera nicht für Lampenfieber gesorgt.

Video: Eröffnung Weihnachtsmarkt Fulda

Ob Film oder Live-Aufführung – das Auswendiglernen des Texts gehört immer dazu. Für Emilia Föller ist das aber kein Problem gewesen: „Ich habe mir meinen Text nur zweimal durchgelesen und dann konnte ich ihn“, sagt sie stolz. Aufregend war für sie aber, dass sie gleich zwei Rollen im Stück spielt – den Finanzminister und den Stern.

Auch der zwölfjährige Samuel Möller hat gleich zwei Aufgaben: Zum einen spielt er den dritten Wirt, der Maria und Josef den Stall anbietet. Zusätzlich hat er mit seiner Trompete den Ton der Fanfare eingespielt. Das Filmen hat ihm viel Spaß gemacht – „es war mal etwas anderes.“ (Lesen Sie auch: „Weihnachtsgeschenk“ für Menschen in Not: Bistum spendet zusätzliche Kirchensteuer)

Ein solches Filmprojekt braucht jedoch nicht nur gute Schauspieler, sondern auch das entsprechende technische Equipment. Die Kameras, Mikros und was noch so alles gebraucht wurde, hat die Crew vom Medienzentrum Fulda ausgeliehen bekommen. Felix Karpe arbeitet dort und war, nachdem alle Szenen im Kasten waren, für den Schnitt des Films zuständig.

Bei den Drehtagen konnte er aufgrund seines Jobs nicht selbst dabei sein. Deshalb hat ihn sein Vater Rudolf Karpe in der Rolle des Kameramanns vertreten. Karpe erklärt, dass der Videoschnitt sehr aufwendig sei. „Für eine Minute Film braucht es etwa eine Stunde in der Bearbeitung. Das ist zwar viel Arbeit aber dafür wird es schön.“

Der gesamte Weihnachtsspielfilm werde am Ende eine Länge von circa 45 Minuten haben und das Herzstück der beiden Familiengottesdienste an Heiligabend sein. Im Anschluss ist der Film auf dem YouTube-Kanal des Medienzentrums zu finden.

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